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Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Titel: Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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dringend Geld, um seine Schulden bei uns zu bezahlen.«
    Der Prinicipale ließ den Jeton mit einer Drehung aus dem Handgelenk verschwinden. »Die Schulden hat er ja auch bezahlt. So gesehen war Alessandro sogar erfolgreich.« Der Principale hüstelte. »Er hätte diesem Stronzo doch den Finger abschneiden sollen. Oder besser noch den Kopf.«
    »Wie bitte?« Alberto hatte seinen Chef nicht richtig verstanden.
    »Non è importante. Bleibt die Frage, was wir mit ihm machen?«
    Alberto und seine Freunde wussten, dass der Principale auf diese Frage keine Antwort erwartete. Er würde ihnen gleich sagen, was sie zu tun hatten. Sie hatten schon seit längerem niemanden mehr in der Lagune versenkt. Alberto konnte sich gut vorstellen, dass er sich für diese klassische Variante entscheiden würde.
    Der Principale trommelte mit den Fingern auf die Armlehne. Alberto dachte während der längeren Pause, die keiner zu unterbrechen wagte, an seinen Schwager Franco Paolo, den er gestern Mittag versetzt hatte. Er wusste nicht, was Franco von ihm wollte. Hoffentlich gab’s nicht schon wieder Probleme, er hatte momentan genug von der Sorte. Franco war ein eigenartiger Typ. Wenn er nicht der Bruder seiner Frau wäre, würde er ihm lieber aus dem Weg gehen. Er war verstockt, dabei überaus penibel, so ein richtiger Buchhalter eben. Der Principale war mit ihm zufrieden, das also immerhin. Doch warum Franco keine Frau hatte, verstand er nicht. Keine Frau und keine Freundin. Schwul war er aber auch nicht, sonst hätte man ihn damals nicht wegen unsittlicher Annäherungen aus dem Staatsdienst entlassen. Ein seltsamer Typ, wirklich. Wie es wohl hinter seiner spießigen, gottesfürchtigen Fassade aussah?
    Der Principale schlug mit der flachen Hand auf die Lehne.
    »Ich werde darüber noch etwas nachdenken. Wir sind es Alessandro schuldig, dass wir seinem Mörder besondere Aufmerksamkeit schenken. Die Strafe sollte angemessen sein. Dieser Signor Krobat läuft uns nicht davon. Ihr sagtet, er hat jetzt einen Palazzo in Venedig? Vortrefflich, da haben wir den ahnungslosen Vogel ja direkt vor unserer Flinte, symbolisch gesprochen. Ich möchte, dass ihr ihn nicht mehr aus den Augen lasst. Sobald mir etwas eingefallen ist, das dem Andenken an Alessandro gerecht wird, lasse ich es euch wissen.«
    Mit einer herrischen Handbewegung beendete er die Zusammenkunft.
    »Potete andare!«

56
    D as Teatro La Fenice hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Gleich mehrmals wurde es durch Brände zerstört. Ursprünglich als Teatro San Benedetto gegründet, wurde es 1788 zum ersten Mal ein Raub der Flammen. Aber wie ein Phönix aus der Asche erstand es neu und eröffnete 1792 als Teatro La Fenice wieder seine Pforten. Fenice, so heißt der Phönix auf Italienisch. Im Dezember 1836 brannte La Fenice erneut. Aber schon ein Jahr später hatte das Theater seinem Namen alle Ehre gemacht. Als eines der schönsten Opernhäuser Italiens feierte es fortan große Premieren von Rossini über Bellini, Puccini bis hin zu Strawinsky und Prokofjew. Auch Verdis Opern
La Traviata
und
Rigoletto
wurden im La Fenice uraufgeführt. Groß war der Schock, als La Fenice 1996 wieder abbrannte. Aber was ein richtiger Phönix ist, der steigt erneut aus der Asche und erstrahlt in altem Glanz. Auch wenn es diesmal etwas länger dauern sollte.
    Die beiden Kriminalbeamten würdigten das Opernhaus mit keinem Blick. Sie betraten die nahe gelegene Nachtbar, die zu dieser frühen Stunde noch fast menschenleer war, und steuerten direkt auf die Theke zu. Dem Barkeeper zeigten sie kurz ihre Ausweise.
    »Waren Sie auch gestern Abend hier?«, wollten sie von ihm wissen.
    Der Barkeeper nickte. »Ja, gestern Abend, vorgestern Abend, eigentlich jeden Abend seit zwei Monaten.«
    Die Beamten kamen sofort zur Sache. »Kennen Sie eine Prostituierte namens Antonella?«
    »Antonella, ja, die kenne ich. Hat sie was ausgefressen?«
    »War sie gestern Abend hier?«
    »Ja, war sie. Was sollen diese Fragen? Was ist passiert?«
    Die Kriminalbeamten schauten sich kurz an. »Allora, Sie werden es sowieso bald aus den Medien erfahren, da können wir es Ihnen auch sagen. Antonella ist tot. Man hat heute am frühen Morgen ihre Leiche gefunden, im Giardino Papadopoli.«
    Der Barkeeper langte sich erschrocken ans Kinn. »Tot, mamma mia!« Er zögerte kurz. »War das wieder dieser Serienkiller, der mit der roten Kordel?«
    Erneut schauten sich die Beamten kurz an. »Ja, er war es. Zurück zu gestern Abend. Wie lange

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