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Vereint

Vereint

Titel: Vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abbi Glines
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spannte mich sofort an, brachte aber ein Nicken zustande.
    Okay, es tat ihm also leid. Na schön. Dann konnte er ja jetzt wieder Leine ziehen und aufhören, mich anzustarren.
    »Na komm, Harlow, sag irgendwas. Gib mir mehr als ein Nicken!« Er klang genervt.
    Keine Ahnung, wieso er meinetwegen so genervt war. Ich hatte ihm doch gar nichts getan! Ich hatte versucht, ihm aus dem Weg zu gehen und seine ständigen Blicke zu ignorieren. Selbst während der Hochzeitszeremonie hatte er mich unter allen anderen Gästen ausgemacht und mich die ganze Zeit über nicht aus den Augen gelassen!
    »Liegt’s an mir, oder sprichst du generell mit niemandem? Soweit ich das mitgekriegt habe, hast du mit den anderen Gästen auch nicht übermäßig viel geplaudert.«
    Auch wenn ich ihn nicht mochte und mir sein Frauengeschmack missfiel, sollte er mich auch nicht für vollkommen bescheuert halten. Das würde er umgehend Nan weitererzählen, und schon hätte sie einen weiteren Aufhänger, um sich über mich lustig machen zu können. »Ich hab’s nicht so mit Menschenansammlungen«, erklärte ich.
    Er schien sich etwas zu entspannen. »Ja, da ist schon ein ganz schöner Haufen zusammengekommen. Da kann ich das nachvollziehen.«
    Ich zwang mich zu einem Lächeln. Kein breites, aber mehr brachte ich nun mal nicht zustande. Ich war nicht gut im Heucheln. Noch nie gewesen.
    »Du magst mich nicht, richtig?« Ihm entging aber auch nichts.
    Ich hätte aus Höflichkeit lügen können. Meine Großmutter hatte mir beigebracht, überhaupt nichts zu sagen, wenn ich nichts Nettes sagen konnte. »Ich mag Nan nicht«, erwiderte ich aufrichtig. Höflich war das zwar nicht, aber es stimmte.
    Anstatt zu protestieren, brach Grant in Gelächter aus. Und zwar nicht etwa in ein leises, belustigtes Gelächter, sondern in ein schallendes, als hätte ich den Witz schlechthin gerissen. Ich beobachtete ihn und hasste ihn nur noch mehr, weil er so unglaublich gut aussah, wenn er lachte. Das war unfair. Ich wollte ihn doch überhaupt nicht attraktiv finden.
    »Sorry!« Er wischte sich die Tränen aus den Augen und grinste mich an. »Aber mit so einer Antwort hatte ich aus deinem süßen Mund nun wirklich nicht gerechnet. Hach, war das lustig!«
    Ich fand das überhaupt nicht lustig. Glaubte er, ich machte Scherze?
    »Ich glaube, da bist du nicht allein, meine Schöne. Die meisten Leute würden dir zustimmen. Vor allem die anderen Hochzeitsgäste hier.«
    Ich schwieg. Er dagegen mochte Nan offensichtlich.
    »Nachdem du das anscheinend nicht näher ausführen willst, gehe ich mal davon aus, dass du nicht mit mir sprichst, weil ich Nan gedatet habe und du sie nicht leiden kannst, hm?«
    Ich zuckte mit den Achseln. Nicht ganz. Es steckte mehr dahinter. Aber ihm das zu erklären wäre wiederum unhöflich, und das sollte man doch nicht sein. Aber entweder pfiff ich darauf, oder aber ich nahm hin, dass er mich für stumm hielt. Ich wollte nicht, dass er sich vor Nan über mich den Mund zerriss. In der Hinsicht hatte ich schon genug von ihr abgekriegt.
    »Ich kann jemandem, der Nan datet, von Haus aus nichts abgewinnen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er irgendwelche Eigenschaften besitzt, die ihn in meinen Augen interessant machen könnten. Und ich vergeude meine Zeit nun mal nicht gern mit Leuten, mit denen ich mich danach ohnehin nie mehr abgebe.« Das war schroffer herausgekommen als beabsichtigt. Verflixte Ehrlichkeit.
    Grant zuckte zusammen. Oje, ich warf Nan vor, ein Biest zu sein, und benahm mich selbst genauso schlimm. Das ging nicht. Auf gar keinen Fall. »Hör mal, das kam jetzt falsch rüber. Tut mir leid. Was ich eigentlich sagen wollte, ist, dass ich Nan nicht ausstehen kann. Kein bisschen. Mir ist nicht klar, warum irgendjemand, der nicht mit ihr verwandt ist, sie freiwillig ertragen kann. Die Tatsache, dass du sie nicht nur ertragen, sondern sogar gedatet hast, sagt mir, dass du und ich niemals Freunde sein können. Tut mir leid. Sorry, wenn das jetzt zickig klingt, denn eigentlich bin ich eine nette Person. Aber ich versuche halt, mich von gemeinen Menschen fernzuhalten. Und Nan ist nun mal der Inbegriff der Gemeinheit, was mich zu dem Schluss kommen lässt, dass du es auch sein musst. Gemeine Menschen halten zusammen.« Ich merkte, dass ich alles nur noch schlimmer machte, und verstummte. Dann stand ich auf und schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln, zu dem ich mich diesmal gar nicht zwingen musste, weil ich wirklich ein schlechtes Gewissen

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