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Vereist (German Edition)

Vereist (German Edition)

Titel: Vereist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
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schwimmen?«
    »Kann ich. Aber ich tue es nur, wenn ich muss. Vor fünf Jahren habe ich mich dazu überwunden, es zu lernen. Seit dem Tag damals war ich nicht mehr im Wasser gewesen. Aber ich hatte die Nase voll davon, Ausreden zu erfinden, warum ich nicht mit Freunden schwimmen gehen wollte. Sogar Geburtstagspartys ließ ich deswegen sausen. Aber dann sah ich im Fernsehen einen Film über Hawaii, und das Wasser war so wunderschön. So viele wunderbare Grün- und Blautöne. In dem Film ging es um Surferinnen. Sie waren so stark, so kühn und liebten das Wasser. Mir wurde klar, dass ich unglaublich viel verpassen würde, wenn ich nicht endlich Schwimmen lernte. Also nahm ich im Schwimmbad Unterricht.«
    »Und dann bist du nach Hawaii geflogen?«
    »Bis jetzt noch nicht.« Brynn schlang die Hände in ihrem Schoß ineinander. In ein Flugzeug zu steigen und so viel Wasser unter sich zu haben, brachte sie einfach nicht fertig.
    Sie spürte, wie Alex’ Stahlaugen sie musterten. »Hast du Angst vorm Fliegen?«, fragte er.
    Verdammt, ihm entging wirklich nichts. »Das Fliegen an sich ist kein Problem. Aber mit einer derart riesigen Wasserfläche unter mir? Das ist etwas anderes.«
    Er nickte. »Verstehe.«
    Brynn wand sich in ihrem Sessel. Sie hasste es, so gnadenlos unter die Lupe genommen zu werden. Mit diesem Gespräch hatte sie eine große Kruste abgerissen und die ungeschützte, empfindliche Haut darunter zur Besichtigung freigegeben. Ihre Hände griffen nach den Karten. Nervös fing sie an, sie zu mischen. »Jetzt kennst du meine größte Angst. Und was ist deine?«
    Alex setzte sich ein wenig aufrechter hin. Seine Augen waren auf der Hut. Aber sie hatte kein Mitleid. Dass sie ihm dieselbe Frage stellte wie er ihr, war nur fair. So wie bei dem Spiel
Wahrheit oder Pflicht
, das sie als Elf- oder Zwölfjährige gespielt hatten: Manmusste die Wahrheit sagen oder eine unangenehme Aufgabe erledigen. Wie viel würde Alex von sich preisgeben?
    Er rieb sich über den Mund und fuhr sich durchs Haar. Sie sah ihm dabei zu. An den Schläfen war sein kurzgeschnittenes schwarzes Haar von ein paar Silberfäden durchzogen. Oben stand es normalerweise stachelig ab, hatte sich aber nach drei Tagen unter Mützen und Kapuzen flachgelegt. Mit seiner Handbewegung hatte Alex die Frisur beinahe wieder in ihren Urzustand versetzt. Brynn wollte die Barthaare auf seinen Wangen berühren, die über das raue Stoppelstadium hinaus waren. Sicher würden sie sich weich anfühlen.
    Plötzlich wurde sie verlegen. Drei Tage ohne Dusche. Drei Tage voller körperlicher Anstrengung in denselben Klamotten. Sicher roch sie grauenhaft. Ihr Haar war wahrscheinlich noch ganz okay, weil sie es wie immer im Nacken zusammengebunden hatte. Und viel Make-up trug sie sowieso nie; ihre Augen und Wimpern konnten sich auch ohne ganz gut sehen lassen.
    »Schwer zu sagen.«
    »Weil du vor nichts Angst hast?«
    Seine Augen nagelten sie fest. »Nein. Weil es so vieles gibt.«
    Sie blinzelte.
    Nicht die typisch männliche Antwort, die sie erwartet hatte.
    »Wovor hast du denn Angst?«
    Er fuhr sich noch einmal durchs Haar. »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Nicht vor dem Sterben, glaube ich. Nicht mehr. Das habe ich schon abgehakt. Erledigt.«
    Sie sah ihm ins Gesicht. Er meinte es ernst.
    »Ich habe keine Angst davor, dass mir etwas zustößt. Aber der Gedanke, dass den Leuten um mich herum etwas passieren könnte, macht mich nervös.« Über die Schulter warf er einen Blick auf Ryan. Brynn sah die Stiefel des schlafenden Mannes unter den dünnen Decken hervorlugen. Ihre Augen kehrten zu Alex zurück. Er sagte: »Ich mache mir mehr Sorgen um dich und ihn, falls man uns hier draußen nicht findet. Was mit mir passiert, ist mir egal.«
    Alex wirkte plötzlich ein bisschen erschrocken, und Brynn war klar, dass die Worte ihn mindestens so sehr überrascht hatten wie sie.
    Die Worte waren Alex herausgerutscht, bevor er Zeit gehabt hatte, darüber nachzudenken. Aber sie stimmten. Er wollte nicht, dass seine neuen Freunde litten. Vor allem nicht wegen ihm. Zwar führte er nicht Besands Hand, aber er lenkte Besands Aufmerksamkeit auf die Gruppe. Deshalb waren seine neuen Freunde jetzt in Gefahr.
    »Wir können uns auf den Rückweg machen, sobald das Wetter besser wird. Wir müssen nicht darauf warten, dass uns jemand findet.«
    »Ich weiß«, sagte Alex. »Es ist mehr …« Er suchte nach den richtigen Worten.
    Brynn legte den Kopf fast auf dieselbe Art schief wie Kiana.

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