Verfault 2 xinxii
Blut, das hervorgespuckt wurde und ein röchelndes Antworten: »Madame, ich verstehe Ihren Zorn, aber ich bin nicht für Ihre Wünsche verantwortlich.«
Meine Stimme vibrierte hysterisch: »Für meine Wünsche? Ich habe mir bestimmt nicht gewünscht, dass mein Sohn in einem magischen Spiegel gefangen wird! Sind Sie wahnsinnig?« Ich ließ seinen Kopf einfach fallen und er prallte dumpf klackend auf den gefliesten Fußboden. Er stöhnte daraufhin und Blut blubberte erneut aus seinem Mund. Ich war im Begriff, meine Schimpftirade fortzusetzen, als sich eine Erinnerung in meinen Gedanken festsetzte. Plötzlich schien die Welt stillzustehen und ein heftiger Druck, quälte mich im Bereich der Brust. Mein Atem schien zu versagen und mein Blutkreislauf zu stoppen. Ich rang nach Luft, da mir mein Wunsch von vorhin einfiel! Ich hatte mir genau dies gewünscht! Ich hatte mir gewünscht alleine und ohne Kind zu sein und dieser kranke Wunsch war in Erfüllung gegangen. Ich hatte es doch nur so dahingesagt ohne Nachzudenken. Oh, mein Gott!
Ich fühlte mich wie im Inneren eines Kreisels und ließ mich flach auf den Boden fallen. Ich hatte Etienne verwünscht und nun war er fort. Mein verschwommener Blick fiel in den Spiegel und ich sah Etienne in unendlicher Ferne; in einer anderen Welt und es war meine Schuld. Der Alte hinter mir röchelte unaufhörlich und meine Wut auf ihn war immer noch vorhanden. »Warum haben Sie mich nicht in klaren Worten gewarnt? Warum nicht?«
Ein blubberndes Irgendwas kam zurück und ich verstand kein Wort. Es war auch egal. Wer konnte schon damit rechnen, dass man seinen Sohn fortwünscht?
Ich weiß nicht, wie lange ich mit offenen Augen untätig dalag. Irgendwann stoppte jedenfalls das keuchende Atmen hinter mir und der Alte war entweder tot oder hatte sich erholt. Es war mir egal. Ich schaute auf meine rot-gefärbten Hände, die vom getrockneten Blut spannten und mir fiel erneut der Ring ein. Die Konsequenzen kümmerten mich nicht und ich wollte es versuchen. Ich hatte keine Ahnung, was geschehen würde, aber ich würde diesen Ort nicht ohne meinen Sohn verlassen. Ich erhob mich wie in Zeitlupe und blickte zu dem Besitzer des Kabinetts. Er schien zu schlafen, denn sein Brustkorb bewegte sich regelmäßig. Er sah furchtbar aus, aber ich konnte mich jetzt nicht um ihn kümmern. Ich ging zum Spiegel und schaute hinein. Mein Sohn saß in irgendeinem nebligen Nichts und schaute traurig zu Boden. Ich klopfte an das Glas, aber er reagierte nicht. Ich war bereit, alles auf eine Karte zu setzen, nahm meinen Ring vom Finger und hielt ihn so fest ich konnte zwischen Daumen und Zeigefinger. Ich setzte ihn auf die Oberfläche des alten Spiegels und drückte dagegen. Gleichzeitig zog ich ihn über das Glas und der Spiegel brach in einem schrecklichen Geräusch, das an quietschende Bremsen erinnerte, an dieser Stelle auseinander. Ich fuhr fort und hackte mit dem Diamanten auf den Spiegel ein, bis er in vielen Stücken klirrend auf den Boden fiel. Er war zerbrochen.
Ich war zerbrochen, denn kein Wunder geschah! Der Spiegel war kaputt, aber Etienne war nirgendwo zu sehen. Hatte ich ihn ermordet?
Irgendeine Stimme drang immer lauter werdend an mein Ohr.
»Madame, Madame. Was ist denn los mit Ihnen? Möchten Sie nun Tickets oder nicht?«
Ich stand vor der schäbigen Bude und schaute ins Gesicht des alten Mannes, den ich doch gerade erst halb-tot geschlagen hatte. »Was ist ... Wo bin ich?«, konnte ich nur stammeln.
»Sie sind ...«
»Wo ist meine Sohn?«, ich drehte mich hysterisch nach allen Seiten um und brüllte wie verrückt: »Etienne, Etienne!« Ich konnte ihn nicht entdecken und fing an zu schluchzen: »Mein Sohn ...«
»Madame, er ist doch hier! Dort vorne!«
Ich blickte in die Richtung seines Fingers und tatsächlich: Dort stand er. Direkt
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