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Verfault 2 xinxii

Verfault 2 xinxii

Titel: Verfault 2 xinxii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Beckz
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glä­ser­nen Ge­fäng­nis zu be­frei­en. Ich hat­te kei­ne Ah­nung, wel­che per­ver­sen Mäch­te hier am Werk wa­ren, aber ich war eine Mut­ter, die zu kämp­fen be­reit war.
    Ich be­gann je­den ein­zel­nen Qua­drat­zen­ti­me­ter des Spie­gels ab­zu­klop­fen, um even­tu­ell ir­gend­ei­ne Un­re­gel­mäßig­keit zu ent­decken, aber ich konn­te nichts ent­decken.  Ich ver­such­te mit­hil­fe ei­ner Na­gel­fei­le, die ich in mei­ner Hand­ta­sche trug, einen Teil des Rah­mens zu lö­sen und brach mir da­bei einen Fin­ger­na­gel ab, wo­durch Horn­tei­le aus dem Na­gel­bett ge­ris­sen wur­den. Es tat furcht­bar weh, aber ich wid­me­te dem Schmerz kei­ne Auf­merk­sam­keit und riss un­kon­trol­liert einen Teil des Rah­mens ab. Ich konn­te dar­auf­hin durch einen klei­nen Spalt hin­ten den Spie­gel schau­en, aber dort war nichts Auf­fäl­li­ges zu ent­decken, son­dern nur die üb­li­chen Spu­ren der Zeit: Spinn­we­ben und Staub. Es roch nach al­tem Holz und ich hat­te das Ge­fühl, wahn­sin­nig zu wer­den, denn es war kein Weg zu ent­decken, mei­nen Sohn zu be­frei­en, der in ei­nem win­zi­gen Teil des Spie­gels zu ent­decken war. Viel­leicht gab es den­noch eine Ret­tung und ich war be­reit, al­les auf eine Kar­te zu set­zen. Zu­erst woll­te ich zu dem al­ten Mann zu­rück, aber ich brach­te es nicht fer­tig, Eti­enne al­lei­ne zu las­sen und so woll­te ich Plan B aus­führen. Ich nahm mei­nen Ehe­ring ab, den ich so­wie­so nicht mehr brau­chen wür­de und woll­te ge­ra­de mit dem dar­auf be­find­li­chen Dia­man­ten, den Spie­gel zer­schnei­den, als mich je­mand an der Schul­ter pack­te und zu­rück­riss.
    »Nein!«, drang ein Schrei an mein Ohr, »tun Sie dies nicht, sonst ist al­les ver­lo­ren!«
    Es war die Stim­me des Bu­den­be­sit­zers und wir bei­de fie­len zu­rück, wor­auf wir wie zwei wil­len­lo­se Säcke rück­lings auf den Bo­den krach­ten. Ich war so­fort wie­der auf den Kni­en und be­gann mit mei­nen Fäus­ten wie irre auf sei­nen Kör­per und sein Ge­sicht ein­zu­prü­geln. Keu­chend be­schimpf­te ich ihn da­bei und au­ßer Stöh­nen, brach­te er kei­nen Laut her­vor: »Sie ver­damm­tes Dreck­schwein! Sie Schwein. Was ist das hier für ein ver­damm­ter Ort? Was ist das hier für eine Höl­le, sie per­ver­ser Mist­kerl?« Ich ent­wickel­te au­ßer­ge­wöhn­li­che Kräf­te und der alte Mann war zu schwach, um sich zu weh­ren. Ich weiß nicht mehr, wie lan­ge ich auf ihn ein­schlug, aber als ein leich­ter Duft von Blut in der Luft lag, ließ ich von ihm ab. Ich schau­te zum ers­ten Mal be­wusst auf ihn hin­ab und rea­li­sier­te mit Er­schrecken, wie übel ich ihn zu­ge­rich­tet hat­te! Sein Ge­sicht war auf­ge­quol­len wie ein He­fe­teig und es gab kei­ne Stel­le, die nicht von sei­nem Blut be­deckt war. Ein Auge war zu­ge­schwol­len und groß wie ein Hüh­nerei, wo­ge­gen das an­de­re nur noch ein Schlitz war. Ich hat­te durch mei­ne Schlä­ge sein Ge­biss zer­bro­chen, des­sen Hälf­te halb aus sei­nem Mund rag­te. Blut sicker­te aus sei­nen Mund­win­kel und aus der Mit­te sei­nes Mun­des spru­del­ten Bläs­chen em­por, wie aus ei­nem gas­hal­ti­gen, stin­ken­den Tüm­pel. Sein rech­tes Ohr hing wie ein ab­ge­schnit­te­nes Stück Schin­ken am Kopf her­ab und mir wur­de schlag­ar­tig be­wusst, dass ich fast einen Men­schen tot­ge­schla­gen hät­te! Vor we­ni­gen Se­kun­den hät­te ich ge­schwo­ren, dass ich dazu nie­mals in der Lage sein, aber nun war es fast ge­sche­hen, wenn es nicht noch ge­sch­ah, denn der alte Mann sah al­les an­de­re als gut aus.
    Mit­leid fühl­te ich nicht, aber mir war durch­aus be­wusst, dass mir der Kerl tot über­haupt nichts nut­zen konn­te und ich sprach ihn an: »Kön­nen Sie mich hören?« Ich rüt­tel­te vor­sich­tig an sei­ner Schul­ter: »Hören Sie mich?«
    Ein Röcheln er­tön­te aus dem Loch, das ein­mal ein Mund mit Lip­pen war und ich ver­stand ein lei­ses: »Ja, Ma­da­me.«
    Er war im­mer noch höf­lich und ich konn­te es kaum fas­sen. Warum hat­te ich bloß die­sen Ort be­tre­ten? »Was ha­ben Sie mit mei­nem Sohn ge­macht? Wie be­kom­me ich ihn aus dem Spie­gel her­aus, Sie Mist­kerl?« Ich hob sei­nen Kopf.
    Ein kur­z­es Hus­ten.

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