Verfault 2 xinxii
entdeckte ein Trümmerfeld. Kein einziger Zahn vollständig! Sie ähnelten eher den Ruinen einer alten Burg, um die sich niemand mehr kümmerte. Seit Monaten hatte ich mir nicht die Zähne geputzt und ich stank wahrscheinlich aus dem Mund, wie eine furchtbare Kloake. Warum ich sie mir nicht mehr putze? Weil es mir egal war!
Obwohl ich kein Zahnarzt war, erkannte ich ohne Probleme den Kariesbefall. Mein Zahnschmelz zerfressen von Phosphor und Ammoniak. Kein Speichel floss und überall im Übergang von Zahn zu Zahnfleisch entdeckte ich schwarze oder braune Ränder. Manche Gebilde konnte man nur noch als dunkelbraune Zahnreste bezeichnen, die weniger als einen Millimeter aus dem Fleisch ragten. Der Anblick war ekelhaft, widerlich und wären es nicht meine Zähne gewesen, hätte ich mich mit ziemlicher Sicherheit übergeben müssen.
Meine Haare waren struppig, zerzaust und schuppig. Völlig ungepflegt und ohne jeden Glanz. Das Fell eines verwahrlosten Hundes konnte kaum schlimmer aussehen. Pickel und Pusteln überwucherten meine Haut. Auf der Stirn zierte mich eine hässliche Beule und überall sah ich kleine, offene Geschwüre, die ich immer wieder aufkratze. Ich konnte nicht damit aufhören und inzwischen hatte ich mehr Kratzspuren und Geschwüre am Körper, als ich zählen konnte. Kurz gesagt, ich sah aus wie ein Zombie! Dies ist keine Übertreibung! So wie ich jetzt aussah, hätte ich keine Maske gebraucht, um in irgendeinem billigen B-Movie Zombie-Film mitzuspielen. Wenn es nicht zum Heulen wäre, könnte es glatt lustig sein.
Ich war ein Wrack. Absolut fertig. Kaputt!
Natürlich wusste ich, woher mein Zustand kam, denn ich war ein intelligentes lebendes Wesen, von dem leider nicht mehr viel übrig geblieben ist. Ich ging auf die Toilette, die schon lange keine Brille mehr besaß und innen komplett mit braun-gelbem Belag überzogen war. Es war mir egal. In meinem Urin befand sich mal wieder Blut, aber es kümmerte mich nicht.
Ich verließ das Bad und betrat das Wohnzimmer, das zugleich auch mein Schlafzimmer war. Ein Schlafzimmer ohne Bett, denn ich nächtigte auf der Couch vom Sperrmüll, wenn ich überhaupt mal schlief. Das Zimmer erinnerte an eine Altglas-Sammelstelle. Überall standen und lagen Flaschen. Wodka-, Wein- und Schnapsflaschen, soweit das Auge reichte. Bierflaschen sah man allerdings nirgendwo, denn das Pfand konnte ich gut gebrauchen und erst gestern hatte ich abermals Pullen eingetauscht. Ich mochte keinen Wein, aber meist war er billiger als Bier und hatte zudem einen höheren Alkoholgehalt. Außer Flaschen bevölkerten leere Wein-Tetrapacks und unzählige Zigarettenkippen in überquellenden Aschenbechern meine Wohnung. Haustiere hatte ich auch. Einige Insekten fühlten sich offensichtlich sehr wohl bei mir. Spinnen und Fliegen um genau zu sein. Schaben hatte ich zum Glück noch nicht gesehen, aber die vermutete ich ja eh unter meiner Haut, wenn es wieder juckte und ich bis zum Irrsinn kratzen musste.
In der Ecke stand noch ein Bong und das letzte Tütchen Gras, das höchstens noch einen Gramm enthielt. Möbel besaß ich keine mehr, außer einem alten Holzstuhl, den ich aus einer Kneipe gestohlen hatte. Alles was früher einmal hier stand, hatte ich verkauft: den Fernseher, den Tisch, das Regal, die Plattensammlung, die Stereoanlage, einfach alles! Für den Stuhl und das Bett bekam ich leider keinen Cent mehr; ich hatte es versucht.
Neben dem Tütchen Gras lag noch ein anderes Tütchen, in dem sich ebenfalls nur noch Reste befanden und diese Reste sahen so harmlos aus. Ein paar kleine Kristalle nur, aber die haben mich zum Zombie werden lassen. Alles drehte sich ausschließlich um dieses Zeug. Alles! Meth-Amphetamine oder Crystal oder nur Meth. Die schlimmste Droge, die
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