Verfault 2 xinxii
verströmten den gleichen Verwesungsgeruch, der inzwischen zum ständigen Begleiter geworden war.
Charles wechselte ein paar hastige Worte mit den beiden, aber Yanis verstand den Dialekt der beiden fast nicht. Es ging um irgendwelche Schubkarren oder Pferdekarren und Yanis gab es auf, dem Gespräch folgen zu wollen. Er schaute stattdessen die Straße hinab und bemerkte, dass diese Gegend hier so gut wie noch nicht bebaut war. Sicher standen hier und dort einige Häuser, er sah eine Reihe Hühner die Straße entlangrennen, denen ein aufgebrachter Mann mit einer Schaufel hinterherlief, aber nichts erinnerte an das Paris seiner Zeit. Ihm wurde endgültig bewusst, dass die unwahrscheinlichste aller Möglichkeiten eingetroffen war: Er war in die Vergangenheit versetzt worden. Was sollte er in dieser Lage unternehmen? Warten? Weglaufen? Charles folgen?
Er entschloss sich schließlich, ihm zu folgen, denn er kannte Nichts und niemanden im Paris des Jahres 1802. Alles erschien unwirklich und auf eine gewisse Art bedrohlich. Das Paris seiner Zeit war eine helle Stadt und nachts gab es de facto keine Dunkelheit. Hier war dies anders, aber zumindest sah man die ein oder andere Straßenlaterne. Diese erzeugten jedoch eher ein diffuses Schummerlicht und deren Ölbefeuerung war nicht im Geringsten mit der Lichtintensität moderner Straßenlampen vergleichbar. Yanis vermutete, dass es alles andere als sicher war, zu dieser Zeit nachts alleine durch Paris zu laufen und dies erleichterte ihm die Entscheidung, bei Charles zu bleiben. Er trottete seinem Vorarbeiter hinterher, der einige Meter entfernt vom Ausgang zu einer Art Sammelstelle für Holzkarren ging. Circa zehn Karren standen dort kreuz und quer nebeneinander und alle zeichneten sich durch zwei Gemeinsamkeiten aus. Reste von menschlichen Überresten klebten oder lagen auf den Ladeflächen und der penetrante Geruch des Verfaulten haftete an ihnen. Charles schnappte sich den vordersten Karren und Yanis nahm den dahinter. Sie schoben die Wagen Richtung Norden Richtung Zentrum der Stadt und Yanis glaubte, einige Straßenkreuzungen wiederzuerkennen. Er stellte mit Abscheu fest, dass ein hintergründiger Gestank nicht nur von den Fuhrwerken ausging, sondern in der gesamten Pariser Luft vorhanden war. Kein Wort wechselten sie, sondern schoben stumm ihre Karren, die krächzten und knackten, als wollten sie sich gegen ihre Aufgabe sträuben.
Sie gingen vorbei an der Conciergerie, die zu dieser Zeit ein Gefängnis war, und überquerten die Seine auf der Pont au Change, die völlig anders aussah, als im modernen Paris. Einige eingehüllte, erbärmliche Gestalten lagen oder standen am Wegesrand und Yanis war froh, hier nicht alleine unterwegs zu sein. Glücklicherweise belästigte sie niemand und die Gestalten verschwanden oft so schnell in dunklen Gassen, wie sie erschienen waren. Es musste mitten in der Nacht sein, denn bis auf die Clouchards oder sonstige zwielichtige Personen, war keine Menschenseele auf den Straßen unterwegs. Gelegentlich hörten sie von entfernt schon den Klang anderer Holzkarren, deren typisches rhythmisches Klacken von Holz, das auf Stein prallt, sie schon aus einiger Entfernung ankündigte. Auf diesen Karren lagen, wie von Yanis erwartet, ebenfalls menschliche Gebeine, die sich auf dem Weg zu den Katakomben befanden. Die an den Wagen befestigten Fackeln, tauchten die Skelette in seltsame Farbmuster und manchmal schien es, als würden sie sich bewegen oder die hohlen Wangen hochziehen. Von einem Wagen hing die skelettierte Hand einer Leiche herab, die ständig gegen die Speichen des Holzrades schlug. Es hörte sich an, als würde man mit einem Stock
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