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Verfault 2 xinxii

Verfault 2 xinxii

Titel: Verfault 2 xinxii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Beckz
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die da­hin­ter auf­ge­schich­te­te Kno­chen­wand. Ein­zig ein nied­ri­ger Kno­chen­hau­fen an der Rück­wand war er­kenn­bar . Von die­sem Hau­fen ging auch der fürch­ter­li­che Ge­stank aus, denn die­se Kno­chen wa­ren teil­wei­se noch mit ver­we­sen­dem Fleisch und Res­ten von Haut überzogen. Ya­nis übergab sich er­neut und sein Be­glei­ter lach­te auf: »Bist wohl neu, was? Nimm Dir ein Tuch aus dem Bot­tich da­hin­ten und bind es Dir um den Mund!«
     
    Ya­nis ent­deck­te den Bot­tich in der Ecke und ging dort­hin. Der Bot­tich war mit bräun­li­chem Was­ser ge­füllt, in dem ei­ni­ge Lei­nen­tücher schwam­men. Er nahm ei­nes her­aus und band es sich um den Kopf. Der bes­tia­li­sche Lei­chen­ge­ruch wur­de et­was ge­mil­dert, aber lag im­mer noch do­mi­nie­rend in der Luft. Er ver­stand über­haupt nichts mehr und dach­te an einen fürch­ter­li­chen Traum, der schreck­lich real wirk­te. Er ging ge­gen jede Ver­nunft an den Hau­fen her­an und be­trach­te­te die Kno­chen. Der An­blick war schlim­mer als je­der Alb­traum. Aus den Fleischres­ten kro­chen tau­sen­de von Ma­den her­vor und über­all wa­ren Rat­ten zu er­ken­nen, die sich ein Fest­mal an fau­lem Fleisch ge­neh­mig­ten. Ein be­son­ders fet­tes Ex­em­plar, das nur noch ein Auge be­saß, nag­te an den Mus­kel­res­ten ei­nes Ober­schen­kel­kno­chens wie an ei­nem Hähn­chen­flü­gel. Die Wi­der­lich­keit die­ses sur­rea­len Ein­druckes war mit Wor­ten nicht zu be­schrei­ben und be­täub­ten Ya­nis Ge­dan­ken viel mehr als der Ge­stank, der wie­der un­ge­hemmt in sei­ne Nase drang.
    Lang­sam be­griff er, dass hier et­was ge­gen die Wis­sen­schaft ge­sch­ah. So be­ne­belt sei­ne Sin­ne auch wa­ren; zwei Er­klärun­gen ka­men ihm in den Sinn. Ers­tens: Er träum­te den per­ver­ses­ten al­ler Träu­me, wür­de bald auf­wa­chen und al­les wäre wie­der gut! Zwei­tens: Er war wirk­lich hier! Zum Zeit­punkt der Ein­la­ge­rung der Ge­bei­ne in die Kam­mer La Pas­si­on. Es war völ­lig ver­rückt, aber al­les, wirk­lich al­les, schi­en real.
    An einen Trick oder Streich sei­ner Freun­de dach­te er schon lan­ge nicht mehr, denn es war un­mög­lich, alle Kno­chen des »Fas­ses« und der Mau­er zu be­sei­ti­gen und gleich­zei­tig ver­wes­te Kno­chen her­bei­zu­schaf­fen. Noch dazu mensch­li­che, ver­we­sen­de Kno­chen! Dies war un­durch­führ­bar! Aber war es nicht noch un­mög­li­cher, zu­rück in die Zeit zu rei­sen? Ja, ohne Zwei­fel, aber den­noch war er hier. Er stand vor ei­nem Berg mensch­li­cher Über­res­te und hät­te sich am liebs­ten in Luft auf­ge­löst.
    Der Ruf sei­nes Be­glei­ters riss aus ihn aus al­len Ge­dan­ken­strän­gen: »Auf, auf, Du Lump! Ge­nug ge­kotzt und gefau­lenzt. In we­ni­gen Mi­nu­ten wird die nächs­te Fracht hier sein und dann heißt es zu­packen! Ist Dein ers­ter Tag, oder? Habe Dich je­den­falls noch nie hier ge­se­hen!«
    Ya­nis ver­such­te mit­zu­spie­len: »Ja. Mein ers­ter Tag. Muss mich erst noch dran ge­wöh­nen!«
    Der Vor­ar­bei­ter lach­te und spuck­te auf den Bo­den, dass es klatsch­te: »Aber nicht zu lan­ge dran ge­wöh­nen, Bürsch­chen. Es gibt ge­nug an­de­re, die froh über die­se Ar­beit wären!«
    Dies konn­te sich Ya­nis zwar ganz und gar nicht vors­tel­len, aber es mag da­mals so ge­we­sen sein. Er schau­te zum ers­ten Mal an sich hin­ab und sah, dass er nicht mehr sei­ne alte Jeans am Kör­per trug, son­dern eine ver­dreck­te Lei­nen­ho­se, ein schwar­zes Hemd und brau­ne, dün­ne Le­der­schu­he, die nur noch durch ihre Flicken zu­sam­men­ge­hal­ten wur­den. Er sah aus, als ge­hör­te er hier­her!
    »Wel­ches Jahr ha­ben wir?«, frag­te er un­ver­mit­telt.
    »Wel­ches Jahr wir ha­ben? Mensch Jun­ge, die Luft hier scheint Dir bei Gott nicht zu be­kom­men. 1802 ha­ben wir oder hat­test Du eine an­de­re Ant­wort er­war­tet?«
    »Nein, nein. 1802«, mur­mel­te Ya­nis vor sich hin.
    »So. Ge­nug ge­re­det. Die Fuh­re soll­te je­den Au­gen­blick ein­tref­fen. Komm!«
    Ya­nis wur­de am rech­ten Hand­ge­lenk ge­packt und der kräf­ti­ge Mann zog ihn un­sanft hin­ter sich her. Sie gin­gen ein Stück den Gang ent­lang, bis sie vor ei­nem Loch in der Decke

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