Verfault 2 xinxii
sie an der Hose ab und steckte sie in seine Hosentasche.
2012
Der eingetroffene Kommissar Leclerc stand im Seitengang von La Passion und blickte auf den jungen Mann, der dort mit dem Rücken an der Wand lehnte. In seinem Nacken lag ein Rucksack und die Hände lagen schlaff neben dem Körper. Die Augen waren zwar geöffnet und schienen ihn anzuschauen, aber als Leclerc genauer hinsah, bemerkte er, dass sie einfach durch den Gegenüber hindurchsahen. Sie fixierten nichts, trugen aber einen Ausdruck des Schreckens oder der Furcht.
»Ist er tot?«, fragte Leclerc kurz.
Ein schmaler Polizist mit viel zu kleinem Kopf bemühte sich, möglichst schnell zu antworten: »Nein. Sieht aus wie im Koma. Er...« Weiter kam er nicht, denn der Kommissar unterbrach ihn: »Dachte ich mir.«
»Wieso dachten sie dies?«, wandte sich der zweite Polizist an Leclerc.
Der Kommissar strich über seine Glatze und verweilte schließlich mit der Hand in seinem riesigen Nacken. »So einen Fall hatten wir schon einmal vor ungefähr 15 Jahren. Damals war es eine junge Frau. Sie...«, er stoppte seine Ausführungen, sah die Beamten an und wurde lauter: »Irgendetwas Auffälliges gefunden?«
Der Schmale war an der Reihe: »Nichts Besonderes, außer das hier.« Er hielt dem Kommissar ein kleines durchsichtiges Tütchen entgegen, in dem eine alte Silbermünze lag, die von grüner Patina überzogen war.
»Was ist das für eine Münze?«
»Eine 5-Franc Münze. Sieht uralt aus. Vielleicht ist der Junge ein Sammler oder so.«
Leclerc nahm das Tütchen, blickte genauer auf die Münze und zog seine glänzende Stirn in Falten: »Ja, vielleicht! Vielleicht aber auch nicht!«
Er schüttelte den Kopf, wendete sich wortlos von den Polizisten ab und verließ diesen unheimlichen Ort.
STEINE SIND STEINE
Sie strampelte wie verrückt und insgesamt waren 4 Männer nötig, um sie zu tragen. Endlich kam jemand, der ihre Beine fesselte und ihr damit ein wenig Kraft raubte. Nun bewegte sie sich auf und ab wie eine Raupe, um sich irgendwie aus der Umklammerung zu lösen. Es war zwecklos!
Man hatte sie auf frischer Tat ertappt und nackt, wie sie war, hatte man sie aus der Hütte gezerrt. Sie kreischte in höchsten Tönen und ihren Schreien, ließ sie wildeste Beschimpfungen folgen, bis ihr ein weiterer Mann auf grobe Weise, ein Stück Tuch in den Mund stopfte. Ich kannte ihn. Es war einer der Gerber und seine rot verschmierten Hände zeigten, dass er eben noch gearbeitet hatte. Ungefähr 100 Männer, Frauen und Kinder säumten den staubigen Weg, der von besagter Hütte wegführte und überall blickte man in wütende Gesichter. Diese zeigten Verachtung, waren verzerrt von Wut und Hass und erinnerten an zügellosem Irrsinn. Manche Männer hatten die Augen weit aufgerissen und versuchten die wehrlose Frau mit Fäusten zu traktieren. Die direkten Begleiter dieses seltsamen Umzuges probierten dies meist erfolglos zu verhindern. Die Männer standen zwar in vorderster Reihe, aber hin und wieder stürmte auch eine der Frauen nach dorthin, um die Ehebrecherin zu bespucken.
Auf Ehebruch stand die Todesstrafe und jeder wusste es. Der Frau war also bewusst, worauf sie sich einließ, als sie diese Hütte betreten hatte. Der Mann, mit dem sie ihren Ehemann betrog, würde ebenfalls seine gerechte Strafe bekommen, dessen war ich mir sicher, aber momentan berieten einige der Ältesten noch über ihn. Bei der Frau stand das Urteil dagegen sogleich fest und es gab keinen Spielraum in dieser Hinsicht: Tod durch Steinigung!
In den meisten Dörfern dieser Gegend war die Steinigung die am häufigsten verbreitete Hinrichtungsform und stellte eine der wenigen Attraktionen dar, die es in dieser Einöde überhaupt gab. Gewiss waren die wöchentlichen
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