Verfault 2 xinxii
Fahrten zum Markt, in die nächstgrößere Stadt eine willkommene Abwechslung, aber an einer Steinigung konnte jeder Bewohner teilnehmen, manche aktiv, die meisten passiv. Kinder, Junge und Alte, Frauen und Männer strömten jedes Mal zum Hinrichtungsplatz, um sich dieses Schauspiel nicht entgehen zu lassen!
Ich selbst kam aus der westlichen Hafenstadt Grotnepuul mit mehreren tausend Bewohnern und dort hatte der Strang die Steinigung fast vollständig abgelöst. Die Steinigung galt im Westen als rückständig und über die Maßen grausam, aber in ärmeren Vierteln wurde sie noch vereinzelt, meist in Form von Selbstjustiz, angewandt. Ich verließ damals Grotnepuul, da es dort zu viele Stellmacher gab, wie auch ich einer war. Mich verschlug es schließlich in dieses trockene Nest, ungefähr 100 Tagesmärsche von der Küste entfernt, in dem alles nach Staub roch und auch schmeckte. Ständig lag ein Schleier aus feinem Sand in der Luft und wäre nicht der Kraaneet gewesen, der direkt aus den Bergen am Ort vorbei floss, hätte hier niemand leben können. Tatsächlich war damals ein Stellmacher willkommen in Deegnezameet, so hieß dieser Ort, und ich blieb hier. Ich hatte von Beginn an genug zu tun und die Gerber waren meine besten Kunden. Anfangs fuhr ich mit meinem Ochsen und dem Wagen noch gelegentlich an die Küste, um meine Familie zu besuchen, aber seit einigen Jahren hatte ich Deegnezameet nicht mehr verlassen. Ich war zufrieden hier und auch mein Wohlstand war von Jahr zu Jahr gewachsen. Ich hatte eine Hütte gebaut und eine größere Werkstatt angelegt, in der ich meine Räder herstellte. Einmal die Woche fuhr ich zum Markt, um meine Ware auch dort anzupreisen. Mit großem Erfolg, denn ich kannte noch die Geheimnisse der alten Stellmacherkünste, die mein Vater mir beigebracht hatte. Ich heiratete die wunderschöne Tochter des Tuchmachers, die mir 4 Söhne und 2 Töchter schenkte. Die Söhne weite ich schon früh in die Kunst des Rädermachens ein und meine Töchter, die nun 7 und 9 Jahre alt waren, hatte ich dem Sohne des Schuhmachers und des Gewürzhändlers versprochen.
Der Tross der Hinrichtung zog weiter und immer noch hatte sich die Frau nicht beruhigt. Ich trottete dem Zug wie in Trance hinterher und mich trennten nur noch wenige Schrittlängen vom Hinrichtungsplatz, der hinter dem Dorf und direkt vor den Totenhügeln lag. Dort angekommen, erkannte ich bereits das Loch, das mit hölzernen Schaufeln und bloßen Händen vor langer Zeit gegraben worden war. Es befand sich genau in der Mitte des Platzes und die Männer, die die Ehebrecherin getragen hatten, steckten sie nun in dieses Erdloch. Sie, deren Scham inzwischen ein Leinentuch bedeckte, sträubte sich erneut mit allen Kräften, aber hatte auch diesmal keine Möglichkeit zu entkommen. Als sie im Loch war und einige Männer Sand hineinschaufelten, um die Frau in ihrer stehenden Position zu festigen, schaute sie nur noch von den Schultern aufwärts hinaus. Einige der schwersten Männer stampften unterdessen mit ihrem gesamten Gewicht den zuvor lockeren Sand fest.
Der Dorfälteste betrat den Platz und die Menge verstummte augenblicklich. Er nahm der Eingegrabenen das Tuch aus dem Mund und beugte sich zu ihr hinunter. Seltsamerweise war sie nun völlig still und schien sich den Worten des Ältesten und ihrem Schicksal endlich zu ergeben.
Nachdem er sich wieder von der Frau abwandte, kam er auf mich zu. In der Hand hielt er einen Stein. Dieser war stattlich wie eine Kinderfaust und hatte die maximal erlaubte Größe erreicht, denn man wollte vermeiden, dass allein der erste Wurf tödlich war. Eine Steinigung sollte qualvoll sein. Der Älteste schaute mit seinen grünen, leuchtenden Augen in meine und
Weitere Kostenlose Bücher