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Verfault 2 xinxii

Verfault 2 xinxii

Titel: Verfault 2 xinxii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Beckz
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sei­ne ge­sam­te Er­schei­nung drück­te un­end­li­che Weis­heit aus. Sei­ne über­na­tür­li­che Größe von min­des­tens zwei Bein­län­gen, der lan­ge Bart, die durch die Son­ne ge­gerb­te Haut und die ra­sier­te Kopf­haut flö­ßten na­tür­li­chen Re­spekt ein.
    Er sprach mich mit tiefer und mit­fühlen­der Stim­me an: »Ez­maeel, nach un­se­ren Bräu­chen ge­hört Dir als Ehe­mann das Recht des ers­ten Steins, wenn Du das An­recht an­nimmst«
    Ich nick­te, schau­te auf mei­ne Frau, die ein­ge­gra­ben im Loch steck­te, und nahm den Stein ent­ge­gen. Er war fast rund, da er aus dem Fluss stamm­te und end­lo­se Zei­ten vom Was­ser be­ar­bei­tet wor­den war, wie ein Künst­ler eine Skulp­tur er­schuf. Ich nahm in fest in die Hand und spür­te sei­ne Käl­te, die im Wi­der­spruch zur Hit­ze der Luft stand.
    Der Äl­tes­te wand­te sich in die­ser Se­kun­de an die Men­ge: »Wie die Über­lie­fe­run­gen seit tau­send Jah­ren be­zeu­gen und es un­ser Gott Dan-Ak-Ma-aal«, ein Mur­meln ging durch die Men­ge und alle An­we­sen­den nick­ten drei­mal in Rich­tung Bo­den, »Ver­langt, wird die­se Sün­de­rin ihre Stra­fe über­führt! Möge Dan-Ak-Ma-aal ihr gnä­dig sein!« Er­neu­tes Nicken der Men­ge, die im­mer noch still um mei­ne Frau her­um­stand.
    Der Äl­tes­te blick­te wie­der zu mir: »Ez­maeel! Wird jetzt den ers­ten Stein! Be­gin­ne!«
    Ich trat einen Schritt vor und blieb vor dem Strei­fen aus Zwei­gen ste­hen, die die Mar­kie­rung bil­de­te, hin­ter der man wer­fen muss­te. Auch die­ser Ab­stand hat­te den Zweck, den Tod hin­aus­zuzö­gern. Ich blick­te auf das Ge­steins­stück und dreh­te ihn mehr­mals in der Hand. Ich konn­te nicht auf die Schul­ter zie­len, denn dies galt als Feig­heit, vor­bei­zu­wer­fen war eh­ren­los und stell­te eine Be­lei­di­gung von Dan-Ak-Ma-aal dar. Ich muss­te den Kopf tref­fen und so­gar als mei­ne Frau mich fle­hend an­sah, nahm ich mei­ne gan­ze Kraft zu­sam­men und warf den ers­ten Stein. Ich traf und es gab ein klacken­des Ge­räusch, als wür­den zwei Stei­ne ge­gen­ein­an­der ge­schla­gen. Ich hat­te den Mund und ihre Zäh­ne ge­trof­fen. Sie schrie fürch­ter­lich auf und klang wie eine ge­quäl­te Kat­ze. Blut lief aus ih­rem Mund, die Un­ter­lip­pe war nicht mehr zu er­ken­nen und sie spuck­te ei­ni­ge Zäh­ne aus. Der an­sehn­li­che Stein lan­de­te vor ihr im Sand und schim­mer­te röt­lich.
    Ich trat zu­rück. Die Meu­te war an der Rei­he und der Äl­tes­te zeig­te stumm mit dem Zei­ge­fin­ger auf einen Mann, um an­zu­zei­gen, dass er wer­fen soll­te. So ging es im­mer wei­ter. Frau­en war es nicht er­laubt zu wer­fen, aber sie wa­ren im Mo­ment nicht mehr still, son­dern san­gen laut in meh­li­gen Stim­men. Die nächs­ten Män­ner war­fen die Stei­ne, die sie seit Mi­nu­ten in der Hand hiel­ten und bei­na­he alle tra­fen. Die gel­len­den Schreie mei­ner Frau ver­stumm­ten schließ­lich und ich wen­de­te mich ab. Der Ge­sang der Frau­en, das dump­fe Auf­pral­len der Stei­ne und das Ge­grö­le der Män­ner wur­den lei­ser und lei­ser.
     
     
     
     
    UN­ER­WÜNSCH­TES WACH­SEIN
     
    Wie jede Nacht wach­te ich schrei­end und schweiß­ge­ba­det auf. Das Kopf­kis­sen fühl­te sich an, wie ein voll­ge­so­ge­ner Schwamm und ei­ni­ge Se­kun­den später stürm­te mein 5 jäh­ri­ger Sohn ins Zim­mer: »Mama. Geht es Dir nicht gut?« Es war so lieb ge­meint von ihm und ei­gent­lich müss­te ich den Klei­nen über al­les lie­ben. Wie er so da­stand, mit dem Spi­der­man-Schlaf­an­zug und den ver­wu­sel­ten blon­den Haa­ren. Aber ich konn­te ihn nicht lie­ben! Wie furcht­bar war es für mich, dies ein­zu­ge­ste­hen, aber es war so. Ich hoff­te, dass Ni­klas es nie­mals spüren wür­de, aber ich fürch­te­te, dass je­des Kind feh­len­de Mut­ter­lie­be fühlt.
    »Doch, doch. Mein Schatz, al­les ist gut«, log ich ihn an.
    »Wa­ren es wie­der die bö­sen Träu­me?«, frag­te er mit zag­haf­ter Stim­me.
    »Ja, Ni­klas. Die bö­sen Träu­me ha­ben Mama wie­der be­sucht, aber Du musst Dich nicht fürch­ten. Es sind nur Hirn­ge­spins­te!«, ich log er­neut, denn dies wa­ren kei­ne blo­ßen Fan­tasi­en und Ni­klas soll­te nie er­fah­ren, dass er

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