Verfault 2 xinxii
Leseeinheit des Aufzuges und die Türen öffneten sich. Sobald er den Aufzug betreten hatte und sich die Türen geschlossen hatten, war der gesamte Eindruck des Schäbigen, das im Raum zuvor geherrscht hatte, mit einem Male verflogen. Der Aufzug hatte einen feinen Marmorboden und in den frisch polierten Edelstahlverkleidungen an den Wänden konnte man sein Spiegelbild erkennen. Es roch nach angenehm frischer Luft, aus der eine gute Nase eine Spur von alkoholischem Desinfektionsmittel herausfiltern konnte. Der Aufzug war einige Sekunden in Bewegung, bis das Ziel erreicht war und sich die Tür wieder öffnete. Buchhagen trat aus dem Aufzug und stand sofort in einer Schleuse, die einer Umkleidekabine glich. Hier musste er sich Überschuhe anziehen, bevor er endlich den Markt betreten durfte. Die unterirdische Markthalle war so groß wie ein halbes Fußballfeld und komplett mit weißen Fliesen versehen. Boden, Wände und Decken glänzten daher auf beeindruckende Art und Weise und wohin man auch schaute, nirgendwo war die kleinste Verunreinigung zu erkennen. Die Verkaufsstände waren gleichermaßen sauber und ihre polierten Edelstahlauslagen strahlten mit dem Raum um die Wette. Links und rechts am Rande der unterirdischen Halle standen insgesamt 10 Stände, die Spezialitäten aus verschiedenen Bereichen der Erde anboten. Kontrolleure des Gesundheitsamtes hätten hier ihre wahre Freude gehabt, denn Hygiene besaß -neben der Geheimhaltung- auf dem Frankfurter Fleischmarkt oberste Priorität. Trotzdem würden Mitarbeiter des Gesundheitsamtes niemals Zugang zu diesem Bereich erhalten, denn die angebotenen Waren entsprachen nicht gänzlich den gesetzlichen Vorgaben. Auf dem Frankfurter Fleischmarkt wurde nur eine Sorte Fleisch angeboten: Menschenfleisch!
Menschenfleisch. Die einzige Spezialität, die verwöhnte Gaumen und Menschen, mit außergewöhnlichen Vorlieben noch reizen kann. Hier gab es diese Köstlichkeit in allen Formen und Farben. In den Auslagen der Marktstände fand man frische Innereien, zarte Steaks verschiedene Wurstspezialitäten und alles, was das Genießerherz begehrte. Der erste Stand auf der linken Seite bot zahlreiche Spezialitäten aus Osteuropa an: Paprikasalami aus Ungarn, Gulasch aus Usbekistan, nahrhafte Suppen mit Innereien und abgehangenen Schinken vom jungen Mann. Es roch verlockend nach scharfen Marinaden und pfiffigen Gewürzen, sodass Buchhagen kurz an diesem Stand verweilte. Der Verkäufer sprach ihn mit Namen an und fragte nach seinen Wünschen, aber Buchhagen lehnte dankend ab. An diesem Tage war er auf der Suche nach einem edlen Stück zum Räuchern und er hoffte, es am asiatischen Stand finden. Außer ihm waren noch ungefähr 15 weitere Personen anwesend, die sich mehr oder weniger zielsicher auf dem Markt bewegten. Manche hielten schon volle Tüten in ihren Händen und waren offenbar dabei, ihren Einkauf zu beenden. Andere schienen erst kurz hier zu sein, denn sie hielten sich, wie Buchhagen selbst, noch an den ersten Ständen auf und waren ebenfalls ohne Beute. Der dicke Gemüsehändler wurde immer nervöser, je näher er dem Marktstand aus Asien kam. Ob er dort fündig werden würde?
Der Verkäufer hinter dem Tresen war ein mittelgroßer, stämmiger Thailänder, der auf den Namen Kantawong hörte. Buchhagen kannte ihn schon, denn bei ihm hatte er schon verschiedenste Delikatessen einkaufen dürfen. In der Auslage lag an diesem Tag allerdings nichts, was nach irgendeiner Besonderheit aussah. Buchhagen, der von Kantawong überschwänglich freundlich begrüßt wurde, sah zahlreiche marinierte
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