Verfault 2 xinxii
Fleischstückchen aus menschlichem Muskelfleisch, vermischt mit Pfefferkörnern und anderen Gewürzen, wie Zimtstangen und Kardamom, unterschiedlich gefärbte Curries und verschiedene Naem-Würste. Da Buchhagens Enttäuschung wohl deutlich erkennbar war, wurde er von Kantawong nochmals angesprochen: »Herr Buchhagen, ist nichts für Sie dabei? Suchen Sie etwas Bestimmtes?«
Buchhagen zögerte einen Augenblick, denn es fiel ihm immer noch nicht leicht, seine extravaganten Wünsche zu äußern. Diese Zurückhaltung war hier natürlich völlig deplatziert und so überwand er sich: »Herr Kantawong. Ich suche etwas zum Räuchern. Ich möchte meinen Smoker einweihen und suche daher ein großes Stück Fleisch. Vielleicht einen...«
Weiter kam er nicht, denn Kantawong unterbrach ihn lächelnd und freundlich: »Vielleicht einen zarten Oberschenkel?«
Buchhagen war begeistert, denn genau so etwas suchte er: »Haben Sie einen da?«
»Selbstverständlich, auch mehrere. Sonst hätte ich es doch nicht angesprochen«, er zeigte nach hinten, wo sich das Kühlhaus befand und fuhr fort, »Ich habe erst gestern eine frische Lieferung erhalten. Chinesische Balletttänzerinnen mit Zertifikaten und Fotos. Wunderschön und extrem zart!«
Buchhagen strahlte und jegliche Nervosität wich nun einer freudigen Erregung: »Wie alt waren sie?«
»15 Jahre und in perfektem Zustand!«
»Ja, das klingt fantastisch und ist genau das, was ich suche.« Buchhagen nickte voller Vorfreude vor sich hin und bemerkte nicht, wie ein kräftiger Afrikaner ihn von der Seite beobachtete.
Auf dem Frankfurter Fleischmarkt konnte man nirgendwo Preisschilder entdecken und man fragte auch nicht danach. Jedem, der hier einkaufte, war der Preis egal, da man wusste, welche hervorragende Qualität es zu erstehen gab. So erkundigte sich auch Buchhagen nicht nach dem Preis, sondern bestellte einen der angebotenen Oberschenkel eines chinesischen Mädchens. Kantawong faltete kurz die Hände zum Dank und verschwand immer noch lächelnd Richtung Kühlhaus, um Minuten später wieder zu erscheinen. In seinen Händen hielt er einen prachtvollen Oberschenkel, dessen helle Haut eindeutig auf eine Chinesin schließen ließ. In der anderen Hand hielt er ein Zertifikat und das Foto eines bildhübschen Mädchens mit strahlend schwarzen Haaren während einer Ballettaufführung. Kantawong präsentierte dies alles voller Stolz und fragte, ob Buchhagen zufrieden sei. Buchhagen bejahte dies durch heftiges Kopfnicken und war begeistert. So ein gutes Stück hatte er noch nie gekauft. Kantawong ging daraufhin zum Vakumieergerät und schweißte das Stück Fleisch sauerstofffrei ein. Er steckte den Schenkel abschließend in einen gekühlten braunen Stoffbeutel und reichte ihn Buchhagen. Der dicke Mann nahm den Beutel entgegen und war überrascht über das Gewicht, das er doch geringer eingeschätzt hatte. Nun ging es an die Bezahlung und Buchhagen fragte, was er schuldig sei.
»12000 Euro«, lautete die kurze Antwort Kantawongs und dies lag genau im erwarteten Bereich. Buchhagen stellte den Beutel zwischen seinen Beinen ab, kramte seine Geldbörse hervor und überreichte den Betrag Kantawong, der erneut die Hände faltete und sich mehrmals verbeugte. Buchhagen war mehr als glücklich mit seinem Einkauf und wollte sich gerade auf den Rückweg machen, als ihn jemand von hinten auf die Schulter tippte.
Erschrocken drehte er sich um und blickte in das Gesicht eines ihm unbekannten Mannes, der ihn locker um einen Kopf überragte. Der Mann mittleren Alters mit dem länglichen Gesicht, der dunklen Sonnenbrille und dem blonden Seitenscheitel trug einen hellbraunen Anzug und war in Begleitung der
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