Verfault 2 xinxii
Massageliege. Ich erschrak, als ich in ihr Gesicht blickte, denn es war merkwürdig verzerrt und ich begriff, was geschehen war. Ich löste mit einer Handbewegung den Knebel und Erbrochenes rutschte aus ihrem Mund. Verdammt, das wunderschöne Mädchen war tot und ich hatte nichts bemerkt. Sie musste erstickt sein, denn auch ihre Nase war völlig verstopft. Wie hatte das passieren können? Ich hatte vermutlich so in Trance tätowiert, dass ich ihre missliche Lage nicht registriert hatte. Mein Model war gestorben; lag auf meiner Liege in meinem Keller und ich hatte das Werk noch nicht einmal beenden können. Was sollte ich jetzt tun? Konnte man auf einem Leichnam noch tätowieren? Darüber würde ich bei Google sicher keine Infos finden, aber viel Zeit blieb mit sicherlich nicht. Ich musste noch alle Farben schattieren und dies würde dauern. Ich wurde unruhig und meine Lider fingen an zu zucken. Es nützte alles nichts! Ich musste weitermachen! Ich setzte mich zurück auf meinen Hocker, zog frische Handschuhe an und zog rote Farbe in die Nadel. Das Summen setzte abermals ein und ich platzierte die Maschine.
Dieses Mal würde ich ein Kunstwerk schaffen!
FRISCHFLEISCH
Alfred Buchhagen war ein kleiner, dicklicher Mann in den Fünfzigern nach dessen Silhouette eventuell das Michelin-Männchen erschaffen wurde. Auf seinem Kopf wuchsen nur noch spärlich Haare und die letzten langen Strähnen versuchte er kunstfertig -aber zunehmend erfolgloser- so über die kahlen Stellen seines Kopfes zu kämmen, dass der Schein von Haarpracht entstand. Sein Einkommen verdiente Buchhagen mit dem Gemüsestand seiner Mutter auf zahlreichen Kölner Wochenmärkten. Unter üblichen Umständen konnte er dadurch nicht reich werden, aber da er auch noch mietfrei im elterlichen Haus wohnte, blieb ihm eine beachtliche Summe übrig, die er komplett in sein Hobby investierte. Viele Menschen in seinem Umfeld bezeichneten Buchhagen als Hobbygourmet, aber er selbst sah sich vielmehr als Liebhaber der erlesensten Speisen und Getränke. Als außen Stehender war es schwer nachzuvollziehen, wie viel Geld man in diese Leidenschaft investieren konnte, aber Alfred Buchhagen war leichten Herzens bereit, für das Besondere auch eine höhere Summe zu bezahlen. Andere fuhren Ferrari, er gönnte sich einen hervorstechenden Gaumenschmaus. Auch die Küchenutensilien, die er zur Zubereitung und zum Genuss der Speisen benötigte, waren edel und exklusiv.
Erst vor einigen Tage traf eine langersehnte Bestellung aus den USA ein und wie ein kleines Kind, das zum ersten Male bewusst Geschenke auspackte, machte er sich mit einem Teppichmesser über die riesigen Kartons her, die auf zwei Paletten angeliefert wurden. Zum Vorschein kamen die Bauteile eines 84-Zoll Kitchen-Smoker der Firma Lang, für den er inkl. Verpackung, Zoll und Versand fast genau 4000 Euro bezahlt hatte. Diese Grill- und Räucherstation war gigantisch und nachdem alles zusammengebaut und das Verpackungsmaterial beseitigt war, schob er sie zu dem auserwählten Platz. Schon vor Wochen hatte er einen geeigneten Punkt im Garten ausgewählt und diesen mit einem Betonfundament versehen lassen, auf dem der Smoker sein zuhause fand. Im hinteren und seitlichen Bereich hatte er einige Buchsbäume gepflanzt und damit in seinen Augen den perfekten Grillplatz errichtet. Seine Mutter sah die Umgestaltung des Gartens mit gemischten Gefühlen, aber sie konnte ihrem Sohn seit jeher keinen Wunsch abschlagen.
Am Mittwochvormittag, einen Tag nach der Lieferung des Smokers, hatte ihn der Alltag eingeholt und er bereitete seinen Gemüsestand auf dem Rudolfplatz vor. Alfred, der hier auf dem Markt
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