Verflixt, diese Flirts
Jon und Megan, zwei Schüler der Oberstufe, die ich vor ein paar Wochen miteinander verkuppelt hatte. Megan hatte ich letztes Jahr kennengelernt, als ich ehrenamtlich im Sekretariat gearbeitet hatte. Sie und ich hatten die ganze Zeit gemeinsam über die Ablage gemacht und uns über die schriftlichen Entschuldigungen kaputtgelacht, die die Schüler für versäumte Schulstunden eingereicht hatten.
Seit ich den beiden die Liebesmail geschickt hatte, hatte ich sie nicht mehr gesehen. Aber vielleicht wäre es besser gewesen, ihre Beziehung im Blick zu behalten – denn so, wie es jetzt klang, lief es zwischen ihnen nicht gut. Ich nahm mir vor, auch mehr auf meine anderen Pärchen zu achten.
Megan lehnte sich an die Tafel und sah Jon mit verschränkten Armen an.
Er stieß einen tiefen Seufzer aus und strich sich mit der Hand durchs Haar. »Ich werde es mir überlegen.«
»Ach, komm.« Sie schmiegte sich an ihn. »Es wird sicher schön. Meine Leute werden uns praktisch das ganze Wochenende in Ruhe lassen.«
Jon wich ihr aus und drückte sich von der Tafel ab. »Es ist mir im Augenblick einfach zu viel.« Er ging zur Tür.
Ich zuckte zurück und drehte mich zu den Schließfächern hin, als würde ich mich auf dem Gang suchend nach jemandem umsehen. Jon lief an mir vorbei, ohne mich überhaupt wahrzunehmen.
Als er weg war, ertönte ein Schniefen aus dem Klassenzimmer. Offensichtlich nahm Megan es schwer. Sollte ich versuchen, mit ihr darüber zu reden?
Leise und behutsam betrat ich den Raum.
Aufgescheucht drehte Megan mir den Kopf zu. Dann sah sie weg und wischte sich die Tränen von den Wangen.
»Entschuldige, es geht mich ja nichts an«, sagte ich zu ihr, »aber ich hab dich weinen hören. Ich wollte nur sichergehen, dass alles in Ordnung ist.«
»Ach, hallo, Felicity. Es ist alles okay.« Megan hielt inne. »Außer dass er manchmal richtig fies ist!«, sprudelte es aus ihr heraus.
»Was ist denn los?«
»Ach, ich habe versucht, ein Wochenende zu planen, an dem wir mal allein sein können, aber Jon will nicht. Er spielt lieber Golf, als mit mir wegzufahren. Ich glaube, ihm liegt nichts mehr an mir.« Sie schluckte schwer. Dann sah sie mit geröteten Augen auf. »Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll! Ich versuche, etwas Schönes mit ihm zu unternehmen, aber er sieht es ganz anders als ich.«
Ich zerbrach mir den Kopf, um ihr einen Rat geben zu können. »Vielleicht … vielleicht braucht ihr einfach einen außenstehenden Dolmetscher, der zwischen euch vermittelt.«
»Du meinst so eine Art psychologischen Berater?«
»Exakt!« Ich stürzte mich auf die Idee, die mir mit jeder Sekunde immer besser vorkam. »Jungs sprechen eine andere Sprache als Mädchen. Ihr beide braucht nur jemanden, der euch dabei hilft, einander besser zu verstehen. Wenn du willst, könnte ich es sogar selber übernehmen.« Ich senkte die Stimme. »Ich hab schon ein paar meiner Freundinnen bei Liebesproblemen weitergeholfen.«
Sie schniefte. »Das könnte funktionieren. Aber was ist, wenn Jon nicht mitmacht?«
»Das wird er sicher, wenn du ihn nett darum bittest.«
Megan überlegte kurz und nickte dann entschlossen. »Also gut, ich mach’s.« Sie lächelte mit feuchten Augen. »Danke, Felicity.«
»Super! Ruf mich einfach an oder schick mir eine E-Mail, wenn ihr beide so weit seid.«
Als wir das Klassenzimmer verließen, war nicht nur Megan besserer Laune, sondern auch ich. Die restlichen Schulstunden verbrachte ich damit, mich darüber zu freuen, wie ich Megan und Jon helfen würde. Wenn ich für andere da war, würde mir das helfen, mich von meiner eigenen Tragödie mit Andy abzulenken. Wie sehr ich in meinem Job engagiert war – und in Sachen Liebe! Und darin, anderen zu helfen!
Vielleicht würde man sogar einen Preis für humanitäres Engagement nach mir benennen. Die Felicity-Walker-Auszeichnung für engagierte Jugendliche. Ja, das klang gut in meinen Ohren.
In der Bücherei machte ich mir rasch eine Liste der vorhandenen Ressourcen. Wenn ich schon Liebespaare beraten würde, dann sollte ich mich wenigstens mit den neuesten Trends vertraut machen.
1. Folgende TV-Sendungen verfolgen: Maury , Dr. Phil , Oprah und Judge Judy.
Ja, ich weiß selber, dass Judge Judy keine Ratgebersendung ist, aber Richterin Judy regiert in ihrem Gerichtssaal mit eiserner Faust. Ich konnte noch was von ihr lernen.
2. Ein paar Bücher über Dates und Kommunikation aus der Bücherei ausleihen.
3. Einen Jungen bitten, mir die Lebenssicht eines
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