Verflixt, diese Flirts
bevor der Liebeszauber verflogen war, ließ sich unmöglich sagen, ob es wahre Liebe war. Ich wünschte mir, dass Andy diesen großen Schritt nicht schon vorher gemacht hatte – der Liebeszauber wirkte nur noch einen einzigen Tag.
Ich klappte mein Biobuch zu, weil ich mich nicht auf den Text konzentrieren konnte. Bitte mach, dass sie immer noch Jungfrau ist , betete ich still. Es war alles meine Schuld, und ich konnte mein schlechtes Gewissen nicht abschütteln.
Was war, wenn sie so blind vor Liebe war, dass sie keine Kondome benutzte und schwanger wurde oder sich mit irgendwas ansteckte? Dann würde sie wie in einem dieser kitschigen Fernsehfilme als alleinerziehende Mutter enden und ich wäre die »beste« Freundin, die sie verkuppelt und damit ihr Leben ruiniert hatte.
Ich schaltete den PC ein und schrieb einen privaten Blogeintrag, den keiner außer mir lesen konnte.
Ich mache mir wegen Andy echt Sorgen. Sie hat mich nicht zurückgerufen. Sie lässt wegen Tyler alles andere links liegen. Es ist fast, als wäre sie besessen.
Wie konnte der Liebeszauber sie so umkrempeln, dass sie so schnell … »es« tun will, nach noch nicht mal zwei Wochen?
Soll ich weiter versuchen, sie auf dem Handy zu erreichen? Oder sollte ich lieber zu ihr gehen, um nach ihr zu sehen?
Ich starrte auf meine Finger, die auf der Tastatur ruhten, und mir wurde schlagartig etwas bewusst. Das hier hatte absolut nichts mit Freundschaft zu tun. Ich versuchte viel zu sehr, ihre Beziehung zu kontrollieren – was mir gar nicht zustand.
Außerdem war meine »Hilfe« noch nicht einmal gefragt.
Andy brauchte meine Freundschaft und Unterstützung, statt den Versuch, ihr überzustülpen, was ich für das Beste hielt. Denn wenn Derek meine Gefühle so erwidern würde, wie ich es mir wünschte, dann wäre ich mit ihm wahrscheinlich genauso beschäftigt wie Andy mit Tyler. War es fair von mir, mich über alles so erhaben zu fühlen, ohne zu wissen, wie ich mich in der gleichen Situation verhalten würde?
Vielleicht war es an der Zeit, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren – darauf, dass Freunde füreinander da sind, egal was kommt.
Ich löschte die Sätze und schrieb stattdessen:
Hiermit schwöre ich feierlich, meine Freunde zu unterstützen, egal welche Entscheidungen sie treffen. Denn dafür sind Freunde schließlich da, und ich würde auch wollen, dass sie mich unterstützen.
Diesen Eintrag speicherte ich und fühlte mich schon wieder viel besser. Natürlich würde meine Entscheidung meine Sorgen nicht ganz vertreiben. Aber es war ein guter erster Schritt.
Am Montagmorgen sah ich mich auf dem Hof vor der Schule nach Andy um. Sie war schon da und wedelte mit den Armen.
Ich rannte zu ihr. Mein Herz raste. Ruhig bleiben , ermahnte ich mich. Vergiss nicht: Du bist dazu da, sie zu unterstützen, nicht sie zu kontrollieren.
»Na … wie geht’s?«, fragte ich. »Hattest du viel zu tun? Ich habe gestern gar nichts von dir gehört.«
»Es ist alles okay. Es tut mir leid, ich war voll im Stress.« Sie beugte sich zu mir und flüsterte: »Tylers Großmutter wurde krank, als wir am Samstag auf der Party waren, und deshalb hatten wir keine Gelegenheit … du weißt schon. Unsere Liebe zu zementieren.«
»Ach, wirklich?« Ich bemühte mich, meine Erleichterung zu verbergen, während mir bei dem schmalzigen Bild, das sie gezeichnet hatte, insgeheim schlecht wurde. »Ach, das mit seiner Großmutter tut mir aber leid.«
Es klingelte. Wir betraten das Gebäude. Maya wartete schon am Eingang auf uns. Wir gingen zu einer Stelle auf dem Flur, wo weniger Durchgangsverkehr war, und blieben stehen, um uns noch ein bisschen zu unterhalten.
»Du siehst müde aus«, sagte Andy zu Maya. »Bekommst du in letzter Zeit überhaupt noch genug Schlaf? Oder bist du so mit Scott beschäftigt, dass du gar nicht mehr ins Bett kommst?«
Maya lächelte leicht und gab Andy einen Klaps auf den Arm. »In letzter Zeit gab es ein paar Probleme zu Hause. Du weißt ja, wie das ist.«
Hmm. Jetzt, da Andy es erwähnte, fiel auch mir auf, dass Maya sich irgendwie verändert hatte. Sie benahm sich zwar immer noch wie sonst, aber ihr Gesicht wirkte in letzter Zeit irgendwie … verhärmt. Mir fielen ihre hitzigen Bemerkungen über den Scharlachroten Buchstaben wieder ein.
»Was ist denn los?«, fragte ich Maya. »Du warst in letzter Zeit wirklich irgendwie anders.«
Sie seufzte. »Meine Eltern machen Zoff, weil ich mit Scott zusammen bin. Sie streiten nur noch – mit
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