Verflixt, diese Flirts
gegenüber total unfair ist, sie nach seinen eigenen Kriterien zu messen.«
Ich sah zu Maya hinüber. Ihre Wangen waren blutrot. Sie presste den Mund zusammen und lehnte sich zurück.
Der Zoff mit ihren Eltern scheint ihr näherzugehen, als sie zugibt. So leidenschaftlich hatte ich Maya noch nie erlebt.
»Das stimmt absolut«, sagte Mrs Kendel, ohne zu merken, wie aufgewühlt Maya war. »In Wirklichkeit sündigen wir alle, also tragen wir auch alle einen scharlachroten Buchstaben.«
Ich machte mir ein paar Notizen über das, was Mrs Kendel sagte, doch ich konnte mich nur schwer konzentrieren. Ich musste unbedingt mit Maya darüber reden, was mit ihr los war.
Und zwar so bald wie möglich.
Später am selben Vormittag schlenderten Andy und ich über den Gang zu Gesundheitslehre.
»Ach übrigens, ich hatte vorhin noch keine Gelegenheit, es dir zu sagen: Ich habe das perfekte Ballkleid gefunden«, erzählte Andy und hüpfte vor Aufregung. »Seine Farbe passt genau zu Tylers dunkelroter Schärpe.«
»Super. Derek hat mich geneckt, als ich mit ihm über zusammenpassende Kleidung für den Schulball reden wollte«, sagte ich.
Plötzlich tauchte Tyler vor uns auf. Wir blieben überrascht stehen.
»Hallo«, keuchte Andy und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Ich habe gerade von dir gesprochen. Ich habe den ganzen Vormittag nichts von dir gehört – was ist denn los?« Sie runzelte besorgt die Stirn. »Geht es deiner Großmutter wieder besser? Sie musste doch nicht etwa ins Krankenhaus, oder?«
Er wich ihrem Blick aus und holte ein zusammengefaltetes Stück Papier aus der Tasche, das er ihr übergab. »Äh, hör zu, Andy, ich bin in Eile, aber lies bitte das hier.«
»Ja, klar.«
Er drehte sich um und ging. Andys Blick folgte seiner Gestalt, die sich fluchtartig über den Flur entfernte.
»Das war aber gerade komisch«, sagte ich, um den unbehaglichen Augenblick zu überbrücken. »Vielleicht hatte er nur keine Zeit.«
Sie nickte, faltete den Zettel auseinander und überflog seinen Inhalt. Dann machte sie eine geschockte Miene. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »O Gott«, sagte sie und hielt sich die Hand vor den Mund.
»Ist alles okay?«
Wortlos reichte sie mir den Zettel.
Ich las hastig die Zeilen und biss mir auf die Unterlippe. »Das tut mir echt leid«, flüsterte ich.
Sie schniefte. »Ich glaub es einfach nicht, dass er mit mir Schluss gemacht hat, Felicity. Und dazu noch mit einem blöden Zettel! Wie konnte er nur?«
Die anderen Schüler auf dem Flur wurden durch ihre empörte Stimme aufgeschreckt. Sie drehten sich nach Andy um und starrten in ihr gerötetes Gesicht.
»Komm her.« Ich zog sie zur Seite. »Wir haben noch ein paar Minuten bis zur nächsten Stunde.«
Andy blinzelte die frischen Tränen weg, die ihr in die Augen traten. Mit zitternden Händen las sie den Brief laut vor. »Babe, ich habe lange darüber nachgedacht.« Sie blickte auf und schnaubte verächtlich. »Ja logisch. Er macht mit seiner Freundin per Zettel Schluss? Klingt, als hätte er sich wirklich den Kopf zerbrochen. Und als wir gestern Abend telefoniert haben, klang er kein bisschen so, als würde er auch nur daran denken, mich loszuwerden.«
Ich streichelte ihr den Rücken, während Andys Schmerz und meine eigenen Schuldgefühle mir Magenkrämpfe verursachten. Ich konnte ihr doch nicht erklären, dass er am Abend davor noch unter dem Liebeszauber gestanden hatte. »Ist ja gut. Ich weiß, dass du wütend bist.«
»Oh ja, das bin ich. Und verletzt.« Sie starrte wieder auf das Blatt und fuhr fort: »Ich glaube nicht, dass es zwischen uns funktionieren wird. Es geht alles zu schnell. Ich brauche mehr Freiraum. Wir könnten doch einfach nur Freunde sein.« Sie verzog verächtlich das Gesicht. »Aber am unglaublichsten ist das, was jetzt folgt: Hoffentlich kommst du trotzdem am Freitag zu unserem Bandauftritt. Tyler.«
Ich schüttelte fassungslos den Kopf. »Was für ein mieser Kerl! Er hat dich eindeutig nicht verdient.«
Die ganze Sache bedrückte mich sehr. Ich hatte gar nicht an die Möglichkeit gedacht, dass der Zauber bei Tyler, aber nicht bei Andy verfliegen könnte, da Andy viel interessanter war als Tyler und er ihr von Anfang an nicht das Wasser hatte reichen können.
Ich kam mir vor wie der letzte Idiot. Ich hatte versucht, ihr Liebe zu vermitteln, aber alles, was ich getan hatte, war, sie zu verletzen – und das auch noch auf so unverschämte Art und Weise.
Andys Augen brannten vor Wut. Sie zerknüllte
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