Verflixt, diese Flirts
dass wir uns im Unterricht sehen würden. Dann lief ich zu meinem Schließfach. Ich hatte völlig vergessen, mein Bioheft mitzunehmen.
Ich öffnete das Schließfach und durchwühlte meinen Ranzen.
»Hi, Felicity«, sagte eine tiefe Stimme hinter mir.
Ich drehte mich abrupt um. Es war Derek. Natürlich veranstaltete mein Herz seinen typischen Kehlensprung.
Ich zwang mich, entspannt zu wirken. »Ach hallo, Derek. Wie geht’s?«
Nach seinem Äußeren zu urteilen würde ich sagen, es ging ihm glänzend. Ja, er sah in dem grünen T-Shirt, das er heute anhatte und das seine Augen zum Leuchten brachte, ganz besonders attraktiv aus.
Oder war es sein Blick? So intensiv hatte Derek mich noch nie angesehen.
Er schluckte und schenkte mir sein schiefes Lächeln. »Ich bin auf dem Weg zum Lunch, aber ich wollte dich nur kurz was fragen. Hast du heute Abend schon was vor?«
»Äh, nein. Ich habe heute Abend noch nichts vor«, sprudelte ich heraus. Ich hoffte, nicht wie eine total graue Maus zu klingen, aber es entsprach der Wahrheit. Keine Verabredung zum Lernen, und Janet hatte unsere wöchentliche Besprechung auf Mittwoch verschoben, weil sie überraschend verreisen musste. »Wieso fragst du?«
»Na ja, ich dachte bloß …« Er zögerte und räusperte sich. »Ich wollte fragen, ob du heute Abend zum Essen kommen willst?«
»Wer – ich? Bei euch zu Hause?«
»Absolut«, sagte er glucksend. »Meine Mutter will dich kennenlernen, weil wir doch zusammen auf den Schulball gehen.«
O Gott. Ich sollte Dereks Eltern vorgestellt werden?
Das ist eine ernste Sache, stimmt’s? Ich meine, auch wenn Derek und ich nur als Freunde auf den Schulball gehen würden, wäre es für mich trotzdem von Vorteil, einen guten Eindruck auf seine Family zu machen.
»Klar komme ich. Das wird sicher nett«, sagte ich.
Er hielt inne und sah aus, als wollte er noch etwas sagen. Dann warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. »Ups, ich muss gehen. Ich hol dich dann um sechs ab, okay?«
Ich nickte stumm und schaute Dereks schöner Gestalt nach. Bisher war es ein total verrückter Tag gewesen, und ich ahnte, dass der Abend genauso interessant werden würde.
Die restlichen Schulstunden gingen quälend langsam vorbei. Doch sobald ich nach Hause kam, trieb Mom mich zum Hausputz an, und so war es im Nu Abend.
Ich zog mich in meinem Zimmer um und betrachtete mich im großen Spiegel. Ich hatte mein Haar locker hochgesteckt, feine gelockte Strähnchen rahmten mein Gesicht ein, und mein Kleid schmeichelte meiner Figur, während es gleichzeitig nicht zu viel Haut zeigte. Ich musste einen guten Eindruck auf seine Eltern machen, und das wäre unmöglich gewesen, wenn ich wie eine der Schlampen ausgesehen hätte, mit denen sich mein Bruder Rob abgab.
Als ich einen Blick auf meine Füße warf, die in niedlichen Sandaletten steckten, kam mir der Gedanke, dass Derek nun zum ersten Mal meine lackierten Zehnägel sehen könnte. In dem Moment, in dem ich auf meine Zehen starrte, wurde mir die Bedeutung, in Dereks Elternhaus zum Abendessen eingeladen zu sein, erst richtig klar.
O mein Gott. Plötzlich traf es mich mit voller Wucht: Er wollte mich seinen Eltern vorstellen! Ich keuchte und musste tief Luft holen, während ich versuchte, mich wieder zu beruhigen. Bleib ganz cool , befahl ich mir. Dies war nicht der richtige Moment, um mich selbst unter Druck zu setzen. Erinnere dich an dein Mantra »cool und gelassen« .
Ich griff nach meiner Handtasche und ging so vorsichtig wie möglich die Treppe hinunter, um nicht zu fallen und mir den Hals zu brechen. Denn bei meinem Glück war das gut möglich.
Mom und Dad saßen lesend auf der Couch im Wohnzimmer. Mom hob den Kopf und nickte mir anerkennend zu. »Ach, Liebling, du siehst hinreißend aus. Ich wünschte, du würdest dich öfter so hübsch anziehen.«
»Danke, Mom«, sagte ich und lächelte mit bebenden Lippen.
»Er wird hin und weg von dir sein, da bin ich mir ganz sicher«, sagte sie. »Vergiss bitte nicht deine Manieren. Seine Eltern werden jede Bewegung registrieren, die du machst.«
Shit, sie hatte recht. Sie würden mich beobachten und beurteilen.
Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr schien es mir, als würde mein ganzes Leben und mein mögliches zukünftiges Glück von diesem Abend abhängen.
Ogottogott. Mir wurde schlecht.
Meine Mutter beobachtete mich und runzelte die Stirn. »Ist alles in Ordnung, Felicity?«
Ich nickte langsam und schnappte nach Luft. Ich musste damit aufhören,
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