Verflixte Hühnersuppe (German Edition)
fast vollständig überflutet sein! Fiebernd, als ginge es um mein Leben, zerre ich das restliche Wachs fort.
Warum es plötzlich knallt und die Tür in Tausende Splitter zerbirst, musst du den Wolf allerdings selbst fragen. Ich habe keine Zeit, darüber nachzudenken, denn die Wucht des Wassers schleudert mich gegen einen Schrank und dann ein paar Meter weiter die Treppe hinunter. In letzter Sekunde halte ich mich am Geländer fest.
Als der Wasserschwall verebbt, klettere ich auf allen vieren die Treppe hinauf. Ich habe mich an so vielen Stellen gestoßen und meine Knie aufgeschürft, dass ich mir wie eine Billardkugel vorgekommen bin. Mein Herz klopft und ich wünsche mir, gleich aus einem Traum aufzuwachen. (7)
Ich atme tief durch, bevor ich das Zimmer betrete. Es ist ein Badezimmer, der Wasserhahn des Waschbeckens ist aufgedreht und das Wasser läuft über den Rand. In der Badewanne kniet eine Frau, ihre Hände sind gefesselt und mit Bändern am Wasserhahn der Wanne festgezurrt. Ein breites Klebeband bedeckt ihren Mund. Ihre weit aufgerissenen Augen zeigen mir, dass sie mir dringend etwas sagen will.
„Warten Sie, ich helfe Ihnen!“, stoße ich hervor.
Ich sehe an den feuchten Wänden, wie hoch das Wasser gestanden hat, und mir wird mulmig. Die Frau ist verdammt knapp dem Ertrinken entronnen! Wütend reiße ich den Klebestreifen von ihrem Mund. Sie schreit auf, hechelt nach Luft und sackt schluchzend zusammen. Ihr Kopf liegt gefährlich nah am Wasserspiegel der Badewanne, aus der das Wasser noch nicht abgeflossen ist.
„Halten Sie durch!“, schreie ich.
Ich suche den Stöpsel und ziehe ihn heraus. Dann reiße ich nacheinander die Schubladen auf und wühlte darin herum, bis ich eine Nagelschere finde. Damit durchschneide ich ihre Fesseln.
„Sagen Sie mir, was passiert ist“, dränge ich. Vorsichtig rüttle ich die Frau, bis sie die Augen aufschlägt und mich unter einem Tränenschleier ansieht.
„Da waren vier Leute“, keucht sie und beginnt wieder zu schluchzen. Beruhigend streiche ich über ihr Haar. „Sie kamen nach dem Frühstück. Hans Michael, mein Mann, hatte gerade das Haus verlassen. Sie haben mich einfach gepackt und ins Bad gezerrt. Ich habe geschrien, aber sie klebten mir den Mund zu und banden mich am Wasserhahn fest!“
„Und? Was haben die Leute gesagt? Haben die irgendwas dagelassen?“
„Zum Schluss war nur noch der eine da, der so seltsame Augen hatte. Er hat gesagt, dass ich ruhig bleiben solle und dass jemand kommen würde, um mich zu befreien. Dann hat er etwas in die Duschkabine gehängt, aber ich weiß nicht, was es ist.“
Der nächste Hinweis! Ich wünsche mir, dass ich diesmal keine neue Adresse bekomme, doch ich finde sogar noch eine Karte daneben. Sorgfältig ist eine Seite aus dem Telefonbuch herausgerissen und an die Wand geklebt worden. (8) Ich schreie auf, als ich sehe, um wen es sich diesmal handelt.
Das Wasser hat eine zu deutliche Spur hinterlassen. Die untere Seite des Papiers ist fast durchsichtig, die andere nur feucht. Das kann kein Zufall sein, denn der Wasserspiegel hat genau den einen Namen erreicht, den ich gut kenne: Dulack, Lennon und Marie, Färbergasse 15 .
Kapitel 11
oder
Wie eine Ameise zerdrückt, zerquetscht und zertreten zu werden
Beinahe ohnmächtig vor Angst halte ich die nasse Telefonbuchseite fest. Ich kann es einfach nicht glauben! Der Wolf weiß genau, zu wem ich ein besonderes Verhältnis habe, und das nutzt er schamlos aus. Er versucht, meine wunden Stellen zu treffen, um mich in die Enge zu treiben. Und er trifft mitten ins Herz.
Ich ergebe mich , schreit es in mir. Du hast gewonnen, du herzloses Wesen, du viel zu groß geratenes Kind, du Blechmonster! Ich weiß, dass du stärker bist! Ich gebe auf! Aber lass Lennon in Ruhe und gib mir meine Anna zurück! Hörst du, du verdammter Roboter ohne Herz? Ich gebe mich geschlagen! (1)
Natürlich bekomme ich keine Antwort. Ich fühle mich ohnmächtig und so klein wie eine Ameise, die einen ganzen Apfel in ihren Bau schleppen will. Es erdrückt mich und sekundenlang stehe ich nur rum und suhle mich in meiner Angst. Dann werde ich wütend. Im Geiste sehe ich, wie der Wolf auf den Apfel drückt und die Ameise kämpft, bis ihr die Luft ausgeht und sie platt auf dem Boden liegt. Und ich sehe auch noch das boshaft grinsende Gesicht vor mir, die Überheblichkeit, mit der er die Ameise betrachtet.
Dann reiße ich die Karte, die neben der Telefonbuchseite hängt, von der Wand. Ich habe
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