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Verflixtes Blau!

Verflixtes Blau!

Titel: Verflixtes Blau! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Er sagt, sie hat etwas Unheiliges an sich.«
    » Aber dass du in sein Bett steigst, dagegen hat er nichts, oder wie?«
    » Auch das ist vorbei. Es liegt an diesem Scharlatan Savonarola. Er verdirbt alle Maler in dieser Stadt.«
    » Zeig ihm das alte Athen oder Sparta. Die waren religiös und haben sich mit Begeisterung gegenseitig begattet. Das wird ihm gefallen.«
    » Ich kann ihm überhaupt nichts zeigen, wenn er nicht malt. Und er will nicht. Gerade wurde der größte Marmorblock, den ich je gesehen habe, in die Werkstatt geschafft. Seine Schüler wollten mich nicht mal reinlassen.«
    » Ich werde ihn besuchen«, sagte der Farbenmann. » Ich bringe ihn zum Malen.«
    » Genau«, sagte Bleu. » Der Plan kann ja nur gelingen…«
    Es dauerte noch zwei Monate, bis der Farbenmann zu Michelangelo vordrang. Dies gelang ihm, indem er die Schüler, die des Maestros Werkstatt hüteten, davon überzeugte, dass er mit Bildhauerwerkzeug handelte, nicht mit Farben.
    Michelangelo stand auf einer Leiter, arbeitete an der riesigen Statue eines jungen Mannes. Selbst an der groben, ungeschliffenen Form erkannte der Farbenmann, dass Bleu dafür Modell gestanden hatte.
    » Warum der große Kopf?«, fragte der Farbenmann.
    » Wer seid Ihr?«, fragte der Maestro. » Wie seid Ihr hier hereingekommen?«
    » Ich bin Händler. Seine Rübe ist gewaltig. Wie bei diesen Einfaltspinseln, die im Konvent Speichel lecken.«
    Michelangelo schob seinen Meißel in den Gürtel und lehnte sich an die Statue. » Wegen der Perspektive. So scheint der Kopf, von unten betrachtet, die richtige Größe zu haben. Was wollen Sie hier?«
    » Ist der Penis deshalb so klein? Wegen der Perspektive?«
    » Keineswegs.«
    » Wenn Ihr so kleine Penisse mögt, solltet Ihr es mal mit Mädchen versuchen. Die meisten haben überhaupt keinen Penis.«
    » Verlassen Sie meine Werkstatt.«
    » Ich habe Eure Gemälde gesehen. Als Maler seid Ihr viel besser. Ihr solltet malen. Die Figuren auf Euren Bildern sind keine solchen Missgeburten wie der hier.«
    » Er ist keine Missgeburt. Er ist die Perfektion. Er ist David.«
    » Soll er etwa mit dem dicken Schädel herumlaufen?«
    » Hinaus! Angelo! Marco! Werft diesen Teufel hinaus!«
    » Teufel?«, sagte der Farbenmann. » Scheiß auf den Teufel. Ich sag dem Teufel, was er zu tun hat. Der Teufel leckt den Staub von meinen Hoden. Donatellos David hat einen großen Kopf. Du bist besser als Donatello. Du solltest malen.«
    Michelangelo stieg von der Leiter, seinen Hammer in der Hand.
    » Gut, ich gehe.« Der Farbenmann eilte aus der Werkstatt, zwei Schüler auf den Fersen.
    » Hast du ihn überredet?«, fragte Bleu.
    » Er ist nervig«, sagte der Farbenmann.
    » Hab ich dir ja gesagt.«
    » Ich glaube, es liegt daran, dass du einen großen Kopf hast.«
    » Ich habe keinen großen Kopf.«
    » Wir müssen einen Maler finden, der Frauen mag. Bei Frauen bist du besser.«
    Wieder in London, in der National Gallery, stand Lucien vor einem Bild von J. M. W. Turner, ein Dampfschiff im Sturm, ein mächtiger Mahlstrom von Farben und Pinselstrichen. Es schien, als würde das blinde Wüten das kleine Schiff in der Mitte jeden Augenblick verschlingen.
    » Ich glaube, hier beginnt die wahre Malerei«, sagte Lucien. » Hier weicht das Objekt der Emotion.«
    Juliette lächelte. » Angeblich hat er den Verstand verloren und sich an den Mast eines Dampfschiffes gefesselt, das hinaus in einen Schneesturm fuhr, nur um das Tosen des Sturms von innen heraus zu sehen.«
    » Wirklich?«, sagte Lucien und fragte sich, wie es sein konnte, dass ein einfaches Ladenmädchen so viel von Malerei verstand.
    » Wirklich«, sagte Juliette. Nicht wirklich. Turner hatte sich keineswegs selbst an den Mast des Schiffes gefesselt. » Das wird lustig«, hatte sie ihm erklärt. » Halt still, ich muss den Knoten hier noch festziehen.«
    Sie blieben eine Woche in London und kehrten ins Atelier auf dem Montmartre zurück, ohne dass jemand mitbekommen hatte, dass sie weg gewesen waren. Lucien trat ein und brach bäuchlings auf der Chaiselongue zusammen. Juliette massierte ihm den Rücken, bis sie sicher sein konnte, dass er eingeschlafen war, dann gab sie ihm einen Kuss auf die Wange und fischte den Atelierschlüssel aus seiner Tasche, damit sie die Tür hinter sich abschließen konnte.
    Als sie in den warmen Herbstabend hinaustrat, nahm sie rechts von sich eine schattenhafte Bewegung wahr. Ein greller Blitz, dann nichts mehr.
    Ein dumpfer Laut wie von einer geborstenen Glocke

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