Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)
– Sanitär. Der Name prangte in weißen Buchstaben auf Heck und Seiten. Kirsten schob die Sonnenbrille ins Haar. »Von Rot und Orange keine Spur. Geschweige denn von art .«
»Immerhin stimmt der Rest der Beschreibung.«
»Bist du immer so genügsam?«
Er hatte das ironisch gemeint. »Eigentlich nicht.« Auf der Beifahrerseite zog sich hinten ein etwa zwanzig Zentimeter langer Kratzer durch den Lack. Er ging bis auf die Grundierung und befand sich über Kopfhöhe. Dühnfort betrachtete ihn eingehend. Spuren von Weiß fanden sich darin und einige Partikel Rot. Wenn sie vom Verkehrsschild stammten, und danach sah es nun wirklich aus, dann war das endlich der Durchbruch.
Auf der Baustelle war es ruhig, das Fahrzeug abgeschlossen. »Wo ist Dettmann?«
Kirsten zog die Schultern hoch. »Seit ich hier bin, hat sich nichts gerührt …«
»Woher wusstest du, wo du ihn findest?«
»Der Wagen stand auf der Liste der Kollegen. Sie haben mit Dettmanns Frau gesprochen, und die hat sie hierher geschickt. Nach einem Blick auf den Wagen haben sie mich angerufen.«
Es war Mittagszeit. »Vielleicht sitzt Dettmann hinterm Haus in der Sonne und macht Brotzeit.«
Sie wollten sich gerade auf die Suche nach ihm begeben, als ein Mann ums Hauseck bog. Mitte dreißig, knapp eins achtzig groß, graue Arbeitshose, T-Shirt. Lange, dünne Haare, die ein Gummi im Nacken zusammenhielt. Im Ohrläppchen steckten zwei Piercings. Zwischen den Fingern eine Zigarette, von der er einen Zug nahm. Als er Dühnfort und Kirsten bemerkte, stockte sein Schritt. Ein taxierender Blick, der Kopf sank unwillkürlich zwischen die Schultern. Verstohlen sah er sich um. Der Fluchtimpuls wurde unterdrückt, die Kippe landete auf dem Boden. Das Ganze hatte keine Sekunde gedauert und sprach dennoch Bände. Dühnfort hatte diese Reaktion häufig gesehen. Jetzt wurde es interessant.
»Herr Dettmann?«
Ein zögernder Blick. »Ja. Was gibt’s?«
»Dühnfort, Kripo München. Das ist meine Kollegin Tessmann. Wir interessieren uns für die Schramme an Ihrem Wagen. Wie ist das denn passiert?«
»Wie schon? Bin auf einer Baustelle gegen Baustahl gedengelt. Sollte ich mal lackieren lassen.«
»Wann und wo?«
»Ist schon ein paar Wochen her. Wo das war?« Er zog die Schultern hoch. »Vergessen. Ich komme viel rum.«
Interessant war die Frage, die Dettmann nicht stellte und die eigentlich so gut wie immer kam, wenn jemand nichts zu verbergen hatte. Warum sie das wissen wollten. Dühnfort entschloss sich zur direkten Konfrontation. Er wettete, dass die Antwort ohne Zögern kommen würde. »Wo waren Sie am Montag, den 30. Juli zwischen dreiundzwanzig Uhr und ein Uhr morgens?«
»Bei einem Freund zum Grillen. Unsere Frauen waren auch dabei.«
Gleich zwei Alibizeugen. Nicht verwunderlich. Er hatte ja ausreichend Zeit gehabt.
»Es gibt Zeugen, die diesen Wagen zur genannten Zeit in Unterhaching gesehen haben, als er mit überhöhter Geschwindigkeit in einen Kreisverkehr einfuhr und dabei das Vorfahrtsschild beschädigte.«
Nervös fingerte Dettmann eine Schachtel Marlboro aus der Hosentasche. »So ein Schmarrn.«
Dühnfort entschloss sich, Dettmann den Status eines Beschuldigten zukommen zu lassen, und teilte ihm das mit. Er belehrte ihn über sein Aussageverweigerungsrecht und sein Recht, einen Anwalt hinzuzuziehen. »Dieser Kratzer stammt nicht von Baustahl. Es befinden sich Anhaftungen von weißem und rotem Lack darin. Ich wette, von einem Verkehrsschild. Das wird unsere Kriminaltechnik nachweisen. Und falls Sie sich der Hoffnung hingeben, wir würden hier von einem läppischen Sachschaden sprechen, dann irren Sie sich. Es geht um mehr. Es geht um Mord. Ich nehme Sie vorläufig fest. Der Wagen ist beschlagnahmt.«
Dettmann hatte es die Sprache verschlagen. Er protestierte nicht. Mit zitternden Fingern zündete er sich die Zigarette an und inhalierte tief. Dann zog er das Handy aus der Halterung am Gürtel. Kirsten ging dazwischen. »Wen wollen Sie anrufen?«
»Meinen Anwalt. Wen sonst?«
»Genau. Das ist die Frage. Ich gebe mal die Sekretärin für Sie. Wie heißt er?«
Dettmann nannte ihr den Namen. Kirsten suchte die Nummer aus dem Adressbuch des Handys, wählte und reichte Dettmann dann das Telefon.
Unterdessen rief Dühnfort Buchholz an und bat ihn, den Lieferwagen sicherzustellen. Anschließend forderte er einen Streifenwagen an, der Dettmann ins Präsidium bringen sollte.
Während sie warteten, behielt Dühnfort ihn im Auge. Er rauchte und schien
Weitere Kostenlose Bücher