Verfluchte Seelen
zurück. »Das Netzwerk wird angegriffen.«
Roland und Sarah sprangen auf, was zur Folge hatte, dass der missvergnügte Nietzsche von ihnen herunterpurzelte. »Was?«, riefen beide gleichzeitig.
»Emrys’ Männer sind dabei, das Hauptquartier dem Erdboden gleichzumachen«, erklärte Richart, während sie ihre Waffen anlegten. »Sie haben eine ganze Streitmacht dabei. Schwere Geschütze. Ich habe keine Ahnung, wie man das aus den Nachrichten heraushalten soll. Die Zivilisten werden durch den Tunnel evakuiert, jedenfalls die, die überlebt haben.«
Sarah war schon dabei, das letzte Holster anzulegen. »Fertig.«
Richart zog etwas aus seiner Hosentasche. »Hier.« In der Hand hielt er zwei zylindrische Gegenstände, die aussahen wie große Plastikstifte mit grünen Verschlusskappen. Roland und Sarah nahmen sie entgegen.
»Was ist das?«, fragte sie.
»Das Gegenmittel, das Bastien getestet hat. Wenn ihr betäubt werdet, könnt ihr damit die Droge neutralisieren.«
Roland steckte seinen Injektor ein. »Los geht’s.«
Marcus brach der kalte Schweiß aus, während er Ami dabei zusah, wie sie ihre Waffen anlegte. »Bitte denk noch mal darüber nach.« Er wollte nicht riskieren, dass Emrys sie noch einmal in seine Gewalt bekam. Und ganz bestimmt wollte er nicht herausfinden, was es bei ihr auslösen würde, diesen Leuten noch einmal in die Hände zu fallen und ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein.
»Ich muss das tun.«
»Nein, das musst du nicht. Es ist zu riskant. Und du weißt verdammt gut, das Seth nicht wollen würde, dass du zum Netzwerk gehst.« In den Sekunden oder Minuten, die seit Bastiens Anruf vergangen waren, hatte er mindestens zehnmal vergeblich versucht, den Anführer der Unsterblichen zu erreichen.
»Bastien hat recht. Egal was wir versucht haben, bis jetzt ist es uns nicht gelungen, Emrys oder seinen Stützpunkt zu lokalisieren. Das hier könnte unsere einzige Chance sein. Wenn ich seinen Männern nahe genug kommen kann, habe ich die Möglichkeit, mir so viele Energiesignaturen zu merken wie möglich und …« – sie blickte auf, während sie eins der beiden Holster für die Glock 18 an ihrem Oberschenkel befestigte – »… ich weiß, dass ich euch zu seinen Männern führen kann. Mit dem Vampirkönig ist mir das auch gelungen. Ich werde es wieder schaffen.«
Marcus kniete vor ihr. Er schob ihre Hände weg und half ihr, das Holster an ihrem Oberschenkel festzuschnallen, dann nahm er sich das Holster am anderen Oberschenkel vor. Als er fertig war, legte er seine Wange auf ihren Bauch und schlang die Arme um ihre Hüften. »Ich kann die Vorstellung, dich zu verlieren, nicht ertragen, Ami. Ich kann es einfach nicht.«
Er hörte, wie sie schluckte, und fragte sich, ob der Kloß in ihrer Kehle genauso groß war wie der, der in seiner steckte.
Mit den Fingern fuhr sie durch sein Haar und drückte ihn fest an sich. »Du wirst mich nicht verlieren.« Sie küsste ihn auf den Scheitel. »Eine ganze Handvoll Unsterblicher wird da sein, um mich zu beschützen.«
»Diese Situation hatten wir schon einmal. Und du weißt, wie das geendet hat.«
Sie legte den Kopf auf sein Haar. »Wir schaffen das schon. Vielleicht kannst du ein paar von den Angreifern einen ordentlicher Arschtritt verpassen, wenn wir da sind. Wäre das kein Spaß?«
Er lachte in sich hinein und schüttelte den Kopf.
Sie erstarrte kurz und entspannte sich dann wieder. »Hi, Richart.«
Marcus seufzte. Er erhob sich und drehte sich um, um den Franzosen anzusehen. »Entweder du teleportierst uns beide gleichzeitig zum Netzwerk oder gar nicht. Ich lasse Ami nicht aus den Augen.«
Richart nickte und hielt ihm etwas hin. »Das Gegenmittel. Man kann es wie einen EpiPen gegen Allergien anwenden, wenn man von einem der Pfeile getroffen wird.«
Mit einem Nicken verstaute Marcus den Autoinjektor in einer seiner vielen Taschen.
»Fertig?«
Er nickte und legte den Arm um Ami.
Richart streckte die Hand aus und berührte ihre Schultern.
Melanie war gerade damit beschäftigt, einem weiteren verletzten Wachmann dabei zu helfen, den Fluchttunnel zu erreichen, als Richart, Marcus und Ami neben der gezackten Öffnung am Ende des Flurs auftauchten.
Ami sah blass, aber entschlossen aus. Nachdem sie sich kurz im Flur umgesehen hatte, schloss sie die Augen und stand reglos da.
Neben ihr ragte Marcus auf, bereit, sie vor jeder Gefahr zu beschützen. Seine Hände lagen auf seinen Waffen, und er zog ein grimmiges Gesicht. Melanie hatte den
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