Verfluchte Seelen
normalerweise vor Fremden fürchtete.
Und er war in der Tat ein sehr seltsamer Fremder.
Nein.
Warum nicht?
Sie zuckte mit den Achseln.
Sie erinnern mich an Seth.
Kein Wunder
.
Ich nehme an, dass ich das besser fragen sollte … sind Sie Freund oder Feind?
Hm, diese Frage war nicht leicht zu beantworten.
Keins von beidem?
Man kann nicht beides sein.
Wenn es doch nur so einfach wäre.
Sie zitterte. Ihre Jacke war offenbar zu dünn, um die Kälte abzuhalten.
Er biss die Zähne zusammen und breitete seine Flügel aus, dann faltete er sie so, dass sie ihren Körper vor dem eisigen Wind schützten.
Sie warf ihm einen Blick aus dem Augenwinkel zu. I
ch wusste, dass Sie ein Freund sind.
Er fluchte im Stillen und entschuldigte sich dann, als ihm einfiel, dass sie ihn hören konnte.
Aber sie grinste nur. Dann öffnete sie den Reißverschluss ihrer Jacke, um etwas herauszuholen.
Hatte sie eine Waffe dabei? Unsterbliche und ihre Sekundanten hatten einen Hang zu Gewalttätigkeit.
Plastik raschelte.
Als sie die Hand aus der Jacke zog, hielt sie darin zwei Lollis.
Er holte tief Luft. Der eine hatte Blaubeergeschmack, der andere Erdbeere.
Welchen möchten Sie lieber? Erdbeeeere?
Sie wedelte mit der pinkfarbenen Süßigkeit unter seiner Nase herum.
Oder lieber Blaubeere? Erdbeeeeeeere?
Wieder hielt sie ihm den pinken Lolli unter die Nase.
Oder Blaubeere?
Hmmm. Lassen Sie mich nachdenken. Erdbeere?
Perfekt!
Sie gab ihm den rosafarbenen Lutscher.
Er lächelte. Es war ein … seltsames Gefühl – fast so, als würde er zum ersten Mal eine Fremdsprache sprechen.
Sie packte ihren Blaubeerlutscher aus und steckte ihn in den Mund.
Zach tat es ihr nach und befreite den Erdebeerlolli von dem Plastik. Süßer Erdbeergeschmack prickelte an seinem Gaumen.
Sie lächelte.
Schmeckt gut, stimmt’s?
Er nickte und ließ seine Zunge über die schmackhafte Süßigkeit gleiten.
Stille senkte sich auf sie herab. Gelegentlich waren die Geräusche verschiedener Nachttiere zu hören, und aus dem Haus klangen Kampfgeräusche vom Training herauf, wobei er annahm, das Ami Letzteres gar nicht hören konnte.
Die Wolkenschleier teilten sich. Das Mondlicht funkelte auf den Solarzellen, die auf dem Dach zu ihren Füßen angebracht waren. Nebel hing über Davids winzigem Garten und wurde vom Wind aufgewirbelt.
Also
, sagte sie schließlich.
Sie wissen, was ich bin?
Ja.
Die Neugier trieb ihn dazu, zu fragen:
Wissen Sie, was ich bin?
Sie legte den Kopf schräg und betrachtete ihn nachdenklich.
Ja, ich glaube, das tue ich.
Interessant. Wie viel hatte Seth ihr erzählt?
Die Minuten vergingen, in denen sie beide in Gedanken versunken mit ihren Lollis beschäftigt waren. Als sie nur noch die Plastikstiele übrig hatten, zog sie zwei weitere heraus.
Für welchen entscheide ich mich dieses Mal?
, fragte er.
Sie grinste.
Orange-Mango.
Er streckte die Hand aus und nahm den gelb-orangefarbenen Lutscher entgegen. Sie packte einen pinkfarbenen aus, der einen köstlichen Duft nach Wassermelone verströmte.
Erst als er den zweiten Lolli fast vernichtet hatte, fiel ihm auf, dass die Schmerzen nachgelassen hatten. Er hörte, wie Marcus unten jemanden fragte, ob er Ami gesehen hatte.
Ihr Mann sucht nach Ihnen.
Sie stand auf und ging zur Leiter.
Zach behielt sie ihm Auge, bis sie auf der obersten Sprosse stand.
Was werden Sie ihm sagen?
Sie fing an, die Leiter hinunterzusteigen, bis nur noch ihre Augen und ihr feuerrotes Haar sichtbar waren.
Die Wahrheit. Dass ich etwas frische Luft brauchte.
Danke.
Ihre Augen strahlten ihn an.
Keine Ursache.
Er lauschte auf die Geräusche, die sie beim Hinunterklettern machte. Die Leiter wurde wieder vom Haus weggerückt und verschwand. Ihre kleinen Füße raschelten im Gras, gingen die Treppe hinauf und über die Veranda. Die Hintertür wurde geöffnet und schloss sich wieder.
Mehrere Unsterbliche und Sterbliche grüßten sie im Vorbeigehen, als sie durch das Erdgeschoss ging und dann in den Keller hinunterstieg.
»Hallo Liebling.«
»Hey Babe. He, du bist ja ganz kalt. Warst du draußen?«
»Ja. Ich brauchte etwas frische Luft.«
Er hörte, wie sie sich küssten. »Hmmm. Du schmeckst nach Blaubeere und Wassermelone.«
»Ich habe mir ein paar von deinen Lollies gemopst.«
»Ach, tatsächlich. Na ja, wenn du gerade in Stimmung bist, an etwas zu lecken, dann wüsste ich da was …«
Sie lachte.
»Wir können euch hören«, rief Seth.
»Und?«, entgegnete Marcus und küsste seine Frau noch
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