Verfluchte Seelen
zu beruhigen.«
Melanie trat vor. »Das erinnert mich an etwas …« Sie griff in ihre Hosentasche, zog eine ganze Handvoll Autoinjektoren mit grünen Verschlusskappen heraus und verteilte sie unter den Unsterblichen. »Wenn einer von euch betäubt wird, müsst ihr nur die Kappe entfernen und die Nadel drei Sekunden gegen die Haut pressen. Das Mittel verhindert, dass ihr das Bewusstsein verliert.«
Ethan drehte den Injektor zwischen den Fingern hin und her und beförderte ihn schließlich in seine Hosentasche. »Brauchen wir eine zusätzliche Dosis, falls wir noch einen Pfeil abbekommen?« Offenbar hatte er das Mittel nicht in der Nacht benutzt, in der das Netzwerk angegriffen worden war.
»Nein. Ich weiß nicht genau, woran es liegt, aber einmal injiziert, entfaltet das Mittel offenbar eine Art prophylaktische Wirkung, sodass ihr vor weiteren Pfeilen geschützt seid. Möglicherweise verbleibt es einfach länger im Blutkreislauf als die andere Droge. Was immer der Grund sein mag, eine einzige Dosis reicht aus.« Sie sah so zerbrechlich aus, wie sie da inmitten der hochgewachsenen Unsterblichen stand.
»Sobald wir die Situation im Griff haben«, fuhr Seth fort, »wird sich Darnell in ihre Computer einhacken, um seine Verbündeten und andere Kontakte aufzuspüren und herauszufinden, wo sie die Sicherheitskopien ihrer empfindlichen Daten lagern. Dann werden wir ihre Computer, Festplatten und so weiter konfiszieren und das Gebäude niederbrennen. Falls irgendetwas dazwischenkommt und wir diesen Plan nicht ausführen können, dann denkt an Folgendes: Auch wenn wir sonst nichts erreichen – Emrys darf unter keinen Umständen davonkommen. Tötet ihn. Haben das alle verstanden?«
»Verstanden.«
»Irgendwelche Fragen?«
Der beeindruckend muskulöse Sterbliche, der neben Yuri stand, fragte: »Kann mir noch mal jemand erklären, warum wir sie nachts angreifen? Werden sie uns nicht erwarten? Wäre es nicht besser, sie tagsüber zu attackieren und sich auf den Überraschungseffekt zu verlassen, weil sie glauben, dass wir Unsterblichen dann nicht nach draußen können?«
Aber Seth schüttelte den Kopf. »In den vergangenen Jahren war das exakt unsere Vorgehensweise. Wir haben Bastiens Unterschlupf bei Tag angegriffen, genauso wie das Versteck des Vampirkönigs. David und ich haben Emrys Niederlassung in Texas während der Abenddämmerung zerstört. Ich bin überzeugt, dass sie davon ausgehen, dass wir sie im hellen Tageslicht attackieren, deshalb habe ich mir überlegt, dass wir sie genauso gut dann angreifen können, wenn wir am stärksten sind.«
Der Mann nickte. »Das klingt plausibel.«
»Gibt es noch mehr Fragen?«
Schweigen.
»Na schön. Dann los.«
Bastien ergriff Melanies Hand, und sie schlossen sich dem Strom schwarzer Gestalten an, der zur Haustür hinausfloss.
Lisette blieb zurück, während die anderen das Haus verließen. Als Bastiens Sekundant auf gleicher Höhe mit ihr war, griff sie nach seinem Arm und hielt ihn sanft fest.
Tanner hob fragend die Augenbrauen.
Sie hatte nicht mehr mit ihm gesprochen seit jenem Tag, als sie Bastiens Vampirarmee besiegt hatten und sie ihn in Bastiens Versteck überwältigt und gefesselt hatte.
»
Ich
hab’s ihnen erzählt«, gestand sie.
Er wollte gerade den Kopf schütteln, runzelte dann aber verwirrt die Stirn. »Das mit meinem Sohn?«
»Ja.« Sie hatte in jener Nacht seine Gedanken gelesen, um festzustellen, ob er es wert war, gerettet zu werden, und hatte dabei die Tragödie mit seinem Sohn entdeckt.
Seine Gesichtszüge verhärteten sich. »Dazu hatten Sie kein Recht.«
Sie nickte. »Ich weiß. Ich hab’s nicht böse gemeint. Es ist nur … Bastien hat recht. Ich konnte die Gedanken der anderen Sekundanten und Unsterblichen hören und wusste daher, wie feindselig sie Ihnen gegenüber eingestellt waren, und das fand ich einfach nicht fair. Ich dachte mir, dass es besser wäre, wenn sie wüssten, aus welchen Gründen Sie Bastien gedient haben, was Sie dazu getrieben hat …«
Aber sein Gesicht blieb reglos – offenbar konnte er ihr nicht verzeihen, was sie getan hatte. »Ich bin kein Kind. Ich kann damit umgehen, wenn jemand mich nicht leiden kann. Wenn mir jemand Knüppel zwischen die Beine schmeißt und all diesen Mist. Und ich bereue keine Minute von der Zeit, die ich damit verbracht habe, Bastien zu helfen. Wenn die Leute schlecht über diese Phase meines Leben reden wollen, dann ist mir das offen gesagt total egal. Das perlt von mir ab wie
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