Verfluchte Seelen
euch die Baracken vor. Lest die Gedanken der Söldner, bevor ihr sie tötet. Wenn ihr sie für gute Menschen haltet, dann schlagt sie bewusstlos und fesselt sie. Vielleicht können wir sie rekrutieren. Wenn nicht, löschen wir ihre Erinnerungen.«
Die Geschwister nickten.
»Und du Richart, machst einfach das, was du am besten kannst. Du verursachst mehr Chaos und Panik unter unseren Feinden als jeder andere von uns.«
Richart grinste und salutierte scherzhaft.
Roland knurrte. »Du hast mich und Sarah vergessen.«
Aber Seth schüttelte den Kopf. »Du und Sarah, ihr beide könnt kämpfen, wo ihr wollt, allerdings wäre es mir lieb, wenn ihr mit uns in das Gebäude gehen würdet. Ich habe dort sehr viele Herzen schlagen hören, als ich darüber hinweggeflogen bin, deshalb gehe ich davon aus, dass sich der Hauptanteil der Soldaten im Haus aufhält.«
Roland und Sarah nickten.
Chris hob wieder einen Finger. »Sobald ich das Zeichen gebe, wird mein technisches Team alle ausgehenden Anrufe blockieren, allerdings funktioniert das nur bei den Handys und nicht bei den Satellitentelefonen. Wenn ihr mitbekommt, dass jemand nach draußen telefoniert, dann schaltet den Anrufer aus, ohne das Telefon zu zerstören, damit wir feststellen können, wen sie angerufen haben.«
Alle nickten.
»In Ordnung«, sagte Seth. »Weiß jeder, was er zu tun hat?«
Wieder nickten alle.
»Dann erinnere ich euch ein letztes Mal daran: Gebt alles, um zu verhindern, dass Emrys Ami in seine Gewalt bekommt.«
Mit gerunzelter Stirn musterte Ami die Krieger, die im Kreis um sie herum standen. »Es tut mir leid.«
Mehrere große Hände klopften ihr voller Zuneigung auf die Schultern und auf den Rücken.
»Du bist unsere Schwester«, sagte Étienne. »Und wir beschützen unsere Familie.«
Als Ami die Unsterblichen anlächelte, glänzten ihre Augen verdächtig.
Seth wusste, dass sie große Angst hatte. Sie war dabei, die sprichwörtliche Höhle des Löwen zu betreten. Den Ort, an dem die Monster lebten, die sie sechs Monate lang gefoltert und dabei fast in den Wahnsinn getrieben hätten.
Er nickte Chris zu. »Mach deinen Anruf.«
Chris rief bei den Technikern an. Sobald er aufgelegt hatte, führte Seth die Unsterblichen in den Kampf.
Melanies Herz klopfte so laut, dass sie fürchtete, dass es ihren Brustkorb sprengen würde.
Seth und David bewegten sich mit unglaublicher Schnelligkeit. Roland und Sarah blieben ihnen auf den Fersen. Melanie strengte sich an, um mit ihnen Schritt zu halten, und schaffte das auch … musste aber dann feststellen, dass Bastien und die anderen zurückblieben. Bastien hatte recht gehabt. Dadurch, dass Roland sie verwandelt hatte, hatte der tausend Jahre alte Unsterbliche etwas von seiner Stärke und Schnelligkeit auf sie übertragen.
Sie ließ sich zurückfallen, um zusammen mit Bastien und den d’Alençons zum Anwesen zu rennen. Hinter ihnen kamen Ethan und Edward, und Marcus und Ami bildeten die Nachhut.
Ami lief nur etwas schneller als ein Mensch. Marcus hätte sie zwar tragen und mit Seth mithalten können, aber Melanie nahm an, dass er hoffte, dass die Gefahr für sie geringer war, wenn sie es den anderen überließen, den Weg freizukämpfen.
Die Unsterblichen setzten über den Stacheldrahtzaun.
Auch wenn sie Todesängste ausstand, musste Melanie unwillkürlich lächeln, als sie mit großer Leichtigkeit über den sechs Meter hohen Zaun sprang. Ihr Herz klopfte wie wild, während sie durch die Luft flog und geschmeidig auf der anderen Seite landete. Sie musste kaum die Knie beugen, und ihre Gelenke machten ebenfalls keine Probleme. Kaum dass sie gelandet war, flitzte sie auch schon wieder los.
Seth und David hatten die Vordertür des Hauptgebäudes schon eingerannt, bevor die Wachen am Zaun und am Eingangstor überhaupt wussten, was los war. Wobei das mit Einrennen wörtlich zu nehmen war. Keiner von beiden blieb stehen, um die Tür zu öffnen. Sie brachen einfach durch das schwere Glas, was zur Folge hatte, dass der Metallrahmen sich nach innen bog, sodass es aussah, als wäre die Tür implodiert.
Melanie folgte ihnen und blieb direkt hinter der Tür stehen, unter ihren Stiefeln knirschten Glassplitter. Bastien bremste ebenfalls ab.
Es gab drei Flure. Seth rannte den rechten hinunter. David hatte sich für den linken entschieden. In den Tiefen des Hauses wurden Rufe laut, gefolgt von Schmerzensschreien, als die beiden älteren Unsterblichen anfingen, ihre Feinde zu töten. Pistolenschüsse krachten.
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