Verfluchte Seelen
lassen.
Gelbbraunes Feuer glomm in Rolands Augen auf. Seine Kiefermuskeln zuckten vor Wut.
Sarahs Fingerknöchel wurden weiß, da sie ihn mit aller Kraft festhalten musste. Mit einem charmanten Lächeln erwiderte sie: »Meinem Kopf geht es gut, danke der Nachfrage. Und was macht dein Hintern?«
Einen Moment lang herrschte verblüffte Stille, dann brachen Lisette und ihre Brüder in Gelächter aus. Die übrigen Unsterblichen stimmten ein, genau wie die Sekundanten.
Als seine Frau ihm kokett zuzwinkerte, entspannte sich Roland und sank zurück auf seinen Stuhl.
Nach Melanies verwirrtem Gesichtsausdruck zu schließen, kannte sie nicht die ganze Geschichte.
Verlegen zuckte er mit den Achseln und erklärte: »Sarah hat mir ein Messer in den Hintern gerammt.«
Sie blinzelte überrascht. »Wirklich?«
Er nickte, und als Sarah in seine Richtung blickte, zog er einen imaginären Hut vor ihr.
Sarah grinste und zuckte mit den Achseln, als wollte sie sagen:
Irgendwas musste ich mir ja einfallen lassen
.
Als das Gelächter erstarb, sagte Chris: »Ich möchte immer noch wissen, was er hier will.«
»Ich habe Sebastien eingeladen«, erklärte ihm David zu Bastiens Überraschung. »Wir brauchen ihn hier, wenn wir verstehen wollen, was letzte Nacht vorgefallen ist.«
Wie immer konnte Chris die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen. »Und woher wollen wir wissen, ob er uns die Wahrheit sagt?«
David seufzte schwer. »Ich kann seine Gedanken lesen, Chris. Genauso wie Lisette und Étienne. Und Seth, wenn er nachher kommt. Das haben wir doch alles schon mal gehabt.«
Als Chris den Mund aufmachte, um weiterzunörgeln, hob David die Hand. »In Zukunft denk noch einmal darüber nach, bevor du meine Entscheidungen infrage stellst. Allmählich bin ich es leid, mich dauernd rechtfertigen zu müssen. Sowohl dir als auch anderen gegenüber.«
Chris presste die Lippen aufeinander und tilgte jede sichtbare Emotion aus seinem Gesicht. Auch wenn David sanftmütig war, war es extrem unklug, ihn gegen sich aufzubringen.
In diesem Moment erhob sich Richart, rückte den leeren Stuhl neben sich zurecht und bedeutete Dr. Lipton, sich neben ihn zu setzen.
Lächelnd nahm Melanie Platz und formte ein unhörbares
Dankeschön
mit den Lippen.
Während Bastien auf ihrer anderen Seite Platz nahm, verfluchte er die Eifersucht, die ihn jäh durchzuckte. Schließlich wusste er, dass sich Richart nicht für Melanie interessierte. Er hatte diese mysteriöse sterbliche Geliebte.
Dennoch störten ihn die Blicke, die die anderen Unsterblichen Melanie zuwarfen.
Dazu hatte er kein Recht, rief sich Bastien in Erinnerung. Melanie gehörte ihm nicht und würde es auch nie.
Als sie sich umdrehte, um den Träger ihrer Handtasche über die Rückseite ihres Stuhls zu hängen, berührte ihre Schulter seinen Arm. »Entschuldigung«, murmelte sie.
Bastien nickte, sagt aber nichts. Sie war nervös. Dank seiner Gabe spürt er bei jeder kleinsten Berührung, wie sie sich fühlte. Mit so vielen unglaublich mächtigen Lebewesen an einem Tisch zu sitzen … Na ja, es Angst zu nennen, wäre übertrieben, aber sie fühlte sich auch nicht besonders wohl.
Bastien beugte sich zu ihr hinunter und flüsterte ihr ins Ohr: »Wir unterscheiden uns gar nicht so sehr von Cliff, Joe und Vincent, allerdings sind wir zum Glück nicht so verrückt.«
Sie schürzte die Lippen und warf Roland einen argwöhnischen Blick zu.
Es gelang Bastien nicht, ein Grinsen zu unterdrücken. »Okay, in diesem Fall fällt es mir schwer, Ihnen zu widersprechen.«
Mit einem Zwinkern erwiderte sie sein Lächeln, und er konnte sehen, dass etwas von der Anspannung aus ihren Schultern floss.
Vermutlich war es wirklich ein klein wenig einschüchternd, von Männern und Frauen mit so ungewöhnlichen Fähigkeiten umgeben zu sein. Am Tisch saßen Unsterbliche, die Gedanken lesen konnten, Teleportation oder Telekinese beherrschten. Andere konnten mit bloßen Händen heilen oder verfügten über weitere ausgefallene Talente. Für ihn war das so normal, dass er nicht auf die Idee gekommen war, dass andere sich erst einmal daran gewöhnen mussten.
Eine gedämpfte Version von »Mackie Messer« war im Zimmer zu hören. Am entgegengesetzten Ende des Tischs zog Sarah ihr Handy aus der Tasche. »Hallo?«
»Hier ist Seth«, meldete sich der Anführer der Unsterblichen Wächter. »Ich wollte nur kurz durchklingeln und Bescheid sagen, dass ich jetzt komme.«
Sie lächelte, und die übrigen Unsterblichen, die
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