Verfluchter Bastard! (German Edition)
tiefer in
das eiskalte Moor. Todesangst machte sich in ihr breit. Sie wusste,
es blieb ihr nur noch sehr wenig Zeit, um um Hilfe zu schreien. In
wenigen Augenblicken würde die tödliche, braune Brühe in ihren
Mund laufen und jeden weiteren Schrei ersticken.
In
ihrer Todesangst begann Cathy wie am Spieß zu brüllen. Ihre
Nackenmuskeln verkrampften sich immer mehr und drohten langsam zu
versagen. Hilflos musste sie zusehen, wie ihr Gesicht immer weiter in
die braune Brühe eintauchte. Heiße Tränen schossen ihr in die
Augen, sie wusste, wenn nicht sofort ein Wunder geschah, dann wäre
sie in ein paar Minuten tot – jämmerlich erstickt in der
stinkenden braunen Moorbrühe.
Doch
das Wunder geschah. Zwei riesige Schraubstöcke umschlossen plötzlich
ihre Knöchel samt Stiefel und zogen sie mit unwiderstehlicher Macht
Zentimeter für Zentimeter aus dem zähen Schlamm.
Nur
widerwillig gab das Moor seine sichergeglaubte Beute wieder frei. Als
Cathy wieder festen Boden unter ihren Händen spürte, begann sie vor
Erleichterung und Freude zu zittern und hemmungslos zu schluchzen.
Minutenlang war sie wie gelähmt. Sie bemerkte weder den klammen,
kalten Moorschlamm, der ihr Gesicht und ihre gesamte Vorderseite
bedeckte, noch hatte sie Augen für ihren Retter.
Sie
war völlig überwältigt von dem unglaublichen und völlig
irrationalen Glücksgefühl, das sie durchströmte. Sie war so voller
Dankbarkeit, dass es ihr in diesem Moment völlig egal war, dass
ausgerechnet Lorn Blackwell sie gerettet hatte. Vermutlich hätte sie
sogar den Teufel umarmt, wenn er sie aus diesem kalten Grab gezogen
hätte. Doch das Glücksgefühl währte nur kurz. Gerade als sie sich
aufrappelte und ehrlich gemeinte Dankesworte schluchzen wollte, hörte
sie ein tiefes, ungehaltenes Grollen über sich.
„ Hiergeblieben,
Bürschchen.“ Im nächsten Moment wurde Cathy grob am Kragen
gepackt und äußerst unsanft auf die Füsse gezerrt. „Hör auf zu
jammern und sag mir auf der Stelle, wo ich hier bin?“
Für
einen Moment war Cathy völlig verwirrt. Was stellte dieser Kerl für
dümmliche Fragen? Wollte er sie veralbern? Er wusste doch selbst am
allerbesten, wo sie sich befanden. Schließlich hatte er sie hierher
entführt.
„ Antworte,
Bursche. Wo zur Hölle bin ich? Und wie bin ich überhaupt
hierhergekommen?“ Lorn Blackwells ungehaltene Stimme riss Cathy
unvermittelt aus ihren Gedanken.
„ Dasselbe
könnte ich Euch fragen“, sagte Cathy etwas lahm. Seine Fragen
verwirrten sie – oder war es seine beunruhigende Nähe?
„ Du
hast jetzt genau eine Sekunde Zeit, um mir zu erklären, wer du bist
und wieso ich hierher verschleppt wurde. Ansonsten schmeiße ich dich
in hohem Bogen in den Sumpf zurück und werde dir gerne dabei
zusehen, wie du darin versinkst. Haben wir uns verstanden, hombre?“
Lorn
Blackwells Umrisse wirkten in dem feuchten Morgennebel groß und
gefährlich. Seltsamerweise verspürte Cathy jedoch keinerlei Furcht,
denn sie war viel zu sehr damit beschäftigt, die äußerst
verwirrenden Worte dieses Riesenkerls zu verstehen. Was er sagte,
ergab für sie keinerlei Sinn.
Wieso
wusste er nicht wo sie waren? Wieso tat er so, als würde er sie
nicht kennen? Wieso bezichtigte er sie der Verschleppung? Es war doch
genau umgekehrt. Und wieso hielt er sie wieder einmal für einen
Burschen?
Eigentlich
gab es nur zwei logische Antworten für sein seltsames Verhalten:
Entweder hatte er komplett den Verstand verloren oder er war noch
immer hoffnungslos betrunken. Verrückt kam er ihr nicht vor.
Unauffällig witterte sie in seine Richtung, doch statt der erhofften
Alkoholfahne nahm sie nur einen seltsam betörenden Duft wahr.
„ Nun,
Bürschchen, machst du nun freiwillig den Mund auf, oder muss ich die
Antwort aus dir herausquetschen?“
„ Wie
kommt Ihr nur auf einen so ausgemachten Unsinn, dass ich Euch
entführt habe? Es ist doch ganz offensichtlich genau umgekehrt“,
hielt ihm Cathy gereizt entgegen.
„ Ich
soll dich entführt haben?“ Soetwas wie schierer Unglauben war in
Lorns Stimme zu hören. „Mach nur weiter so, Bürschchen, und du
landest ganz sicher wieder im Sumpf.“
„ Also
bitte! Denkt doch mal nach. Wenn ich Euer Entführer wäre ...“,
Cathy hielt ob der Absurdität dieses Gedankens kurz inne, „dann
würde ich mich mit Sicherheit nicht bei Nacht und Nebel in dieses
Höllenmoor flüchten, um elend darin umzukommen!“ Wieder machte
Cathy eine kurze Pause, bevor sie mit spitzer Zunge fortfuhr:
Weitere Kostenlose Bücher