Verfolgt im Mondlicht
nichts zu spüren. Und das war auch kein Wunder. Der Knoblauchgeruch verjagte bestimmt auch Geister. Sie beäugte die Frau, die sie inzwischen als völlig verrückt abgestempelt hatte. Und dumm war sie noch dazu, wenn sie dachte, ein Schild und ein bisschen Knoblauch könnten tatsächlich Vampire abhalten.
Die Frau bemerkte offenbar Kylies Interesse an dem Schild. »Bilde dir kein zu schnelles Urteil. Ich seh hier dauernd welche. Sie riechen ganz speziell.«
»Echt?« Burnett stellte sich dumm. »Sie glauben an Vampire?«
»Sie sind nicht der Einzige, der mir nicht glaubt«, erwiderte sie. »Aber ich hab Beweise. Die Indianer haben Bilder von Vampiren an Felswände gezeichnet. Auf dem Grundstück meiner Großmutter gibt es welche.«
»Das klingt nach interessantem Stoff für ein Märchen.« Burnett schaute Kylie an. »Können wir los?«
Sobald sie wieder auf der Straße waren, platzte es aus Burnett heraus: »Wen zur Hölle hast du denn bitte gesehen?«
Sie dachte gar nicht erst daran, es vor ihm zu verheimlichen. Sie hatte ihm sowieso von ihren Bedenken erzählen wollen. »Was weißt du über Hayden Yates?«
»Den neuen Lehrer?«
Sie nickte.
»Ich hab die Bewerber alle persönlich überprüft. Wieso? Glaubst du, ich könnte etwas übersehen haben?«
»Ich hab jedenfalls ein ungutes Gefühl.«
»Ungutes Gefühl?«
Kylie nickte. »Und heute Morgen vor Sonnenaufgang ist Della mit mir zum Büro gegangen, und wir haben ihn erwischt, wie er uns gefolgt ist.« Sie hielt inne, als ihr auffiel, dass das nicht ganz stimmte. »Na ja, vielleicht ist er uns nicht wirklich gefolgt, aber er ist im Dunklen rumgeschlichen. Und Hannah ist sich ganz sicher, dass sich derjenige, der sie umgebracht hat, in der Nähe des Camps aufhält.«
»Und du denkst, dass du ihn gerade gesehen hast?«
Sie nickte wieder.
Er runzelte die Stirn. »Aber Blake, Holidays Ex, war auch in der Gegend. Hannah hätte auch ihn meinen können.«
Burnett hätte gern, dass Blake der Schuldige war, und Kylie wusste nicht, ob er es war oder nicht, aber … »Ich weiß, aber … Vielleicht hab ich da auch zu viel reininterpretiert.«
»Vielleicht auch nicht.« Burnett zog sein Handy aus der Hosentasche und wählte. »Della«, sprach er ins Telefon. »Such bitte mal schnell im Camp nach Hayden Yates.«
»Kann ich ihn mir dann auch vorknöpfen?«, hörte Kylie Dellas Stimme am anderen Ende.
»Nein, er darf dich nicht bemerken. Ich will nur wissen, ob er da ist. Und beeil dich!«
»Bin schon unterwegs«, gab Della zurück.
Für einen Moment war es still, zwei Minuten später meldete sich Della wieder: »Okay … ich bin jetzt bei seiner Hütte und schaue durchs Fenster. Er sitzt auf dem Sofa und liest Zeitung. Sicher, dass ich ihn mir nicht vorknöpfen darf? Hat Kylie dir erzählt, dass er uns heute Morgen vielleicht verfolgt hat?«
»Ja.«
»War das eine Bestätigung, dass ich ihn vermöbeln darf?« Della kicherte.
»Nein«, erwiderte Burnett humorlos. »Danke.« Er legte auf und sah Kylie an.
»Ich glaube nicht, dass er es so schnell zurück zum Camp hätte schaffen können«, meinte Burnett.
»Ich weiß«, entgegnete Kylie. »Vielleicht war er es ja doch nicht.«
Burnett runzelte die Stirn. »Aber nur um sicherzugehen, werde ich ihn einfach noch mal überprüfen.«
Kylie war ihm dankbar.
»Wo wart ihr denn bloß?« Derek lief auf sie zu.
»Ich dachte, ich hätte jemanden gesehen.« Kylie sah, wie Holiday gerade die Straße überquerte.
»Was ist passiert?«, fragte sie.
»Kylie dachte, sie hätte jemanden erkannt.« Burnett führte sie wieder zurück auf die andere Straßenseite. »Wir sollten schnell zurückfahren, bevor die ersten Eltern im Camp ankommen.«
Na super! Jetzt musste sich Kylie auch noch mit ihren Eltern auseinandersetzen.
Holiday schaute auf ihre Armbanduhr. »Ja, wir müssen uns echt beeilen.«
Sie gingen über die Straße zum Auto. Alle fünf.
Ja, fünf.
Burnett drückte auf die Fernbedienung im Autoschlüssel, um die Türen aufzuschließen. Holiday ließ sich auf den Beifahrersitz fallen. Kylie stand neben der Tür zum Rücksitz, und Hannah flüsterte ihr ins Ohr: »Ich will ans Fenster.«
Hannah, Derek und Kylie stiegen ein. Burnett setzte sich hinters Steuer und sofort versteifte sich seine Haltung. Er fuhr herum. Seinem Blick voll schierer Panik zufolge war Kylie nicht die Einzige, die Hannah hören und wahrscheinlich auch sehen konnte.
Burnett schwieg die ganze Fahrt, schaute aber immer wieder in den
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