Verfolgt im Mondlicht
selbst. Ihre Gefühle rührten vermutlich daher, dass sie John dafür verantwortlich machte, dass ihr Stiefvater und ihre Mom nie wieder zusammenkommen würden. Trotzdem – sie beschloss, Burnett zu bitten, dem guten alten John mal auf den Zahn zu fühlen.
Kylies Mom machte einen Schritt auf sie zu. »John, kannst du Kylie und mich kurz allein lassen?«
Da kommt die Standpauke. Kylie biss sich auf die Zunge und versuchte, sich damit zu trösten, dass ihre Mom sich entschieden hatte, ihr die Peinlichkeit zu ersparen, vor John ausgeschimpft zu werden.
Der sah jedenfalls nicht glücklich darüber aus, als er das Zimmer verließ. Kylie biss sich noch fester auf die Zunge. Verdammt, dieser Typ machte sie echt rasend.
Sobald John die Tür hinter sich geschlossen hatte, platzte es aus Kylie heraus: »Es tut mir echt leid. Ich hätte das alles nicht sagen sollen.« Und es tat ihr wirklich leid, nicht nur wegen der Dinge, die sie zu John gesagt hatte, sondern weil sie ihrer Mom damit wehgetan hatte. Und das war nie ihre Absicht gewesen.
»Nein, Holiday hatte schon recht. Es war keine gute Idee, mit ihm hier aufzutauchen. Ich wollte nur …« Sie errötete. »Er macht mich glücklich, Kylie. Ich kann nicht genau sagen, wieso, aber das Gefühl ist fast so intensiv wie mit deinem leiblichen Vater.«
Kylie musste daran denken, was ihr Großvater gesagt hatte, nämlich, dass Menschen, die eine spezielle Gabe hatten, sich zu Übernatürlichen hingezogen fühlten. Ihr Misstrauen gegenüber John wuchs.
»Ich wollte nur, dass du ihn besser kennenlernst, weil … weil er mir wichtig ist. Und …«
O Mann, das war schwer zu hören. Ohne sich zu überlegen, was sie eigentlich sagen wollte, plapperte Kylie los. »Dad tut das alles auch total leid, Mom. Wenn du John mitgebracht hast, um Dad eifersüchtig zu machen, dann hat das funktioniert. Ich weiß, Dad hat dir wehgetan, aber wenn du ihn noch liebst … er liebt dich immer noch.«
Ihre Mom schloss die Augen, als suchte sie nach den richtigen Worten. Als sie sie wieder öffnete, schimmerten Tränen in ihren Augen. »Ich wollte, dass dein Dad mich mit John sieht, aber ich kann nicht … Dein Dad und ich werden nicht wieder zusammenkommen.« Sie nahm Kylies Hand. »Es tut mir leid, Schatz. Ich kann nicht …«
Kylie drückte die Hand ihrer Mutter. »Ich kann es verstehen.«
Ihre Mom seufzte. »Wirklich?«
Kylie nickte. Es schmerzte immer noch, aber sie verstand es.
Ihre Mom seufzte wieder, als wollte sie noch etwas sagen, das ihr schwerfiel. »Bitte, versuch das Gute in John zu sehen. Er ist nicht der Grund dafür, dass dein Dad und ich uns getrennt haben.«
»Ich weiß.« Das war alles, was Kylie sagen konnte. Sie war sich nicht sicher, ob sie jemals irgendetwas Gutes in John sehen könnte.
Ihre Mom biss sich auf die Unterlippe und verzog das Gesicht. »Jetzt mal zu der Frage, die du mir gestellt hast. Ob John und ich … ob wir …«
»Ob ihr Sex habt?«, vollendete Kylie den Satz, da sie ihre Mutter kannte und die den ganzen Tag brauchen würde, um das Wort über die Lippen zu bringen.
Ihre Mom errötete. »Ich bin erwachsen und durchaus in der Lage, solche Entscheidungen zu treffen. Du bist jung und …« Sie riss die Augen auf. »Du hast doch nicht … etwa …?«
»Nein, Mom. Ich habe nicht«, beruhigte sie Kylie. »Aber ich werde es irgendwann tun, und ich will nicht, dass du einen Herzinfarkt bekommst, wenn du es erfährst.«
Ihre Mom sah sie schockiert an. »Ich bekomme keinen Herzinfarkt. Solang du dreißig bist, wenn es passiert.«
Kylie verdrehte die Augen. »Mom.«
»Okay, meinetwegen. Neunundzwanzig.« Sie hielt inne. »Weißt du, es ist schmerzhaft zu sehen, dass du so schnell erwachsen wirst.«
»Ich weiß, es ist auch schmerzhaft zu sehen, wie du erwachsen wirst.«
Ihre Mom hob verständnislos die Augenbrauen. »Was?«
»Ich hätte auch sagen können: zu wissen, dass du Sex hast. Aber ich dachte, du fändest es besser, wenn ich es umschreibe.«
Ihre Mom kicherte, und gleichzeitig kroch eine vertraute Kälte in den Raum. Daniel? Ein schneller Blick in den Raum sagte Kylie, dass er es nicht schaffte, sich zu zeigen. Aber sie wusste, dass er es versuchte.
Ihre Mutter lächelte. Dann streckte sie die Arme aus und umarmte Kylie. »Ich schwöre dir, manchmal, wenn ich bei dir bin, habe ich das Gefühl, deinem Vater nahe zu sein.«
»Ich auch«, erwiderte Kylie und fragte sich, wie viel ihre Mutter eigentlich spüren konnte.
Es wurde immer
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