Verfolgt im Mondlicht
umgebracht wirst oder nicht?«, fragte Burnett ebenso wütend.
»Ich werde nicht umgebracht.« Sie schaute zu Holiday hoch und hoffte, bei ihr wenigstens auf ein klein wenig Verständnis zu treffen.
»Du willst dich wieder mit deinem Großvater treffen, deswegen bittest du uns darum, stimmt’s?« Holiday wirkte zwar enttäuscht, aber Kylie spürte auch Mitgefühl vonseiten der Campleiterin.
»Ja, es hat etwas damit zu tun.« Kylie dachte nicht einmal daran, zu lügen. Es hatte sich einfach richtig angefühlt, Burnett darum zu bitten. »Aber das ist noch nicht alles. Ich hab es wirklich satt, ständig einen Babysitter zu haben.«
Burnett wollte etwas sagen, doch Holiday kam ihm zuvor. »Würdest du uns versprechen, dich vom Wald fernzuhalten?«
»Das Versprechen hat sie doch bereits gebrochen«, entgegnete Burnett.
»Ich verspreche es.« Kylie ignorierte Burnetts Einwand.
Holiday sah ihr fest in die Augen. »Versprichst du, uns vorher Bescheid zu sagen, wenn du deinen Großvater treffen willst?«
»Wenn ihr versprecht, mich nicht aufzuhalten?«, erwiderte Kylie.
»Ich verspreche, dass wir die Situation abschätzen und dich nur aufhalten, wenn wir sie für zu gefährlich halten.«
»Wie wollt ihr das denn abschätzen?«, wollte Kylie wissen. »Manche Leute haben nicht gerade die realistischste Einschätzung von Gefahren.« Ohne mit der Wimper zu zucken, sah sie Burnett dabei an – der jetzt noch wütender aussah. Und sie spürte seinen ganzen Zorn nur zu genau.
»Das ist doch Wahnsinn. Es ist mein Job, euch zu beschützen«, fuhr er sie an.
»Nicht ganz«, korrigierte ihn Holiday. »Unser Job als Schulverwaltung ist es, Kylie beizubringen, wie sie in der Menschenwelt klarkommt. Ob es dir gefällt oder nicht« – sie schaute zu Kylie –, »ihr steht es frei, zu gehen. Und das ist das Letzte, was wir jetzt wollen.«
Irgendwie wusste Kylie plötzlich, dass die seltsame Energie, die sie verspürt hatte, ihr dabei geholfen hatte, ihre Sache ernsthaft zu vertreten. War das ein Feen-Talent oder hatte es mit dem Chamäleon-Sein zu tun? Kylie wusste es nicht. Aber es war ziemlich cool, auch wenn es sie etwas erschreckt hatte.
»Dann muss ich mich wohl damit abfinden?«, presste Burnett zwischen den Zähnen hervor.
»Ja«, sagten Kylie und Holiday gleichzeitig.
Burnetts Handy piepste. Er holte es aus der Tasche und drückte ein paar Knöpfe. »Jemand ist gerade über das Eingangstor gesprungen.« Er öffnete die Tür, hielt dann aber inne, als jemand mit eiligen Schritten den Gang entlangkam.
Blake, Holidays Exverlobter und der Hauptmordverdächtige, stand plötzlich vor ihnen. »Ich hab gehört, ihr sucht nach mir.«
Kylie sprang auf und stellte sich neben Burnett, bereit, Holiday zu verteidigen.
Doch Holiday verhielt sich ganz und gar nicht so, als müsste sie beschützt werden. Sie sprang auf und funkelte Blake wütend an. »Hast du es getan?«
»Hab ich was getan?«, fragte Blake, offensichtlich ahnungslos.
»Hast du Hannah getötet?«
31. Kapitel
»Was?!« Blake schaute verdutzt von Burnett zu Kylie und wieder zu Holiday. Kylie spürte seine Überraschung und Ungläubigkeit überdeutlich. »Hannah ist tot?«
Kylie versuchte, sich auf seinen Herzschlag zu konzentrieren, aber da sie kein Vampir mehr war, konnte sie nur seine Emotionen wahrnehmen. Und die schienen ihr aufrichtig zu sein. Aber konnte sie sich darauf verlassen?
»Antworte mir, verdammt!« Holiday schlug ihm mit den Handflächen gegen die Brust. Ihre Emotionen bestanden gerade nur aus Schmerz und dem schlimmen Gefühl, betrogen worden zu sein.
Burnett glitt neben Holiday und zog sie sanft zurück. Doch seine Augen glühten in einem hellen Grün, und er warf Blake einen warnenden Blick zu.
Blake atmete hörbar aus. »Du hast den Falschen erwischt! Das ist doch völlig abwegig.«
»Ist es nicht«, erwiderte Holiday. »Sie hat mir erzählt, dass du total wütend auf sie warst, als sie mir die Wahrheit sagen wollte.«
»Natürlich war ich wütend. Du und ich, wir wollten heiraten. Ich hab dich geliebt. Sie hat gesagt, wenn ich es wage, zur Hochzeit zu erscheinen, würde sie die Zeremonie platzenlassen.«
»Hast du sie umgebracht?«, fragte Holiday wieder.
Blake starrte Holiday verletzt an. »Du kanntest mich besser als jeder andere auf der Welt. Glaubst du wirklich, ich könnte Hannah etwas antun?«
»Was ich glaube, ist doch grad scheißegal«, zischte Holiday immer noch voller Wut. »Ich hätte ja auch nicht geglaubt,
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