Verfolgt im Mondlicht
kälter im Zimmer, aber seltsamerweise trug die Kälte auch einen Anflug von Wut und Ärger in sich. Hatte ihr Dad etwa ihr Gespräch verfolgt und bildete sich jetzt eine eigene Meinung zu der ganzen Sex-mit-John-Geschichte?
Ich weiß, Dad, sagte Kylie in Gedanken. Ich kann ihn auch nicht leiden.
Ihre Mom und John hatten noch nicht mal den Parkplatz ganz verlassen, da packten Holiday und Burnett Kylie schon an den Ellenbogen. »Wir müssen uns unterhalten«, sagte Holiday.
Kylie schaute über ihre Schulter zum Speisesaal. »Solltet ihr nicht da drinnen sein?«
»Wir haben grad Wichtigeres zu tun«, erklärte Holiday und schob sie in Richtung Campbüro.
»Wie zur Hölle hast du es geschafft, einfach so zu verschwinden?« Burnett gehörte einfach nicht zu den Leuten, die lange um den heißen Brei herumredeten.
»Ich hab keine Ahnung«, sagte Kylie, während sie von den beiden in Holidays Büro geschoben wurde. »Ich hab mir gewünscht, wie ein Geist verschwinden zu können, als ich gesehen hab, wie sich meine Mom und John geküsst haben, und dann … ist es einfach passiert.«
»Du hast dir gewünscht, unsichtbar zu sein?«, fragte Holiday.
»Ich schätze schon.«
»Und wie bist du zurückgekommen?« Burnett schloss die Tür hinter sich.
»Ich hab den Wunsch rückgängig gewünscht.« Kylie wusste, wie verrückt das klang, und sie ließ sich auf Holidays Sofa fallen. »Ein bisschen so, wie du mir das mit dem Geisterausschließen beigebracht hast, Holiday.«
»Visualisierung.« Holiday hob beeindruckt eine Augenbraue.
Kylie teilte ihre Begeisterung nicht gerade. »Das war total schrecklich. Mein Dad hat so was Komisches gesagt, dass wir das zusammen hinkriegen oder so, und ich dachte schon, ich wär tot.« Sie machte eine Pause. »Wie kann ich denn verhindern, dass so was wieder passiert?«
Holiday schaute Burnett an, als erwartete sie eine schlaue Antwort von ihm.
»Was?« Er hielt abwehrend die Arme in die Luft. »Ich hab keinen Plan. Ich lern doch selbst gerade erst, wie ich mit Geistern umgehe.«
Holiday verdrehte die Augen. »Du hast doch die Berichte bei der FRU gelesen. Stand da nicht irgendetwas über die Gaben der Chamäleons?«
»Nein. Das Einzige, was da drinstand, war, das sich einige Teilnehmer der Studie als Chamäleons bezeichnet haben.« Er runzelte die Stirn. »In den anderen Akten stand bestimmt noch mehr, aber die sind ja praktischerweise alle verschwunden.«
Kylie dachte an die Warnung ihres Großvaters bezüglich der FRU.
»Wir müssen irgendwie an diese anderen Akten rankommen«, meinte Holiday, ohne den Blick von Burnett zu nehmen. »Wie können wir das anstellen?«
Kylie schloss die Augen. Sie wusste nicht, was die beiden vorhatten, aber sie wusste jetzt, was sie zu tun hatte. Zuerst würde sie einen Weg finden, sich wieder mit ihrem Großvater in Verbindung zu setzen und dann …
Allein der Gedanke war schmerzhaft. Hatte ihr Großvater doch recht? Musste sie Shadow Falls verlassen und mit ihm gehen?
Nachdem Burnett und Holiday eine Weile darüber diskutiert hatten, was zu tun war, kamen sie erst einmal zu dem Schluss, dass Kylie aufpassen sollte, was sie sich wünschte.
Klar! Als ob sie da noch nicht selbst draufgekommen wäre.
Burnetts Handy klingelte. Er ging dran. »Ja? Wie lange wird sie schon vermisst?« Holiday und Kylie versuchten, nicht zu offensichtlich das Gespräch zu belauschen, aber das fiel ihnen schwer, wo es doch ganz offensichtlich um Cindy, die ehemalige Bedienung aus dem Café, ging. Das Mädchen, das so fröhlich gelächelt hatte und jetzt ein Grab mit Holidays Schwester teilte.
»Okay«, meinte Burnett. »Besorgt mir die Akte. Hast du in der anderen Sache was erreichen können?« Burnett sah Kylie vielsagend an, als wollte er ihr sagen, dass die andere Sache auch mit ihr zu tun hatte.
Burnett hörte zu, und plötzlich wurde Kylie bewusst, dass sie die Person, mit der Burnett telefonierte, gar nicht hören konnte. Was passierte mit ihr … »Hey«, rief sie Holiday aufgeregt zu. »Bin ich noch Vampir?«
Holiday zuckte mit den Augenbrauen. Dann stutzte sie. »Nein.«
»Was bin ich jetzt?«, fragte Kylie.
»Willkommen in meiner Welt«, erwiderte Holiday, statt direkt auf ihre Frage zu antworten.
»Ich bin Fee?« Na, super. Da kamen wieder schöne Momente mit den anderen im Speisesaal auf sie zu. Als ob das Chaos mit ihren Eltern nicht schon für genug Gesprächsstoff gesorgt hätte.
Die Worte ihrer Tante klangen ihr in den Ohren. Die wenigen,
Weitere Kostenlose Bücher