Verfolgt im Mondlicht
werden.«
Miranda schüttelte energisch den Kopf. »Wer will schon eine blutsaugende, kalte Schlampe mit spitzen Eckzähnen sein?«
Kylie starrte die beiden fassungslos an, wie sie sich die Beleidigungen um die Ohren hauten, dass sie kaum noch mitkam. Dann wurde es ihr zu bunt, und sie schnappte sich Socke, der gerade Anstalten gemacht hatte, in Richtung Wald zu spazieren.
Ihr Blick wanderte zu den Bäumen. Der Wald rief immer noch nach ihr. Was war da nur los?
Kylie schwirrte der Kopf, als sie zurück zur Hütte ging. Derek holte sie ein. Sein Hemd war nicht zugeknöpft und gab den Blick auf seine gut definierten Bauchmuskeln frei. Doch dafür hatte sie gerade keine Augen. Okay, sie hatte es schon bemerkt, aber es bedeutete nichts. Außer, dass sie eine Frau war, und Frauen mochten nun mal den Anblick gutgebauter Männeroberkörper.
»Du bist verwirrt«, stellte Derek fest.
»Allerdings.« Sie verlangsamte ihre Schritte nicht. Sie konnte es nicht. Dafür war sie viel zu genervt von sich selbst, weil sie ihn gerade so attraktiv fand. Und zu genervt von dem dämlichen Wald, der sie die ganze Zeit rief wie ein alter Freund, der wollte, dass sie zum Spielen rauskam. Dabei hatte sie nicht mal so einen alten Freund. Schon gar keinen, der sich im Wald versteckte.
»Du fühlst dich betrogen«, fuhr Derek in seinem Befund fort.
»Richtig. Na ja, ein bisschen.« Sie bog um die Ecke und drückte Socke an sich. Gerade war ihr alles zu viel und sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen traten.
»Und du hast Angst.«
»Dreimal richtig geraten«, erwiderte sie. Doch im Moment fühlte sie sich vor allem …
»Verärgert.« Derek vollendete ihren Gedanken für sie.
Sie blieb stehen und funkelte ihn böse an. »Du musst mir nicht die ganze Zeit sagen, was ich fühle. Das weiß ich ja wohl selbst.«
»Und du bist ganz schön gereizt«, fügte er lächelnd hinzu. Als sie nicht zurücklächelte, wurde er auch ernst. »Tut mir leid. Ich … wollte es nur verstehen.«
»Du weißt, was ich fühle; was musst du denn noch verstehen?« Sie sauste die Verandatreppen hoch und riss die Tür so schwungvoll auf, dass sie mit einem Knall gegen die Wand schlug. Socke, den sie unter den Arm geklemmt hatte, zuckte verängstigt zusammen. Derek folgte ihr in die Hütte.
»Ich kenne zwar deine Gefühle, aber die Ursachen dafür kann ich nur erraten.«
Kylie ließ sich aufs Sofa plumpsen und behielt Socke auf dem Schoß. »Hör mal, ich hab echt grad schlechte Laune, und ich schlage vor, dass du besser gehst.«
Derek setzte sich neben sie. Er ignorierte einfach, was sie gesagt hatte, und fuhr fort. »Zum Beispiel weiß ich, dass du Angst hast, aber wovor hast du Angst? Bist du genervt, weil du eine Hexe bist oder weil deine zwei besten Freundinnen nicht aufhören können, sich zu streiten? Und von wem fühlst du dich betrogen? Von mir? Ist es wegen …«
»Nein«, unterbrach sie ihn, ehe er Ellies Namen sagen konnte und Kylie auch noch mit ihren Schuldgefühlen umgehen musste. »Und es geht auch nicht um dich.« Oder vielleicht ein bisschen, dachte sie, als sie an Mirandas Kommentar denken musste, dass sie immer so viel über ihn geredet hatte.
»Geht es um Lucas? Ich will dir helfen, auch wenn das bedeutet, dass du über ihn redest.«
Sie streichelte Socke über den Kopf. »Es geht nicht um Lucas.« Auch wenn Lucas ihr am Abend zuvor gestanden hatte, dass er Geheimnisse vor ihr hatte.
Derek rückte näher zu ihr, so dass seine Schulter ihre berührte. Seine emotionalen Heilkräfte schickten eine beruhigende Welle durch ihren Körper. Kylie zweifelte nicht daran, dass die Berührung absichtlich gewesen war, um ihr zu helfen.
Sie hob den Blick und versuchte, ausgeglichen zu wirken. Sie wollte nicht so eine Zicke sein.
»Sag mir, wovor du Angst hast. Ich will dir helfen.« Er schaute ihre Stirn an. »Macht es dir Angst, eine Hexe zu sein?«
»Ich bin keine Hexe«, widersprach sie trotzig, bevor sie es verhindern konnte. Trotz der beruhigenden Wärme, die sie durchströmte, wuchs ihr Ärger stetig an. Da fiel ihr Sockes magische Verwandlung ein. War sie das gewesen?
»Wenigstens glaube ich nicht, dass ich eine bin. Es ist ja nicht so, dass ich keine Hexe sein will, aber … Warum sollte mir mein Vater sagen, dass ich ein Chamäleon bin, wenn es nicht wahr ist? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich meine Großmutter das ausgedacht hat. Und wieso sollte Burnett von dieser Art gehört haben, wenn sie gar nicht
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