Verfolgt im Mondlicht
Doch sie schien neues Selbstvertrauen zu fassen.
Kylie grinste – auch wenn ihr die eigenen Probleme schwer auf der Seele lagen, tat es doch gut, zu sehen, wie Della sich freute. Kylie war nicht entgangen, dass Della sich ein bisschen außen vor gefühlt hatte, weil Miranda und Kylie beide Freunde hatten. Doch wie sehr es ihre Freundin belastete, hatte sie erst jetzt erkannt. Und nach der schwierigen Zeit, die Della mit Lee durchgemacht hatte, hatte sie es wirklich verdient, dass sich zwei Jungs um sie prügelten oder was auch immer.
Obwohl es nicht immer gut war, wenn sich zwei Typen um eine Frau stritten. Bei Lucas und Derek war es nun wirklich nichts Positives. Doch daran wollte Kylie jetzt nicht denken.
Fünf Minuten später wusste Kylie, wovon Della geredet hatte. Miranda war wirklich eingeschnappt. Die Hexe sagte die ganze Zeit kein Wort, während sie gemeinsam den Speisesaal herrichteten. Natürlich quietschte sie vor Freude, als ihr Della von Chris’ und Steves »Streit« erzählte. Kylie fühlte sich wie das dritte Rad am Wagen, und nach einer Weile hielt sie es nicht mehr aus. Sie ging zu Miranda und entschuldigte sich für … Na ja, sie wusste es selbst nicht so genau. Aber sie sagte die magischen Worte, »tut mir leid« und fragte Miranda, ob sie ihr später ein paar Zaubersprüche zeigen wollte.
Mirandas Gesicht hellte sich schlagartig auf. »Ich würde mich freuen. Überleg dir schon mal, was du gern machen würdest. Und du kannst mir echt vertrauen, ich kann das.«
Der zufriedene Ausdruck auf Mirandas Gesicht ließ darauf schließen, dass es der Hexe mehr darum gegangen war, dass Kylie ihre Hilfe abgelehnt hatte, als darum, dass Kylie keine Hexe sein wollte.
Als Kylie gerade ein paar Tische zusammenschob, vibrierte ihr Handy. Eine SMS von Lucas.
Bin noch bei Clara. Vermisse dich. Werd wohl noch eine Weile beschäftigt sein, Clara dem Rudel vorzustellen. Schaff es nicht zum Empfang. Komm später bei dir vorbei und sag dir gute Nacht. Danke für dein Verständnis.
Kylie starrte ihr Handy an, und ihr dämmerte, dass sie in Zukunft Lucas wohl noch seltener sehen würde, jetzt wo Clara da war. Kylie atmete tief durch und redete sich ein, dass sie dafür Verständnis hatte. Es war doch selbstverständlich, dass er Zeit mit seiner Schwester brauchte. Aber sie fragte sich, wie er vor lauter Rudel und jetzt auch noch Clara überhaupt je Zeit für sie haben würde.
Eine Viertelstunde später bemerkte Kylie, dass Della immer wieder verstohlen zu ihr rübersah. Kylie wusste, dass ihre Vampirfreundin darauf brannte, sie allein zu erwischen, um sie wegen der restlichen Waldgeschichte auszuquetschen. Doch ehrlich gesagt, war sich Kylie nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee war, Della davon zu erzählen. Denn dann würde sie es auch Miranda erzählen müssen. Es war ja nicht so, dass sie ihnen nicht zutraute, dass sie ihr Geheimnis bewahren würde, aber … sie wollte nicht, dass jemand wegen ihr Ärger bekam. Andererseits, da sie im Moment sowieso nirgends ohne einen Schatten hingehen konnte, musste sie ohnehin jemanden einweihen. Und sie vertraute ihren Mitbewohnerinnen mehr als irgendjemandem sonst im Camp.
Die Vorbereitungen waren fast erledigt, als Holidays Handy klingelte. Die Campleiterin entfernte sich ein paar Schritte, um ans Telefon zu gehen.
Della kam so schnell herangesaust, dass sie beinahe Miranda umgerannt hätte. »Na los, erzähl schon. Und zwar schnell«, forderte Della Kylie auf.
»Was soll sie denn erzählen?« Miranda rieb sich die geprellte Schulter und schaute Della vorwurfsvoll an.
»Psst!« Della hielt sich einen Finger vor den Mund, um Miranda zum Schweigen zu bringen, und sah dann Kylie auffordernd an. »Na los.«
»Du verbietest mir nicht den Mund!«, keifte Miranda den kleinen Vampir an.
Kylie seufzte und legte Miranda beruhigend eine Hand auf den Arm. Dann beantwortete sie Dellas Frage von vorher. »Es sind mein Großvater und meine Großtante. Sie waren der Nebel.«
»Sie waren … der Nebel?«, fragte Miranda verdutzt. Ihre Wut auf Della schien wie weggeblasen.
Als Kylie nickte, fuhr Miranda fort: »Das bestätigt doch, dass du eine Hexe bist, weil die beiden verdammt mächtige Magie benutzt haben müssen, um das hinzukriegen.«
»Moment mal. Wieso sollten sie das tun?«, schaltete sich Della ein.
Kylie runzelte die Stirn und schaute schnell zu Holiday rüber, die am anderen Ende des Raumes telefonierte. Kylie fiel auf, dass Holiday öfters zu ihr
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