Verfolgt im Mondlicht
Speisesaal helfen?«
»Nur ganz kurz.«
»Wohin denn?«, fragte Della missmutig.
Kylie machte eine Handbewegung in Richtung Wald.
»O nein, das kannst du dir abschminken! Burnett hat sich sehr, sehr, sehr deutlich ausgedrückt. Du sollst auf keinen Fall in den Wald gehen. Er würde mir den Kopf abreißen und mich danach vierteilen.«
Kylie sah sich um, ob irgendjemand in Hörweite war. Oder in Supergehör-Hörweite. Doch sie konnte niemanden entdecken.
Trotzdem flüsterte sie Della den nächsten Satz ganz leise ins Ohr: »Ich weiß, wer da draußen ist, und ich muss mit ihnen reden.«
»Was …? Wer ist denn da draußen?«
Hinter ihnen wurde eine Tür zugeschlagen. »Ihr lasst wohl Miranda die ganze Arbeit allein machen?«, rief Holiday ihnen zu.
Kylie drehte sich um und sah Holiday auf sie zu kommen. »Wir wollten grad reingehen.«
Della sah sie vorwurfsvoll an. »Jetzt sag schon«, flüsterte sie ihr zu.
»Später«, winkte Kylie ab.
»Was denn später?«, wollte Holiday wissen.
Obwohl es ihr schwerfiel, zwang sich Kylie zu einer Notlüge. »Ich erzähl ihr später weiter von meinen Männerproblemen.« Sie bemühte sich um ein Lächeln.
»Genau, Männerprobleme«, stimmte Della zu, als wollte sie Kylies Geschichte bestätigen. »Zwei Typen kämpfen um ihr Herz.« Della warf Kylie einen warnenden Blick zu, der ihr sagen sollte, dass sie auf keinen Fall davonkam, ohne ihr mehr über den Wald zu erzählen.
»Und was für ein … Liebesdrama das ist!«, fuhr Della fort. Doch Kylie hörte etwas in Dellas Stimme, das sie verwunderte. Sie hörte einen Hauch von Neid.
Obwohl Holiday grinste, spürte Kylie, dass auch die Campleiterin Della durchschaut hatte. Und das beunruhigte Kylie. Wie viel ihrer eigenen Sorgen konnte Holiday wohl fühlen? Und wie lange würde es ihr gelingen, etwas vor Holiday zu verheimlichen? Kylie hoffte, dass es noch so lange gutgehen würde, bis sie wusste, wie sie es ihr beibringen konnte.
Holiday zuckte die Achseln. »So, wie ich das sehe, ist sie nicht die Einzige, die Probleme mit Jungs hat.«
»Stimmt«, meinte Della zuckersüß. »Du und Burnett verpestet die Luft auch ganz schön mit euren Hormonen.«
Holidays Lächeln erlosch. »Ich hab nicht von mir geredet.« Sie warf Della einen vielsagenden Blick zu.
»Ich?«, fragte Della ungläubig. »Ich hab ja nicht mal einen Freund, also auch keine Männerprobleme.«
»Du könntest einen Freund haben, wenn du wolltest«, murmelte Kylie, und für den Kommentar erntete sie einen Rippenstoß von Della.
Holiday grinste. »Ich hab gehört, du sollst die Ursache für einen Streit am See gewesen sein.«
»Was denn für ein Streit?«, fragte Della, die gegen ihren Willen interessiert zu sein schien.
»Zwischen Steve und Chris«, erklärte Holiday und zog vielsagend die Augenbrauen hoch. Holiday wusste wirklich immer, was sie sagen musste, damit es einem besserging.
Außer bei Kylie. Holiday musste ihr dringend von ihrer Schwester erzählen, doch Kylie hatte keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte, ohne damit herauszuplatzen, dass Hannah tot war. Wenn sie nicht bald etwas von Hannah hörte oder Holiday nicht endlich den Mund aufmachte, blieb ihr aber wohl nichts anderes übrig.
»Nein.« Della schüttelte ungläubig den Kopf. »Das ging nicht um mich, da musst du was Falsches gehört haben.«
Holiday grinste und zuckte mit den Schultern. »Wie du meinst.« Sie hielt inne und grinste, als wüsste sie mehr, als sie sagte. »Na los, kommt. Wir müssen den Speisesaal auf Vordermann bringen für den Empfang.« Sie legte die Arme um die beiden und schob sie in Richtung Speisesaal.
Nach drei Schritten blieb Della plötzlich stehen. »Echt jetzt?«, fragte sie Holiday. »Ging das wirklich um mich? Chris und Steve haben sich wegen mir geprügelt?«
»Ich hab dir doch gesagt, dass Steve auf dich steht.« Kylie musste sich bemühen, nicht über Dellas geschockten Gesichtsausdruck zu lachen.
Doch Della beachtete Kylie sowieso nicht. »Verarschst du mich auch nicht?« Della hatte den Kopf schief gelegt, als versuchte sie, an Holidays Herzschlag zu hören, ob die Campleiterin sie anlog.
»Ich schwöre es.« Holiday grinste. »Mein Herz lügt nicht.«
»Sie haben sich wegen mir geprügelt?«
»Die Rede war nur von einem Streit«, korrigierte Holiday.
»Sie haben sich wegen mir gestritten?« Sie kicherte, hielt jedoch sofort wieder inne, als würde es ihr gerade erst richtig bewusst. »Nein. Das kann nicht sein. Du musst dich irren.«
Weitere Kostenlose Bücher