Verfolgt im Mondlicht
war.
»Was ist denn los?«, fragte die Campleiterin misstrauisch.
»Nichts«, antworteten die drei wie aus einem Mund.
Kylie lächelte und versuchte sich Lucas vorzustellen, um eine glückliche Emotion hervorzurufen. Doch stattdessen tauchte Derek vor ihrem inneren Auge auf, und sie dachte an seine Loyalität in der Geistersache. Statt glücklich zu sein, war sie nur noch mehr verwirrt.
Holiday zog eine Augenbraue hoch, doch anscheinend beschloss sie, darüber hinwegzugehen, denn sie sagte: »Das war Burnett. Er wird es nicht rechtzeitig vor dem Empfang schaffen, und er hat darauf bestanden, dass wir unseren Ausflug zum Wasserfall auf morgen verschieben. Ist das okay für dich?«
»Ja, klar«, antwortete Kylie.
Es war ihr sogar sehr recht. Vielleicht konnte sie stattdessen in den Wald gehen und ein paar Antworten bekommen – wenn die beiden noch da waren. Sie musste nur einen Weg finden, in den Wald zu kommen, ohne dass Della und Miranda ausflippten.
16. Kapitel
Kylie stand am Rand des Pfads und ignorierte Della und Miranda, die gerade darum stritten, wer mit ihr in den Wald gehen und wer auf dem Pfad warten würde. Wenn die wüssten, dass keine von ihnen mit ihr gehen würde …
Sie konnte das Risiko einfach nicht eingehen. Auch wenn es im Wald keine Gefahr gab, so würde Burnett ihnen doch die Hölle heißmachen, wenn er es herausfand. Und von Burnett die Hölle heißgemacht zu bekommen, klang wiederum ziemlich gefährlich. Irgendwie musste Kylie es schaffen, sich davonzuschleichen und die Sache allein durchzuziehen.
Außerdem wusste sie gar nicht, ob ihr Großvater und ihre Großtante überhaupt noch da waren. Vielleicht würde sie es wissen, sobald sie im Wald war. Im Moment konnte sie nichts spüren, auch wenn sie noch so angestrengt in sich hineinhörte. Sie konzentrierte sich und stellte die Frage in ihrem Kopf.
Seid ihr noch da draußen?
»Ich bin hier.«
Die Worte waren begleitet von einer vielsagenden Kälte. Kylie erkannte die Stimme nicht, deshalb riss sie schnell die Augen auf. Vor ihr stand eine Blondine, Anfang zwanzig, die die Kleidung einer Kellnerin trug – inklusive eines Namensschilds, auf dem Cara M. stand. Kylie erschrak, als sie das Mädchen aus dem Grab in ihrer Vision erkannte.
Kylie seufzte, und ihr Atem verwandelte sich in weiße Wölkchen.
»Verdammt!«, rief Della.
»Was denn?«, fragte Miranda verwirrt.
»Kylie hat Besuch«, erklärte Della. »Immer wenn sich ihr Atem in diese scheiß Wolken verwandelt, plaudert sie mal wieder mit ’nem Toten.«
»Uah!« Miranda wich mit einem Schrei zurück. »Mann, ihre Aura macht aber auch grad komische Sachen. Das ist echt voll freaky. Ich bin so froh, dass ich nicht so bin.«
Kylie versuchte, Della und Miranda nicht zu beachten und konzentrierte sich auf Cara M. Sie erinnerte sich daran, dass sie Derek die Kleidung beschreiben sollte. Schnell machte sie einen geistigen Schnappschuss von dem Outfit des Mädchens – Oberteil mit V-Ausschnitt, bunt gemusterter Rand an der Schürze. So würde sie es ihm nachher erklären können. Aber wieso fragte sie nicht einfach?
»Wo hast du gearbeitet?«, fragte Kylie.
»Ich hab im Voodoo-Laden meiner Tante gearbeitet«, antwortete Miranda. »Da sind ganz schön verrückte Sachen passiert, das kann ich euch sagen.«
»Sie redet nicht mit dir«, fuhr Della sie an.
»Sorry.« Miranda zuckte mit den Schultern. »Das ist einfach zu freaky.«
»Kennst du den Namen von dem Café?«, versuchte es Kylie weiter bei dem Geist.
»Ich … ich weiß es nicht«, antwortete Cara M. » Aber kannst du uns da bitte rausholen?«
Kylie runzelte die Stirn. »Das würde ich gern, aber ich muss dafür wissen, wo ihr seid.«
»Aber das weißt du doch. Eine der anderen hat dich doch mitgenommen. Hast du das vergessen?«
Wie könnte sie das vergessen? »Ich hab euch gesehen, und ihr wart unter einer Art Haus mit Holzfußboden, aber ich weiß nicht, wo das Haus ist. In welcher Stadt ist es? Hast du eine Adresse? Ist es hier in der Nähe?«
»Ja, ich denke, es ist in der Nähe. Ich war jedenfalls super schnell hier.«
Kylie dachte darüber nach. »Aber wie bist du hierhergekommen? Ich meine, bist du gelaufen oder … als Geist geflogen?« Kylie hatte noch nie darüber nachgedacht, wie sich Geister eigentlich fortbewegten, und ihr fiel auf, wie wenig sie noch über die ganze Geisterseherei wusste.
»Ich hab keine Ahnung«, erwiderte der Geist verwirrt. »Aber ich könnte dich wieder mit dorthin
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