Verführ mich nur aus Liebe
dazu verspürst.“ Er betrachtete sie mit zusammengekniffenen Augen. „Oder war das in der Nacht in Largossa damals euer gemeinsamer Plan? Habt ihr zwei uns alle reingelegt?“
„Glaub doch, was du willst!“, stieß sie wütend hervor. „Und jetzt geh bitte und lass mir etwas Privatsphäre!“
„Privatsphäre?“, wiederholte er verächtlich. „Wer hätte je mehr Privatsphäre gehabt als du in dieser Ehe?“
Sie erstarrte. „Tut mir leid, dass du mit der Abmachung nicht mehr zufrieden bist.“
„Aber du bist es, oder wie?“ Er musterte sie aufmerksam. „Allmählich bin ich davon nicht mehr so überzeugt.“
Ellie fröstelte – und das lag nicht nur daran, dass sie nichts als ein feuchtes Badetuch am Körper trug. Angelo war an diesem Abend irgendwie anders. Er war unangemeldet in ihr Zimmer gekommen. Allein diese Tatsache entsprach gar nicht seiner sonstigen höflichen Zurückhaltung. Irgendwie wirkte er … gereizt und angespannt. Und das verwirrte sie sehr. „Bitte, Angelo … geh jetzt“, wiederholte sie leise.
„Ich gehe, wenn ich das will. Und wenn du mir endlich die Wahrheit über deine Cousine gesagt hast. Warum war sie hier? Was hat sie gewollt?“
Dich, schoss es Ellie durch den Kopf. Aber sie ahnte, dass dies ein gefährliches Terrain war. Deshalb sagte sie ruhig: „Sie wollte das Haus sehen … und sich natürlich über mich lustig machen.“
„Wieso?“, fragte er aufhorchend.
„Weil ich … hier völlig fehl am Platz bin. Das sieht doch jeder.“
„Elena“, erwiderte er sanft, „du bist die Contessa Manzini. Unter diesem Dach gibt es niemanden, der dir nicht mit Zuneigung und Respekt begegnet.“
Ellie schaute auf den Boden. „Vielleicht war es einfach der heutige Tag … der Besuch meiner Cousine, die Porträts der vorangegangene Contessas im salotto … All diese Frauen auf den Bildern waren so schön wie Silvia. Sie haben genau gewusst, wie sie sich benehmen mussten und was von ihnen erwartet wurde. Und ich zappele hier wie ein Fisch auf dem Trockenen.“
Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. „Elena, keiner kann behaupten, dass du Ähnlichkeit mit einem Fisch hast.“
„Ich meine es ernst!“
„Das freut mich. Denn es ist höchste Zeit, dass wir ernsthaft miteinander reden.“
„Bist du deshalb mitten in der Woche hergekommen?“, fragte sie ahnungsvoll. „Hast du beschlossen, unsere Ehe zu beenden? Willst du mir das sagen?“
Für einen Moment war Angelo versucht, ihr reinen Wein einzuschenken. Beinahe wollte er ihr erzählen, dass er aus einer Laune heraus nach Largossa gefahren war – anstatt den Nachmittag mit einer anderen Frau zu verbringen. Dass er beinahe einen Unfall gehabt hatte, der so leicht tragisch hätte enden können. Dass ihn das tief erschüttert hatte. Und dass er zu dem Schluss gekommen war, ihr Ehrlichkeit und einen Neuanfang anzubieten.
Unwillkürlich tauchte vor seinem geistigen Auge ihr Bild auf. Er dachte daran zurück, wie Ellie nackt aus der Dusche gestiegen war. Wie sich die glitzernden Wassertropfen den Weg über ihre straffen Brüste, ihren flachen Bauch und die schlanken Beine gebahnt hatten. In dem Moment war er von dem unbändigen Verlangen erfasst worden. Er hatte jeden einzelnen dieser Tropfen von ihrer seidigen Haut küssen und dabei zusehen wollen, wie sich die rosigen Spitzen ihrer Brüste unter den Liebkosungen seiner Zunge aufrichten würden. Hatte er es vergessen – oder hatte er in der Nacht in Largossa gar nicht bemerkt, wie schön sie war?
Plötzlich begriff er, worauf sein Geständnis hinauslaufen würde. Rasch rief er sich zur Ordnung. So etwas würde sie mit Sicherheit nicht von ihm hören wollen. Liebe Güte, der Schock musste ihn vollkommen durcheinandergebracht haben! Es war klüger, die Gelegenheit beim Schopf zu packen und erst einmal ihre Frage zu beantworten.
„Nein“, sagte er deshalb ruhig, „aus dem Grund bin ich nicht hier. Al contrario. Im Gegenteil: Ich möchte dir einen Vorschlag machen.“ Er zögerte, als er ihre besorgte Miene bemerkte. „Elena … ich würde gern die Bedingungen unserer Ehe überdenken.“
„Überdenken?“, wiederholte sie skeptisch. „In welcher Hinsicht?“
„Du hast vorhin gesagt, dass die früheren Contessas die Erwartungen an sie genau kannten. Das stimmt natürlich. So waren sie sich zum Beispiel bewusst, worin ihre wichtigste Aufgabe bestand: einen Erben zur Welt zu bringen, um den Fortbestand der Familie Manzini zu sichern.“
Ellie
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