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Verfuehr mich

Verfuehr mich

Titel: Verfuehr mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
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»Der Richtige … das ist wirklich schwierig. Manchmal ist man wie vom Blitz getroffen. Aber manchmal schleicht sich das Gefühl auch ganz unbemerkt von hinten an.«
    Bliss sagte nichts darauf, sondern fragte sich nur, ob es besser oder schlechter wäre, wenn beides gleichzeitig zutraf. So fühlte sie sich nämlich. Ob Jaz auch so empfand, stand allerdings auf einem anderen Blatt.
    »Aber die wahre Liebe ist es wert. Ich weiß, du glaubst wahrscheinlich, dass ich eigentlich mit meinem großartigen Beruf verheiratet bin. Ja, das bin ich auch. Aber wozu das alles, wenn es keinen Menschen in deinem Leben gibt, der dir wirklich etwas bedeutet? Als Rocco und ich uns kennenlernten, wussten wir beide, welches Glück wir hatten. Das ist ein Vorteil, wenn man eine gewisse – oh, dieses widerliche Wort! – Reife erlangt hat.«
    Als die beiden Frauen am Ende des Pfades angelangt waren, legte Bliss die Hand über die Augen, um das Boot in der grellen Sonne sehen zu können. Es lag nicht allzu weit vom Ufer vor Anker. Schon von dieser Entfernung aus konnte sie den neuen Namen Neptuns Torheit in Blockbuchstaben auf dem Heck erkennen. Natürlich war der Muschelstreitwagen des Meeresgottes seinerzeit von Delphinen gezogen und nicht von einem Außenbordmotor angetrieben worden. Aber es war wirklich der perfekte Name für Roccos Schiff.
    Er hatte Lattenroste als Behelfstreppe neben dem Motor befestigt, um das Ein- und Aussteigen zu erleichtern. Die ausgestopfte Möwe war zum Bug umgezogen und dort mit mehreren Schnüren aus gelbem Nylon festgezurrt worden.
    Die abgebaute Kajüte hatte Rocco durch eine Konstruktion aus leichten PVC-Rohren ersetzt, die mit bunten, durch Klebeband zusammengehaltenen Windsurfer-Segeln bedeckt waren.
    Der Bau betonte den exzentrischen Charme des ehemaligen Fischerbootes und würde zumindest ein Minimum an Schutz bieten. Bliss war erleichtert, dass sie so nicht in der Sonne schmoren mussten, denn es war nicht mal der Hauch einer Brise zu spüren, und das bemalte Segel mit dem goldenen Löwen war eingeholt und zusammengebunden.
    Bliss und Vi liefen vorsichtig über die Seegrashügelchen die am Wasserrand aufgetürmt waren. Einiges davon war trocken und prickelte angenehm unter den Fußsohlen, doch je näher sie dem Wasser kamen, desto schleimiger wurde es. Vi watete mutigen Schrittes voraus, den Wäschekorb geschickt auf dem Kopf balancierend.
    »Juchhu!«, rief sie.
    Rocco kam aus der zusammengeschusterten Kajüte. »Hallo, Prinzessin.«
    Bliss folgte ihrer Chefin durch das Wasser. Es war Ebbe, sodass nur die Fransen an ihren abgeschnittenen Jeans ein bisschen nass wurden. Auf der Hälfte des Weges blieb sie kurz stehen, um sich umzusehen. Dabei fiel ihr auf, dass sie von ihrer Position aus, halb verborgen vom hohen Schilf, das Restaurant mitten im Nichts sehen konnte.
    Sie dachte an den Tag, an dem Jaz sie dorthin geführt hatte. Von hier aus war es einen knappen Kilometer entfernt, und was sie erkennen konnte, entsprach ihrem ersten Eindruck von damals: etwas heruntergekommen, aber sehr friedlich.
    Bliss hörte ein Platschen, als Vi mit Roccos Hilfe über die Lattenroste an Bord kletterte. Den Wäschekorb musste er ihr bereits abgenommen und weggestellt haben, denn er war nicht mehr zu sehen. Der Künstler zog seine lachende Freundin mit einer mühelosen Bewegung auf das Boot.
    Sie gaben sich einen kurzen Kuss, und Vi machte sich danach auf dem Boot zu schaffen, während Bliss noch durch das Wasser watete. Jetzt war es an ihr, das Boot über die Lattenroste zu erklimmen. Rocco zog sie genauso mühelos an Bord, wie er es gerade mit Vi getan hatte.
    »Wow!«, entfuhr es Bliss, als sie sich umsah. »Die Ersatzkajüte sieht ja echt toll aus.«
    Vi kam dahinter hervor, und Rocco reichte ihr eine Hand. Er zog sie eng an sich und legte den Arm um sie.
    »Findest du? Hab ich mir alles zusammengeschnorrt.«
    »Dachte ich mir schon«, meinte Bliss. »Aber es ist wirklich cool. Neptuns Torheit ist einmalig. Ein Kunstwerk.«
    Rocco nickte aristokratisch mit dem Kopf, was gut zu seiner Größe und der silbernen Haarmähne passte. »Vielen Dank, junge Dame.«
    Nachdem Vi das Boot aus seiner Vertäuung gelöst hatte, tuckerten sie mehrere Seemeilen hinaus, bis ihnen endlich ein anderes Boot begegnete. Die Passagiere winkten und riefen Grüße hinüber, und Rocco winkte würdevoll zurück.
    Die stärker werdende Sonne verriet Bliss, dass sie die Mitte der Bucht erreicht hatten. Dort lagen die Sandbänke, über denen

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