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Verfuehr mich

Verfuehr mich

Titel: Verfuehr mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
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und Austern oder so was Ähnliches. Aber die Wikinger-Theorie wurde nicht besprochen.«
    »Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Rocco ihnen seine Theorie nicht erklärt hat.« Bliss hatte sich in den letzten Wochen diverse Versionen dieser Theorie und auch noch einiges anderes anhören müssen.
    »Oh, ich bin sicher, dass er sie erklärt hat. Aber nur, um dann ganz plötzlich das Thema zu wechseln. Wenn Rocco erst mal anfängt zu reden, dann hört er so schnell nicht wieder auf. Und er bringt es durchaus fertig, in einem Satz vom Thema Wikinger zum Thema Austern oder so was zu kommen. Das macht ja gerade seinen Charme aus.« Vi schob den Korb mit den Rettungswesten etwas höher auf ihre Hüfte.
    »Er bedeutet dir wirklich viel, nicht wahr?« Die Frage war gestellt, bevor es Bliss sich richtig überlegt hatte. Insgeheim betete sie, dass diese Neugierde ihrer Chefin nichts ausmachen würde.
    Vi schien sich von der Frage nicht aus dem Konzept bringen zu lassen, antwortete aber auch nicht sofort. Sie kamen an die letzte Biegung des gewundenen Pfades.
    »Natürlich«, erwiderte sie schließlich. »So verrückt er ist – Rocco Camp ist das Beste, was mir in den letzten Jahren passiert ist.«
    Bliss warf ihr einen ich-verstehe-vollkommen -Blick zu. Nicht dass sie es tatsächlich nachvollziehen konnte, aber sie hoffte, Vi würde endlich anfangen zu reden. Rocco und Vi schienen ihr ein höchst ungleiches Paar zu sein. Die Vorstellung, dass sich ihre perfektionistische Chefin in einen sorglosen Künstler verliebt hatte, wollte ihr immer noch nicht so recht in den Kopf.
    Vi stellte den Korb auf einen Zaunpfahl und rang etwas nach Luft.
    »Soll ich dir helfen?«, bot Bliss ihr an. »Was ist denn da sonst noch drin?«
    Ihre Chefin schob die oben aufliegenden Rettungswesten beiseite und zeigte es ihr. »Eine Thermoskanne mit eiskaltem Kaffee und ein paar selbstgebackene Brownys. Reife Pfirsiche und ein Messer. Rocco schneidet seine Früchte gern selbst auf.« Vi verdrehte die Augen. »Okay, ist ja schon gut – ich verwöhne ihn.«
    »Dagegen ist doch nichts einzuwenden.« Doch Bliss’ taktvolle Entgegnung passte so gar nicht zu ihrem überraschten Gesichtsausdruck, denn Vi fing spontan an zu lachen.
    »Und ich bezeichne Rocco als verrückt … Ich bin mindestens genauso schlimm! Aber eigentlich ist er ja auch gar nicht verrückt. Ein bisschen vielleicht. Seine Bilder wechseln für mehrere hundertausend pro Stück den Besitzer. Ich meine, nur Gott weiß, wo das Geld bleibt, aber er verdient es.«
    »Du willst sagen, er verdient sein eigenes Geld.«
    »Richtig. Und er liebt das, was er tut. Das ist sehr wichtig, Bliss. Schreib dir das ruhig auf.«
    »Das kann ich mir auch so merken.«
    »Ein Mann, der seine Arbeit nicht liebt, macht einen früher oder später verrückt«, fuhr Vi fort. »Lass dir das von einem alten Eheprofi, der dreimal verheiratet war, gesagt sein.«
    »Ich dachte, du wärst viermal verheiratet gewesen?!«
    »Das erste Mal war nur zur Übung. Das zähle ich nicht mit.«
    Bliss nickte. »Ah ja, alles klar.«
    »Jedenfalls habe ich mit Rocco jede Menge Spaß.« Vi nahm den Korb wieder auf, und sie setzten ihren Weg fort. »Und er ist wohl der interessanteste, fantasievollste Mann, den ich jemals kennengelernt habe. In meinem Alter muss ich risikofreudig sein. In unserer Beziehung geht es nicht darum, sich für Kinder zu entscheiden oder Porzellan auszusuchen oder so was.«
    »Und worum geht es dann?«, fragte Bliss neugierig.
    »Um die gegenseitige Liebe«, antwortete Vi schlicht. »Aufeinander achtgeben. Wenn man das mit einem Mann hat, dann hat man alles.«
    Bliss ließ den fantastischen Sommer, den sie bisher mit Jaz erleben konnte, noch einmal Revue passieren. Genau das hatten sie. Wie lange es allerdings halten würde, war eine andere Frage. Und zwar keine, die sie ihm unbedingt stellen wollte. »Uuund«, begann sie langsam, »woher weiß man, wann es der Richtige ist?«
    Vi sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Das mit dir und Jaz ist was Ernstes, nicht?«
    Bliss wurde rot. Hatte sie sich so verräterisch benommen? Vielleicht war es keine so gute Idee gewesen, Vis ständig rotierendes Hirn auf das Thema Liebe zu lenken. Bliss wurde klar, dass Violet sie doch sofort durchschaut hatte.
    »Na ja, ich mag ihn wirklich gern. Und ich glaube, er mich auch. Aber die Frage sollte eigentlich eher allgemeingültig sein.«
    »Aha.« Vi klang nicht gerade, als ob sie Bliss’ Worten Glauben schenken würde.

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