Verfuehre niemals einen Highlander
Feuer angeschaut. Nicht ein Mal hatte ihr Herz sich derart töricht gebärdet. Sie war diejenige, die Herzen brach. Kein Mann berührte je das ihre. Nie. Auf diese Weise wurde man nur verletzt.
Außerdem war sie so gut wie verlobt mit einem sehr würdigen Mann, der völlig bezaubert von ihr war. Sie schaute fort. „Wir sollten fahren.“
„Aye. Ich binde dein Pferd hinten an den Wagen.“
Als er sich entfernte, fühlte sie sich plötzlich seltsam verlassen. Hastig verdrängte sie ihre dumme Reaktion auf sein Lächeln und richtete ihre Gedanken stattdessen auf ihren Vater und seine Reaktion, wenn er hörte, dass ein Mann sie heimgebracht hatte, den er verachtete. Er würde nicht erfreut sein.
Nachdem Ian sich um das Pferd gekümmert hatte, sprang er derart geschickt und wendig auf den Kutschsitz, dass sie sich noch plumper und ungeschickter vorkam als sonst.
Er wandte sich halb zu ihr um, einen Fuß gegen das Trittbrett gestemmt, sodass sein Plaid seine Knie freigab und über dem Saum der Kniestrümpfe eine muskulöse Wade zum Vorschein kam. So männlich. So faszinierend. Und für sie nicht zu haben. Gewaltsam wandte sie den Blick ab.
„Der Weg ist holperig. Wir lassen es langsam angehen“, sagte er.
„Ich bin nicht gebrechlich.“
„Das habe ich nie behauptet.“ Er schnalzte mit der Zunge, und das Pony zog an. Gilly sprang über den Rand des Karrens, landete neben ihr und schmiegte sich an ihr Bein.
„Aus!“, befahl Ian.
Der Hund legte die Ohren an, rührte sich jedoch nicht vom Fleck.
„Lass ihn“, sagte Selina, „er hält mich warm.“
„Der Glückliche“, brummelte Ian.
Hatte sie recht gehört? Hatte er das wirklich gesagt? Oder war das Sarkasmus? Jedenfalls schaute er verdrießlich voraus auf den Weg.“
„Was ist mit deinem Bein passiert?“, fragte er dann. „Auf dem Ball habe ich dich laufen gesehen.“
Soviel zu ihrer Hoffnung auf eine geruhsame Fahrt. „Mein Wagen schlug um und fiel auf mich drauf.“
Er atmete scharf ein. „Ich hoffe, den idiotischen Kutscher ereilte eine gehörige Strafe.“
„Nicht ihn, sie. Ich fuhr selbst, und ich brach mir das Bein.“
Eine Röte flog über seine Wangenknochen. „Oh! Ich wollte nicht …“
„Die Schuld an dem Unfall trage allein ich. Ich fuhr zu schnell und achtete nicht auf den Fahrweg.“ Weil sie in Gedanken bei ihrer letzten Eroberung gewesen war. „Ich hatte Glück, dass durch meine Dummheit nur ich selbst verletzt wurde. Die Schmerzen sind inzwischen vorbei, aber die Knochen sind nicht richtig zusammengewachsen.“
„Das tut mir leid.“ Es klang wirklich echt. Aber andererseits, er hatte schon einmal geklungen, als ob er sie gern hätte – bis seine Brüder sie beide erwischten.
Engländerin. Diebin. Die Hohnworte wirbelten ihr durch den Kopf. Der Krieg zwischen Schottland und England mochte vorbei sein, doch die Familien würden sich bekämpfen, bis niemand mehr übrig war, das verbale Schwert zu schwingen.
Inzwischen waren sie in den breiten Fahrweg eingebogen, der ebenmäßig verlief, sodass sie Fahrt aufnahmen. Bald schon durchquerten sie das Dorf Dunross, wo ein paar struppige Jungen mit einer aufgeblähten Schweinsblase Ball spielten. Als sie den Karren sahen, rannten sie herbei. „Laird! Laird!“, rief einer und sagte etwas auf Gälisch.
Ian antwortete ebenso. Er lachte. „Sie wollen wissen, ob du meine Frau bist. Ich sagte nein, und dass du eine Lady bist und mit Respekt behandelt werden musst.“
Ihre Anspannung löste sich. „Sollten die nicht in der Schule sein?“
„Aye.“
Konnte er nicht mehr als ein Wort am Stück herausbringen? „Du nennst dich Laird – warum erklärst du ihren Familien nicht, dass sie ihnen eine Erziehung einräumen müssen?“
Noch einmal sah er sich um, die Stirn gefurcht, mit hartem Blick. „Sie nennen mich Laird, weil ich ihr Laird bin. Die nächste Schule ist fünfzehn Meilen entfernt.“
„Und warum nicht eine Schule im Dorf einrichten?“
„Wo denn?“ Er klang halb verärgert, halb niedergeschlagen.
Eine Weile schwieg sie. Ihr Vater war derjenige, der für eine Schule sorgen sollte. Ihm gehörte alles hier, außer der alten Mühle und dem Ackerland der Gilvrys.
„Ich werde meinen Vater darauf ansprechen, eine Schule einzurichten. Vielleicht im Gemeinderaum.“
Nun schaute er überrascht und – Gott im Himmel! – sogar erfreut. „Für die Familien hier wäre das eine großartige Sache, und auch aus den Tälern ringsum würden sie die Kinder
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