Verfuehre niemals einen Highlander
sehr kraftvolle Argumente“, hauchte sie, „aber ich bin mir nicht so sicher, dass wir zusammenpassen.“
Wütend fuhr er sie an: „Lass das.“
Fast wäre sie zurückgezuckt, hielt aber stand und hob kühl eine Braue. „Was soll ich lassen?“
„Mich anschmachten, als wäre ich ein Bond-Street-Schönling und wir kokettierten in einem Londoner Salon miteinander.“
„Ist es denn mehr als das?“
Scharf zischte er etwas in Gälisch, rieb sich – wie ratlos – den Nacken. „Aber natürlich! Hier steht dein Ruf auf dem Spiel.“ Jäh schien sein schottischer Akzent stärker zu werden, klang köstlich tief. Mehr nach ihm selbst, so schmerzlich es auch für sie war, was er sagte. Immerhin war es das Eingeständnis, dass nur seine Ehre ihm gebot, die Frau zu heiraten, die ihn gerettet hatte.
War er denn überhaupt froh, dass sie diese Frau war, an die er sich binden musste?
„Unsere Familien sind verfeindet. Dein Vater würde sich im Grab umdrehen.“
Er schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht mein Vater. Außerdem könnte diese Heirat den Weg zur Versöhnung freimachen. Ein Weg, sich endlich von der Vergangenheit zu lösen.“
Gegen besseres Wissen fühlte sie sich durch seine nüchterne Folgerung verletzt. Kurz schloss sie die Augen. Es war vernünftig. Eigentlich vernünftiger noch als ihre Argumente für die Verbindung mit Dunstan.
Mit der Zeit mochte ihr Vater die Vorteile dieser Ehe einsehen.
„Würde eine Ehefrau dich nicht einschränken? Du würdest das Schmuggeln aufgeben müssen.“
Sie sah, wie er die Schultern anspannte. „Das zu entscheiden wäre meine Sache.“
Ah, nicht bereit, sich von einer Frau lenken zu lassen. Wie die meisten Männer. Aus eben dem Grund hatte sie sehr sorgfältig nach jemandem wie Dunstan gesucht.
Seltsam, bei der Vorstellung, Ian zu heiraten, pochte ihr Herz wie wild. Dunstan hatte sie immer kalt gelassen. Dunstan – das hieß kein Wagnis. Ian stellte alles das dar, was Gefahr hieß.
„Der Gedanke, dich zu heiraten, macht mir Angst.“ Ungewollt waren ihr die Worte entschlüpft.
„Wie ich dich sehe, hast du vor nichts Angst.“ Er klang amüsiert. „Du hast es meinen Brüdern stets mit gleicher Münze heimgezahlt.“
„Bis du dich auf ihre Seite gestellt hast.“
Seine Brust hob sich unter einem tiefen Atemzug. „Was ich seitdem jeden Tag aufs Neue bereut habe.“ Sich zu ihr beugend streifte er ihre Lippen mit den seinen. „Du warst ein so tapferes kleines Ding.“ Er seufzte. „Und du hast nie deinem Vater etwas davon gesagt. Nur ein Wort der Klage, und er hätte uns zermalmt, und doch hast du immer geschwiegen.“
„Verpetzen liegt mir nicht.“ Sie runzelte die Stirn. „Daher hättest du mir vertrauen und mich nach Hause gehen lassen sollen.“
„Das hat nichts mit Vertrauen zu tun.“
Und alles mit der Sicherheit seines Clans. Nun seufzte sie. Es war zu spät, darüber zu grübeln, was hätte sein können. Er hatte recht. Was immer sie nun tat, sie war ruiniert.
„Was meinst du nun, Selina?“, murmelte er und betrachtete hungrig ihren Mund, hob ihre Hand an seine Lippen und hauchte Küsse auf ihre Finger. „Vollziehen wir heute Nacht diese Ehe, die wir nach dem Gesetz geschlossen haben? Oder warten wir, bis wir einen Geistlichen finden, und ich begebe mich in mein kaltes, hartes Bett auf dem Fußboden?“
Da hatte er ihr also den Fehdehandschuh hingeworfen. Was vielleicht töricht war bei einer so willensstarken Frau wie ihr, doch er wusste nicht, wie er anders vorgehen könnte. Er wünschte nur, sie würde seinem Urteil in dieser Situation vertrauen. Für sie war Schmuggeln ein Verbrechen, nicht eine Möglichkeit, seinen Leuten ihr täglich Brot zu verschaffen. Sie musste lernen, seinen Entscheidungen zu vertrauen, so wie sein Clan ihm vertraute.
Sanft strich er ihr das Haar aus dem Gesicht. Neben den Freuden der Liebe hatte er Pflichten, Verantwortung, das musste sie einsehen.
Unter seinen Händen wärmte sich ihre Haut, ihre Lider sanken herab, ihre Lippen teilten sich, rot und reif erwarteten sie ihn, und er nahm sie behutsam in Besitz. Wie in der letzten Nacht, als sie ihm hungrig und voller Glut begegnet war. Als er nur mit höchster Willenskraft von ihr hatte ablassen können, um ihr nicht die Unschuld zu nehmen.
Nicht jedoch heute Nacht. Heute Nacht war er ein verheirateter Mann.
Heiß pulsierte es in seinem Unterleib, sodass er unter dem Ansturm von Lust beinahe laut aufstöhnte. Er umfasste ihr Gesicht und zog ihren
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