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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Paul ihr reichte, und schlug ihn an ihren Schenkel, um den Staub abzuklopfen. Ihr Blick glitt einmal über Rafaels imposante Erscheinung und kehrte zu seinen breiten Schultern zurück, bevor sie ihn scheinbar als uninteressant abtat. »Welchem Umstand verdanken wir die Ehre Ihres Besuchs?« Selbst Paul zuckte angesichts ihres zuckersüßen Tonfalls innerlich zusammen. »Ich dachte, Ihr Bruder und ich hätten alles Nötige bei unserem letzten freundlichen Gespräch geklärt.«
    Seine eiskalten, schwarzen Augen wanderten nachdenklich über ihr Gesicht und verharrten auf ihrem üppigen Mund und der dünnen Blutspur in ihrem Mundwinkel. Hitze stieg in seinem Inneren auf, und einen Moment lang schimmerte Verlangen in seinen Augen. »Haben Sie gedacht, wir würden uns so leicht geschlagen geben?« Seine Stimme strich leise und beinahe hypnotisch über ihre Haut. Obwohl seine Hände an seinen Seiten lagen, konnte Colby geradezu fühlen, wie er sie berührte, wie seine Fingerspitzen über ihre Haut glitten, sodass kleine Flammen durch ihren Körper zu tanzen schienen.
    Sie schüttelte die Wirkung seiner Stimme ab und heftete ihren Blick auf die Frau im Wagen. »Fehlt Ihrer Bekannten etwas?«
    Bei diesen Worten hob die Frau den Kopf und starrte Colby böse an. Dann stieß sie die Tür auf und drehte sich sorgfältig auf dem Sitz um, um ihre langen Beine mit den hochhackigen Schuhen ins Blickfeld zu rücken. Sie war eine große, gertenschlanke Blondine mit heller Haut und perfektem Make-up und wirkte in ihrem kühlen, lavendelblauen Kleid wie ein Model. Sie machte sich nicht die Mühe, ihre Verachtung zu verbergen, als sie näher kam und ihren Blick über Colby wandern ließ, wobei sie ihre verwaschenen und zerrissenen Jeans, ihr verschmutztes Gesicht und den zerzausten Zopf begutachtete.
    Colby, die sich ihrer Erscheinung genauso bewusst war wie der Narben an ihren Händen und Armen, die von Bissen und bösartigen Huftritten herrührten, legte eine Hand an ihr wirres Haar. Bevor sie dazu kam, es glatt zu streichen, packte Rafael sie am Handgelenk und zog mit grimmiger Miene ihren Arm nach unten. Elektrische Funken schlugen einen Bogen von seiner zu ihrer Haut und sprangen hin und her. Das Brennen in ihrem Inneren war wieder da und erhitzte ihr Blut. Einen Moment lang trafen ihre Blicke aufeinander, und ein überwältigend starkes körperliches Verlangen wurde wach. Colbys Kinn reckte sich in der herausfordernden Art, die ihre Geschwister so gut an ihr kannten. Hastig entzog sie ihm ihre Hand. Es gefiel ihr gar nicht, dass ihr Körper in Rafael De La Cruz' Nähe ein Eigenleben zu entwickeln schien.
    »Louise Everett«, stellte die Frau sich vor und legte besitzergreifend eine Hand auf Rafaels Arm. »Sie kennen meinen Bruder Sean und seine Frau Joclyn. Die Brüder De La Cruz, ihre Dienerschaft und ich sind zu Besuch auf Seans Ranch.« Sie ließ es so klingen, als wäre sie mit der De La Cruz-Familie eingetroffen. »Als Sean und Joclyn hörten, dass Rafael und ich auf einen Sprung zu Ihnen fahren wollten, baten Sie mich, Ihnen etwas auszurichten.« Sie starrte einen Moment lang geringschätzig auf einen Schmutzfleck auf Colbys Stirn. »Joclyn würde ihrer Tochter gern Reitstunden geben lassen.« Sie überprüfte, ob ihre langen Fingernägel keinen Schaden genommen hatten. »Obwohl es für mich so aussieht, als hätte dieses Pferd Sie mehr als ein Mal abgeworfen. Ich möchte, dass meine bedauerlich verkrüppelte kleine Nichte bei jemandem lernt, der qualifiziert und kompetent ist.«
    Pauls Japsen war deutlich zu hören. Colby war ein Profi. Die Beste. Ihr Ruf im Trainieren von Pferden war überall in den Staaten bekannt. Er wünschte, diese Snobs würden verschwinden, bevor er die Beherrschung verlor und eine Dummheit beging. Er trat aggressiv einen Schritt vor und ballte seine Hände zu Fäusten. Egal, ob dieser De La Cruz gefährlich war und ihn zu Brei schlagen konnte – niemand würde Colby so behandeln und damit durchkommen, nicht solange er, Paul, in der Nähe war. Und diese Bemerkung über die Dienerschaft der De La Cruz' – die Frau meinte die Chevez-Brüder. Paul war ein Chevez und Ginny auch. Bedeutete das, dass sie Dienstboten und keine Ranchbesitzer sein würden, wenn es der Familie gelang, sie nach Brasilien mitzunehmen? Aus dem Augenwinkel erhaschte er einen Blick auf Ginny. Sie machte ein genauso böses Gesicht wie er.
    »Hier liegt wohl ein Irrtum vor.« Colbys Stimme war trügerisch sanft. Sie ging zu der

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