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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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dafür dankbar sein.«
    Colby presste ihre Finger an ihre pochenden Schläfen. Sie brauchte Rafaels beruhigende geistige Nähe. Er liegt in der Erde und ist in Sicherheit. Ich habe ihn mit Blut versorgt. Wir treffen uns nachher in der Scheune. Ich will nicht, dass das Mädchen sieht, was wir tun müssen, um ihrem Bruder zu helfen. Du musst dir ganz sicher sein. Faul kann und wird dir schaden, solange der Vampir Zugriff auf ihn hat und ihn programmieren kann. Ich kann mich dazwischenstellen und ihm die Schmerzen nehmen, aber die Bindung zwischen ihnen kann ich nicht aufheben.
    Nicolas bot ihr an, ihren Bruder zu töten. Seine Stimme, die völlig unbewegt und leer klang, war es, die Colby krank und ihr Rafaels trostloses Dasein eindringlich bewusst machte. Sie konnte fast sehen, wie sich die Dunkelheit in ihn einschlich, seine Seele zerfraß und ihn schließlich verschlang. Sie schloss die Augen, doch sie konnte das Bild, das ihr vor Augen stand, nicht auslöschen.
    Ich passe auf ihn auf, bis du eine Gelegenheit hast, den Vampir zu töten. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen.
    Rafael hat einiges zu verantworten. Eine unüberhörbare Schärfe lag in Nicolas' Stimme.
    Er hat versucht, mir Zeit zu geben. Ist das wirklich so schlimm? Tränen brannten in ihrem Herzen. Hatte sie all das ausgelöst? War es ihre Schuld, dass Rafael wie tot in der Erde lag?
    Ich fühle seine Liebe für dich. Dieses Gefühl gibt mir Halt, aber es kann mich nicht milder stimmen. Er hat mir Hoffnung gegeben, indem er mir seine Gefühle für dich mitteilte. Seine Empfindungen reichen sehr tief und sind äußerst komplex. Vie Anwesenheit anderer Männer in deiner Nähe, einschließlich meiner, bereitet ihm Unbehagen, doch er versucht, diese gefährlichen Emotionen zu ignorieren, um dir den Freiraum zu geben, den du brauchst, um zu ihm zu kommen.
    Ist es meine Schuld?, beharrte sie.
    Schweigen war die einzige Antwort, die sie erhielt, als sie die Scheunentür aufstieß und sich Nicolas und seinen erbarmungslosen schwarzen Augen gegenübersah.

Kapitel 12
    P aul saß still in einer Ecke, dicht neben ihm sein Onkel Julio. Colby konnte nicht umhin, seine schützende Haltung zu bemerken. In diesem Augenblick sah Julio Chevez ihrem Stiefvater so ähnlich, dass es ihr beinahe das Herz brach. Unruhig spähte sie zum Haus. »Ich will lieber noch mal nach Ginny sehen.«
    »Dem Mädchen geht es gut. Sie schläft tief und fest«, sagte Nicolas. »Wenn du es wirklich so haben willst, erledigen wir es besser gleich.«
    Sie bemühte sich, sich von seiner schroffen Art nicht irritieren zu lassen. »Ich wollte nicht Zeit schinden. Zufällig mache ich mir wirklich Sorgen. Das war bis jetzt nicht unbedingt die beste Nacht meines Lebens. Für dich ist der Umgang mit Vampiren vielleicht ganz alltäglich, doch uns ist es neu, dass sie überhaupt existieren.« Sie lächelte ihren Bruder ermutigend an.
    Er versuchte zu grinsen, senkte den Kopf und erhaschte einen Blick auf ihren pfirsichfarbenen BH, der immer noch um seinen Arm geschlungen war. Sofort veränderte sich sein Gesichtsausdruck und wurde düster und hässlich. Paul löste das zarte Dessous von seinem Arm und hielt es mit zwei Fingern hoch, sodass es jeder sehen konnte. Erst jetzt wurde Colby peinlich bewusst, dass sie nichts unter ihrer dünnen Bluse trug und dass sämtliche Knöpfe fehlten. Auch in diesem Augenblick äußerster Demütigung versuchte sie, Rafael zu erreichen. Als ihr klar wurde, dass sie es nicht konnte, fühlte sie nur Leere und Schmerz – und Angst.
    Sie folgte mit den Augen dem Weg, den ihr BH nahm, als Paul ihn von sich schleuderte, als wäre das Wäschestück etwas so Widerwärtiges, dass er nicht einmal den Anblick ertragen könnte. Plötzlich machte er einen Satz, griff nach einer Heugabel und stürzte sich auf Colby.
    Sie sah nicht, wie Nicolas sich bewegte, aber auf einmal stand er vor ihr, nahm Paul die Waffe ab und zog den Jungen an sich. Ihr Bruder erstarrte sofort unter dem Einfluss von Nicolas' unbeugsamem Willen. Colby stockte der Atem, als sie beobachtete, wie seine Eckzähne länger wurden und er sie ohne Vorwarnung tief in Pauls Hals schlug. Sie fühlte sich, als bohrten sich diese scharfen Fänge in ihren eigenen Hals, und erschauerte. In diesem Moment hasste sie Nicolas ... und sich selbst. Sie hasste sogar Rafael. Wie konnte sie einfach zuschauen, wie ein Geschöpf, das sie kaum kannte, das Blut ihres Bruders trank?
    Was macht er? Rafael war schwach, zu schwach. Sie

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