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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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dir gegenüber.
    Colby betrachtete die Linien, die sich so tief in Nicolas' Gesicht eingegraben hatten. Sie hatte ihn mit Rafaels Augen gesehen und sah diese Linien jetzt als Auszeichnung, sah einen Mann von Ehre, einen Mann, der von seinem Schicksal am Boden zerstört, aber trotzdem entschlossen war, diejenigen zu schützen, die er nur aufgrund von Erinnerungen liebte.
    Du hilfst ihm, seine Bürde zu tragen, querida. Allein dafür werde ich dich immer lieben.
    Colby schloss die Augen, um sich ausschließlich auf seine Stimme zu konzentrieren, auf die zärtliche Liebkosung, die an ihr Herz rührte. Sie sehnte sich danach, ihn zu berühren und sich davon zu überzeugen, dass es ihm gut ging. Selbst jetzt suchte er trotz seiner furchtbaren Verletzungen ihre Nähe und die seines Bruders, um sie zu trösten.
    Colby blinzelte die Tränen fort, die ihr in die Augen gestiegen waren. Sie war dabei, sich in ihn zu verlieben. Dabei wusste sie nicht, wie es passiert war; er war nicht der Typ Mann, den sie je für sich in Betracht gezogen hätte.
    Ich bin der einzige Mann für dich.
    Du bist viel zu dominant. Du magst es, wenn eine Frau zu allem, was von dir kommt, Ja und Amen sagt.
    Nur wenn es um Sex geht. Und wenn ich im Recht bin.
    Nicolas' Atem entwich mit einem leisen Zischen. »Lass dein Bewusstsein vollständig mit seinem verschmelzen!« Es war mehr als ein Befehl, es war eine Herausforderung.
    Ohne sich Zeit zu nehmen, darüber nachzudenken und einen Rückzieher zu machen, verschmolz Colby geistig völlig mit Rafael. Sofort wurde sie von Schmerzen überflutet, grauenhaften, unerträglichen Schmerzen, die an ihrem Inneren und an ihrer Haut fraßen, sogar an ihrem Geist. Sie sah mehr als das; sie sah Rafaels Erinnerungen an seine Kindheit und ihn, wie er als kleiner Junge mit einem Freund durch die Hügel rannte, wie er versuchte, seine Gestalt zu verändern, und dabei von einem Baum fiel. Colby sah, wie die beiden miteinander lachten. Sie fühlte die furchtbare Last des Wissens, dass er mit den Erinnerungen an dieses Lachen und an Jahrhunderte enger Freundschaft jenen Freund töten und ihm das Herz aus der Brust reißen musste.
    Mit einem leisen Schrei zog sie sich aus Rafaels Bewusstsein zurück, taumelte zurück und wäre beinahe gestolpert. Obwohl sie nicht bemerkt hatte, wie er sich bewegte, war Nicolas da und ließ sie sanft auf einen Stapel Heu gleiten.
    Colby! Rafaels Aufschrei war wie ein Echo ihres Schreis.
    Ich hatte keine Ahnung, dass du solche Schmerzen hast. Schlaf jetzt sofort ein, Rafael! Ich meine es ernst! Wie konnte irgendjemand mit einer derartigen Wunde überleben? Sie presste eine Hand an ihr Herz. Der Vampir hatte versucht, Rafael das Herz aus dem Leib zu reißen, indem er die starken Kiefer und messerscharfen Zähne der Schlange benutzt hatte.
    »Das hätte ich nicht tun dürfen«, sagte Nicolas. »Ich bereue kaum jemals etwas, aber das war meiner unwürdig. Mein Bruder wird es mir heimzahlen.«
    »Was soll das heißen?«
    Ein schwaches Lächeln huschte um Nicolas' Mund und war sofort wieder verschwunden. »Er hat mich gerade streng zur Ordnung gerufen, und es war nicht für deine Ohren bestimmt.« Er ließ sich neben sie auf den Boden sinken. »Um ehrlich zu sein, ich habe seit ewigen Zeiten nicht mehr an die Karpaten gedacht. Südamerika ist zu unserer Heimat geworden. Ich kann mich nicht einmal erinnern, wie der jetzige Prinz unseres Volkes aussieht. Er war noch jung, als wir ausgesandt wurden, den Vampir zu jagen.«
    »Wurde Kirja auch ausgesandt?«
    Nicolas nickte. »Damals war Vlad Dubrinsky unser Prinz. Er war ein großer Führer und schickte uns fünf nach Südamerika und die Familie Malinov nach Asien.«
    »Sie waren auch fünf Brüder?«
    Wieder nickte Nicolas.
    »Sind sie alle zu Vampiren geworden?«, fragte Colby. Warum konnten die Brüder De La Cruz den Einflüsterungen der dunklen Macht so viele Jahrhunderte widerstehen, während die Brüder Malinov dieser Macht verfallen waren?
    »Ich glaubte, sie wären schon lange tot. Ich hatte seit Jahrhunderten nichts mehr von ihnen gehört. Die meisten Jäger hören Gerüchte über diejenigen, die zu Vampiren geworden sind, und die Familie Malinov wurde nie erwähnt. Meine Brüder und ich leben so abgeschnitten von unserem Volk, dass es nicht weiter verwunderlich schien. Brasilien, der Regenwald, unsere Hazienda – das ist unsere Welt.«
    »Und keiner von euch hat eine Ehefrau?«
    »Gefährtin des Lebens«, verbesserte er. »Wir haben

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