Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan

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nicht mehr zu sehen war, bevor sie sich zu Rafael umwandte. »Du siehst aus, als würdest du jeden Moment umkippen. Ich bin ein guter Schütze, Rafael. Wenn es nicht der Vampir ist, werde ich damit fertig.«
    »Sie essen Menschenfleisch, Colby«, sagte er und zeigte in die Richtung, in der sie Ginny vermuteten. »Du findest deine Schwester, und ich zerstöre das widerwärtige Geschöpf des Vampirs.«
    »Was willst du tun?«
    »Ihn in dem Glauben lassen, du wärst allein. Er wird dir folgen. Ich benutze dich nicht gern als Lockvogel, doch solange ich so geschwächt bin, ist es die einzige Möglichkeit, meu amor.«
    »Es macht mir nichts aus, den Köder zu spielen, wenn wir dadurch Ginny zurückbekommen. Bist du sicher, dass sie am Leben ist?«
    Er atmete tief ein, um die Witterung in der Luft aufzunehmen. »Sie lebt.« Rafaels große Gestalt begann zu flimmern. »In Form von Nebel kann ich das Licht besser ertragen. Ich bin in der Nähe, Colby.«
    Daran zweifelte sie nicht. Rafael litt grauenhafte Schmerzen, aber trotzdem war er zu ihr gekommen, als sie ihn brauchte.
    Er geht ein furchtbares Risiko ein. Nicolas' Stimme war sehr schroff. Bald wird ihn Lethargie befallen und ihn unbeweglich machen, und ohne Deckung wird er sterben.
    Das werde ich nicht zulassen. Sie konnte Rafael nicht umstimmen, wenn er einen Entschluss gefasst hatte. Sie konnte nur versuchen, Ginny so schnell wie möglich aufzuspüren, damit sie alle der immer höher steigenden Sonne entkamen.
    Colby begann, langsam und methodisch den Boden abzusuchen. Ihre Augen klebten förmlich auf dem Untergrund und bewegten sich in immer weiteren Kreisen. In einer flachen Mulde hinter den Felsblöcken entdeckte sie den Teil eines Abdrucks mit einem abgestoßenen linken Absatz und eine rostige alte Schaufel. Sie erkannte sie sofort wieder. Paul und sie hatten sie vor Monaten, als der Griff gebrochen war, weggeworfen.
    Es kostete sie wertvolle zwanzig Minuten, die Stelle zu finden, wo der Mann auf der Lauer gelegen und mit seinen Ellbogen zwei Vertiefungen im Gras hinterlassen hatte. Er hatte lange genug dort gewartet, um drei Zigaretten zu rauchen. Sorgfältig untersuchte sie den Boden, überzeugt, dass der Handlanger des Vampirs irgendein Beförderungsmittel haben musste. Wieder verbrauchte sie kostbare Zeit, die Rafael nicht hatte, indem sie den Weg zurückverfolgte, den der Mann genommen hatte. Ein paar Hundert Meter von seinem Beobachtungsposten entfernt fand sie die Stelle, wo er sein Pferd zurückgelassen hatte.
    Rafael, ich habe diese Spuren schon einmal gesehen. Sie gehören zu einem Mann, der für Clinton Daniels arbeitet. Sein Name ist Ernie Carter. Ich bin ihm nicht weit von der Stelle begegnet, wo ich Petes Leichnam gefunden habe. Seine Augen waren rot und verschwollen, und er wirkte verschlagen und gemein. Könnte er Pete getötet haben? Die Vorstellung, dass dieser Mann in Ginnys Nähe gekommen war, entsetzte sie.
    Das ist mehr als wahrscheinlich.
    Colby untersuchte das zertrampelte Gras, entdeckte die Stelle, wo das Pferd gegrast hatte, und wusste, dass Ernie sich eine ganze Weile hier aufgehalten hatte. Sie konnte eine deutliche Vertiefung sehen, wo der schwere Getreidesack an den Felsen gelehnt und mit seinem Gewicht das Gras platt gedrückt hatte. Sie biss sich auf die Lippen, als sie es deutlich vor sich sah, die kurzen Schritte, die sich vom Pferd entfernten, wobei offensichtlich eine Last getragen worden war. Ernie hatte die Szene vorbereitet und war dann zu seinem Beobachtungsposten zurückgekehrt. Sie fand die verräterischen Spuren, seinen unverkennbaren Stiefelabdruck an der Stelle, wo er beobachtet hatte, wie sie seine Fährte suchte, und dann herumgefahren war, um mit langen Schritten zu seinem Pferd zu laufen.
    Carter ist irgendwo in der Nähe. Er hat mich gesehen und könnte mir jetzt schon folgen. Ihre Schulterblätter juckten, als rechnete sie jeden Moment mit einem Angriff aus dem Hinterhalt.
    Er ist nördlich von dir und zu Fuß unterwegs, irgendwo im Unterholz. Weder Juan noch Julio haben ihn im Schussfeld.
    Colby warf den Kopf hoch. Eine Kälte, die ihr neu war, breitete sich in ihr aus, eine eiserne Entschlossenheit. Nicht nur, dass der Vampir ihr das hier antat, er hatte Paul etwas angetan, was niemand, schon gar nicht ein Kind, erdulden sollte. Ich kann mich jetzt nicht um ihn kümmern, Rafael. Ich muss Ginny finden. Pass auf dass Paul nichts passiert. Versprich es mir!
    Querida, Paul wird nichts geschehen. Ich habe dieses