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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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ihren Rippen. Dabei achtete er genau darauf, von niemandem beobachtet zu werden.
    Widerstrebend hob er den Kopf und hielt Colbys Blick mit seinem fest. Indem er sich nach der Art seines Volkes so lange konzentrierte, bis sich sein Geist von seinem Körper löste und er zu reiner Energie wurde, trat er in Colbys Körper ein, um ihn von Rauchgasen zu befreien und ihre Wunden von innen zu heilen. Er ließ Colby so lange in einer Art Trance bleiben, bis er sicher war, jede Verletzung behandelt und jede Infektion ausgeschlossen zu haben. Auch für ihre Lungen bestand keine Gefahr mehr. Langsam ließ er sie los, während er im Geist schon die Leute dirigierte, die eingetroffen waren, um zu helfen.
    »Wir haben alles unter Kontrolle, Colby«, murmelte er leise. »Ich will nicht, dass du dich wieder in Gefahr begibst, sobald ich dir den Rücken zukehre. In den Stall zu laufen war mutig, aber dumm. Mach so etwas nie wieder. Ich kann nicht dulden, dass du dich derart in Gefahr begibst.«
    Sie klammerte sich noch einen Moment lang an ihn und kostete es aus, seine Kraft und seine Zuversicht zu spüren. Colby brauchte nicht ihre eigenen Gefühle zu kennen, um seine absolute Autorität und Tatkraft zu bewundern. Der Mann wusste wirklich, wie man die Dinge anpackte.
    Die nächsten ein, zwei Stunden waren ein einziger Albtraum. Colby und Paul versorgten die Verbrennungen der völlig verschreckten Pferde, während die Männer zu verhindern versuchten, dass das Feuer auf das Wohnhaus und die anderen Gebäude übergriff. Manchmal, wenn Colby aufsah, stellte sie fest, dass Rafaels eindringlicher Blick auf ihr ruhte. Er schien überall zugleich zu sein und arbeitete die ganzen frühen Morgenstunden hindurch mit der unermüdlichen Ausdauer einer Maschine.
    Endlich war von dem Feuer bis auf glimmende Asche und Rauchfahnen nichts mehr übrig, und die Tiere waren alle versorgt. Paul und Ginny kamen, um sich trösten zu lassen – und um Antworten zu bekommen.
    Immer noch in ihrem zerfetzten und versengten Schlafanzug und mit rauchgeschwärztem Gesicht betrachtete Colby das Werk der Zerstörung. »Wie konnte das passieren?« Sie stöhnte leise vor Verzweiflung. »Wir hatten keine Chance, die Stallungen zu retten. Das Feuer war überall und völlig unkontrollierbar. Kein Alarm ging los, und die Sprinkleranlage hat auch nicht funktioniert.« Fassungslos schüttelte sie den Kopf.
    Colby war am Boden zerstört. Vierzehn der Pferde, die in ihren Stallungen untergebracht waren, einschließlich des einen, das Rafael eingestellt hatte, gehörten nicht ihr. Sie gab ihnen Unterkunft und trainierte sie. Die Pferde waren zu einem bestimmten Zweck gezüchtet worden und für ihre Besitzer von unschätzbarem Wert. Jetzt waren sie durch das Feuer trau-matisiert, hatten sich Verbrennungen, Schnittwunden und Prellungen zugezogen und litten an den Rauchgasen, die sie eingeatmet hatten. Für all diese Schäden würde man Colby verantwortlich machen.
    Paul legte einen Arm um sie, eine unbeholfene Geste des Trostes, aber seine Augen wanderten automatisch zu der einen Person, die in diesem Chaos alles im Griff zu haben schien. Rafael und die Brüder Chevez hatten lange und schwer mit Sean Everetts Leuten und den Männern von der Forstverwaltung gekämpft, um zu verhindern, dass die ganze Ranch in Flammen aufging. Paul wollte nicht von seinen unbekannten Verwandten in ein fremdes Land mitgenommen werden, weit weg von dem Heim, das er liebte, und vor Rafael De La Cruz hatte er richtiggehend Angst. Aber er konnte nicht leugnen, dass sie ohne diese Männer alles verloren hätten.
    Rafael las die verzweifelte Bitte in Pauls jungem Gesicht und entschuldigte sich sofort bei der kleinen Gruppe von Männern, mit der er gerade redete. Er fasste Colby am Arm und führte sie sehr behutsam über den Hof und die Stufen hinauf zu der Veranda des Wohnhauses. Nachdem er sie sanft, aber fest auf die Schaukel gedrängt hatte, schenkte er ihr aus dem Krug ein Glas Wasser ein. Ginny hatte ihn für die Männer, die das Feuer bekämpften, ständig aufgefüllt. Colby wirkte wie betäubt.
    Hilflos starrte sie ihn an; sie war verwirrt und sehr verängstigt. »Wie ist es möglich, dass der Feueralarm nicht funktioniert hat? Wir haben mehrere Geräte – wie konnten sie alle versagen?«, murmelte sie. »Und die Sprinkleranlage ... Ich habe sie erst vor Kurzem überprüfen lassen. Wie konnte der ganze Stall so schnell abbrennen? Ich verstehe das nicht.«
    »Wir werden es herausfinden, meu

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