Verführer oder Gentleman? (German Edition)
lass Miss Lockwood tun, wofür ich sie bezahle. Warte bei den Stallungen auf mich, ich würde gern unter vier Augen mit ihr sprechen.“
Mit einem charmanten Lächeln verabschiedete Sedgwick sich von Juliet und steuerte die Tür an.
Dominic folgte ihm und mahnte: „Mach dich bloß nicht an sie heran, Charles! Was ich sagte, war ernst gemeint. Miss Lockwood ist hier, um zu arbeiten, und ganz sicher nicht, um deinen Verführungskünsten zu erliegen.“
Nicht im Mindesten erschrocken über den Groll seines Freundes, lachte Sedgwick leise. „Keine Bange, Dominic. Wenn die junge Dame verführt werden soll, kann man wohl erwarten, dass du das selber erledigen willst.“
Sein spöttisches Grinsen ermahnte den Duke zur Vorsicht. Keinesfalls durfte er seine wahren Gefühle für Miss Lockwood zu erkennen geben.
Lässig schlenderte Charles davon und ließ ihn mit Juliet allein.
„Falls Sie auf einen guten Rat Wert legen, Miss Lockwood …“, begann Dominic und kehrte zum Tisch zurück. „Lächeln Sie Charles nie mehr so an wie in jenem Moment, als ich die Bibliothek betrat. Wenn Sie das tun, wird er sich ermutigt fühlen und versuchen, Sie zu verführen.“
Ungläubig starrte sie ihn an. Wie streng und missbilligend seine Miene wirkte … War das derselbe Mann, mit dem sie so einträchtig am Rand des Weizenfelds gesessen hatte? „Ich weiß Ihren Rat zu schätzen, Lord Lansdowne. Aber ich habe Sir Charles Sedgwicks Charakter bereits durchschaut und kann mich seiner auch ohne Ihre Hilfe erwehren.“
Dominic vermochte seine Eifersucht kaum zu zügeln. Wütend zog er seine Brauen zusammen, seine Lippen verkniffen sich. „Mussten Sie ihm so warmherzig begegnen?“
„Warmherzig?“, wiederholte sie irritiert. „Wir haben nur miteinander gesprochen.“
„Dann wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie diese Gespräche auf Ihre Freizeit beschränken würden. Lassen Sie sich nicht von Ihrer Arbeit ablenken. Sonst könnten Ihnen Fehler unterlaufen. Und das werde ich nicht dulden.“ Seine Miene verfinsterte sich zusehends, auf eine Weise, die alle seine Angestellten fürchteten. Plötzlich verwirrte ihn der heftige Zorn, den er gegen Miss Lockwood empfand. Hatte sie ihn, wie eine Hexe, in einen unwiderstehlichen Bann gezogen? Welch ein absurder Verdacht … Gewiss war es nicht ihre Schuld, dass er unentwegt an sie denken musste.
„Was soll das heißen?“ Empört schnappte Juliet nach Luft, sprang auf und stemmte ihre Hände in die Hüften, offenbar genauso wütend wie er. Aus ihren Augen schienen Funken zu sprühen. „Ich arbeite hart genug und gebe Ihnen sicher keinen Grund zur Klage. Keine Ahnung, warum Sir Charles hereinkam …“
„Wissen Sie das wirklich nicht?“, unterbrach er sie in schroffem Ton.
„Natürlich konnte ich ihm nicht die Tür weisen. So unhöflich bin ich nicht. Und es hätte mir auch gar nicht zugestanden.“ In wachsendem Staunen überlegte sie, warum der Duke sich so merkwürdig verhielt. „Was stimmt denn nicht? Sind Sie mit meinen Leistungen unzufrieden, Lord Lansdowne?“
„Unsinn, ich habe Ihnen nichts vorzuwerfen. Und jetzt sollten Sie sich wieder Ihrer Arbeit widmen.“
Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und verließ den Raum. Er hatte sich lächerlich gemacht. Warum? Mühsam versuchte er sich zu fassen. Wieso dachte er ständig an Miss Lockwood? Warum tauchte ihr Gesicht dauernd in seiner Fantasie auf? Wieso trieb ihn ein magischer Zwang in die Bibliothek, wenn er wusste, sie würde am Tisch sitzen?
Die Erinnerung an das bezaubernde Lächeln, das sie Charles geschenkt hatte, erhitzte sein Blut nach wie vor und schürte seine Eifersucht. Heiliger Himmel, was geschah mit ihm? Wieso konnte eine Frau ihn dermaßen durcheinanderbringen? Das verstand er nicht. Nur eins wusste er – dass er sich völlig verändert fühlte, von Emotionen beherrscht, die er in dieser Intensität nie zuvor empfunden hatte.
Ganz plötzlich war der Eindruck entstanden, Miss Lockwood hätte schon immer zu seinem Leben gehört. Sie passte nicht zu ihm, weil sie einer anderen Gesellschaftsschicht entstammte. Trotzdem vermochte er sie nicht aus seinen Gedanken zu verbannen.
Da er Charles kannte, ahnte er, wie sein Freund darauf brannte, diese Frau zu verführen. Und wer konnte ihm das verdenken? Juliet Lockwood strahlte eine Schönheit aus, die sich nicht nur in ihrem Gesicht zeigte, sondern auch ihr Herz und ihre Seele erfüllte. Von innen her schien sie zu leuchten, und das erkannten alle Männer bei
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