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Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Titel: Verführer oder Gentleman? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dickson
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begreifen.“
    „Von anderen Schürzenjägern weiß ich nichts, Euer Gnaden. Und – ja, in der Tat, es bereitet mir einige Schwierigkeiten, ein solches Verhalten zu verstehen. Trotzdem wollte ich Ihren Charakter nicht verunglimpfen.“
    „Und ich wette, das hätten Sie wohl kaum gesagt, wäre ich nicht Ihr Arbeitgeber, Miss Lockwood. Sonst würden Sie mich gnadenlos zurechtweisen. Was ich sowieso nach Ansicht zahlreicher Leute verdienen würde.“
    „Vielleicht. Aber es steht mir nicht zu, so etwas auszusprechen.“
    „Wie alt sind Sie, Miss Lockwood?“
    „Dreiundzwanzig. Also noch keine alte Jungfer.“
    Dominic lachte, und sie errötete erneut, von wachsendem Unbehagen erfasst. Dieses unpassende Gespräch musste sie beenden.
    „Keine Ahnung, wie spät es ist …“, platzte sie heraus, sprang auf und beschäftigte sich angelegentlich mit ihrem Korb. „Wenn die Leute ihre Arbeit wieder aufgenommen haben, werde ich Dolly helfen, hier alles in Ordnung zu bringen, und dann mit ihr ins Haus gehen.“
    Sein Blick schweifte von der Hecke zu Juliet zurück. „Erst wenn ich Sie noch einmal lachen höre. Sie lachen viel zu selten, Miss Lockwood.“
    Unsicher schüttelte sie den Kopf und senkte die Wimpern. Was sollte sie von der Art und Weise halten, wie er sie musterte? Sie wusste es einfach nicht. Schließlich gelang es ihr zu lächeln. Gegen ihren Willen fühlte sie sich vom sanften, seidenweichen Klang seiner Stimme geschmeichelt.
    „Wie ich gestehen muss, habe ich seit einem gewissen Zwischenfall auf der Academy in Bath nicht mehr so viel gelacht wie heute. Damals war ich elf Jahre alt.“
    Als er merkte, dass sie keine nähere Erklärung abgeben würde, zuckten seine Mundwinkel. Offenbar amüsierte er sich wieder einmal. „Da Sie mir den Grund Ihres Kummers nicht freiwillig verraten, muss ich als Duke und Ihr Dienstherr darauf bestehen.“
    „Tatsächlich?“ Nur mühsam bezwang Juliet ihren Lachreiz. „Kennen Sie kein Erbarmen, Euer Gnaden?“
    „Nein. Schon gar nicht, wenn Sie mich mit ‚Euer Gnaden‘ anreden.“
    „Aber es ist wirklich nicht interessant.“
    „Darauf kommt es mir nicht an. Sprechen Sie, das ist ein Befehl, Miss Lockwood.“
    Seufzend sank sie erneut ins Gras und kauerte sich diesmal auf ihre Fersen. „Wenn es unbedingt sein muss …“
    „Ja, es muss sein.“
    „Also gut …“ Ihre Gedanken kehrten in die Vergangenheit zurück, und ihre Stimme nahm einen wehmütigen Klang an. „Auf der Academy hatten wir eine besonders strenge Lehrerin namens Miss Murdoch, eine große, dünne Frau mit spitzem Kinn und stechenden grünen Augen, denen nichts entging. Wann immer eine Schülerin schlechte Leistungen erbrachte, schlug Miss Murdoch ihr mit einem Lineal auf die Fingerknöchel.“
    „Was hat denn dieses Monstrum unterrichtet?“
    „Englisch, Geschichte und Musik. Wie Sie bereits wissen, Lord Lansdowne, lassen meine musikalischen Talente sehr zu wünschen übrig. Obwohl nicht nur mein Gesang, sondern obendrein die Betätigung sämtlicher Musikinstrumente alle Ohren beleidigt, erklärte Miss Murdoch, ich müsse mich nur etwas mehr bemühen, um meine Darbietungen zu verbessern. Sie zwang mich, vor der ganzen versammelten Academy Klavier zu spielen. Natürlich beschwor sie damit eine Katastrophe herauf. Statt sich selbst die Schuld daran zu geben, machte sie mir heftige Vorwürfe und behauptete, ich hätte fleißiger üben sollen. Dann schmetterte sie ihr gefürchtetes Lineal mit aller Kraft auf meine Finger, die ich ihr hinhalten musste. Selbst wenn ich es gewollt hätte – ich wäre eine Woche lang unfähig gewesen, Klavier zu spielen.“
    Von unvernünftigem Zorn gegen die grausame Lehrerin ergriffen, fragte Dominic: „Und was hat das mit Ihrem Gelächter zu tun, Miss Lockwood? Das war doch eine Tortur.“
    „Nun, das hängt mit dem komischen Aspekt dieser Geschichte zusammen“, fuhr Juliet lächelnd fort, ein boshaftes Funkeln in den Augen. „Nicht nur auf mich hatte es Miss Murdoch abgesehen. Einige leidtragende Mädchen verbündeten sich mit mir, und wir beschlossen uns zu rächen. Eines Abends streuten wir Juckpulver zwischen ihre Bettlaken. Die arme Frau bekam einen grauenhaften Ausschlag. Tagelang musste sie sich kratzen.“
    „Wie ich annehme, fand die arme Frau nicht heraus, wer ihr das angetan hatte?“„O nein, niemals“, bestätigte sie fröhlich. „Sonst wären wir alle von der Schule verwiesen worden. Niemals werde ich den nächsten Morgen vergessen. Mit

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