Verführer oder Gentleman? (German Edition)
gelöst und ringelte sich über die rechte Wange. Behutsam strich Dominic das Löckchen zur Seite und spürte ihr samtig weiches Ohr. Sie erstarrte, während er mit einer Fingerspitze die Konturen ihres Kinns nachzeichnete und ihren Hals streichelte. Durch ihren ganzen Körper strömte ein heißer Schauer, und ihr stockte der Atem.
Der Duke trat noch näher an sie heran, mit seiner rechten Hand umschloss er ihren Nacken.
„Bitte … nicht …“, wisperte sie und traute sich kaum zu, ein klar verständliches Wort zu äußern. Viel zu schnell pochte ihr Puls. „Bedenken Sie doch, Lord Lansdowne – Sie sind mein Arbeitgeber.“
„Aber ich betrachte Sie nicht als meine Angestellte.“
In seinen Augen las sie brennende Leidenschaft. Nichts hatte sie auf ihre heftige Erregung vorbereitet. Dieses Gefühl entstand in ihrer Brust, wo ihr Herz gegen die Rippen hämmerte, und durchdrang alle ihre Adern. Welch eine große Bedeutung sie diesem Moment in ihrem Leben beimessen musste, wusste sie. Nun kam eine wichtige Erfahrung auf sie zu, deren Wesen sie noch nicht begriff.
Krampfhaft klammerte sie sich an ihre Selbstkontrolle – wie an eine Rettungsleine, um nicht unterzugehen. Doch es war schon zu spät, weil sie eine Sehnsucht nach etwas empfand, das sie zuvor nicht gekannt hatte, das ihr nur dieser Mann schenken konnte.
Sie spürte, wie sie innerlich zitterte. So machtvoll war Dominic Lansdownes Nähe, dass sie verstört vor ihm zurückwich und erwartete, er würde ihre Abwehr respektieren. Stattdessen folgte er ihr sofort, ergriff ihre Oberarme und zog sie an sich.
Obwohl ihr Herz jubelte, bekämpfte sie ihn. Ihre Gegenwehr war sinnlos, denn er presste seinen Mund auf ihren, mit einer Glut, die sie zu lähmen schien. Reglos lehnte sie an seiner Brust. Da sie noch nie geküsst worden war, fehlten ihr Vergleichsmöglichkeiten. Jedenfalls erschien ihr warm und angenehm, was sie jetzt erlebte, und allmählich konnte sie die Emotion benennen, die in ihr wuchs – Verlangen. Ja, sie begehrte ihn. Gleichzeitig fürchtete sie ihn – und sich selbst.
Während er seine Lippen beharrlich an ihren bewegte, stürmten berauschende Gefühle auf sie ein und zwangen sie, sich an ihn zu klammern, ihren Mund für seine drängende Zunge zu öffnen. Nichts hatte sie vor dieser heißen Lust gewarnt, vor ihren rasenden Herzschlägen, vor Lord Lansdownes Armen, die sie immer fester umschlangen – und vor ihrem eigenen Körper, der sie aufforderte, mit seinem zu verschmelzen.
Schließlich hob Dominic den Kopf, starrte in Juliets gerötetes Gesicht und staunte über die unerwartet starken Gefühle, die der jungfräuliche Kuss eines unerfahrenen Mädchens in ihm entfesselte.
Er hatte keineswegs geglaubt, die junge Dame würde nicht einmal ahnen, wie sie den Kuss erwidern sollte. Immerhin hatte sie sich enthusiastisch in die Arme jenes jungen Mannes geworfen. Trotzdem konnte er dank seiner eigenen Erfahrungen feststellen, wie ungeübt Miss Lockwood in der Kunst des Küssens war.
Lächelnd beobachtete er ihre flatternden Lider und schaute in verschleierte dunkle Augen. „Nun, nun, Miss Lockwood – Sie verfügen über verborgene Talente, die ich bisher nicht erkannt habe.“ In seiner leisen Stimme schwang unverhohlenes Entzücken mit, und sie spürte seine Hitze. Behutsam drückte er sie wieder an sich, obwohl sein Körper ihm befahl, die verlockende junge Frau ins Gras zu werfen und seine Begierde zu stillen.
Jetzt wurde ihr allmählich bewusst, was geschehen war. Offenbar hatte er angenommen, dass sie den Kuss wünschte. Dieser Gedanke trieb noch heißeres Blut in ihre Wangen. Ja, es stimmte, sie hatte sich nach ihm gesehnt – und ihren Arbeitgeber bedenkenlos geküsst.
Mit aller Kraft stemmte sie ihre Hände gegen seine Brust, doch es misslang ihr, ihn wegzuschieben. „Bitte lassen Sie mich los, Lord Lansdowne. Das … das ist nicht richtig. In Ihrer Nähe kann ich … nicht klar denken.“
„Das müssen Sie auch gar nicht, Miss Lockwood, ich denke für Sie.“
„Aber ich denke lieber eigenständig.“
Er umfasste ihre Hände, die seine Brust immer noch berührten, und sein Mund näherte sich erneut ihren bebenden Lippen.
„Bitte – nicht!“, flehte sie. „Was Sie von mir wollen, weiß ich nicht. Aber ich würde mich niemals zum Spielzeug eines Mannes erniedrigen. Entschuldigen Sie mich, ich möchte zum Haus gehen.“
Dominic versuchte nicht, sie zurückzuhalten. Ehe er sie begleitete, wartete er, bis sie
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