Verführer oder Gentleman? (German Edition)
sich einige Schritte entfernt hatte. Triumphierend lächelte er vor sich hin. O ja, sicher würde es ihm leichtfallen, Miss Lockwood zu verführen. Fast zu leicht. Sie war ein naives Mädchen, neigte zur Scheu, zum Erröten, zu verblüfft geweiteten Augen. Und ihre Schönheit bezauberte ihn.
Aber sie war völlig unschuldig, manipulierbar … Sein Körper hätte ihn beinahe dazu getrieben, die Intimitäten fortzusetzen, sich zu befriedigen, wie er es immer tat. Und er hätte Miss Lockwood an Ort und Stelle besitzen können, wäre es sein Wunsch gewesen. Doch das widerstrebte ihm. Er fand es viel interessanter, mit ihren Emotionen zu spielen und sie in sein Bett zu locken. Und sie sollte sich in ihn verlieben.
Das würde geschehen. Daran zweifelte er nicht. Den Freund, den sie in Brentwood getroffen hatte, liebte sie offenbar nicht. In diesem Mann sah er keinen Rivalen. Würde er ihr etwas bedeuten, hätte sie seinen Kuss nicht so hingebungsvoll erwidert. Nachdem er sie verführt hatte, würde er seine Geliebte ersetzen – Frances mit ihrem viel gerühmten schönen Gesicht und der wohlgeformten Figur, stets bereit, ihn zu erfreuen und alle seine Bedürfnisse zu erfüllen.
Leider benahm sie sich in letzter Zeit wie eine anspruchsvolle, nörgelnde Ehefrau, nicht mehr wie die fügsame Geliebte, die er großzügig aushielt. Zwölf Monate lang hatte die bisher angenehme Beziehung gedauert. Und jetzt war es an der Zeit, die Affäre zu beenden.
In Miss Lockwoods Frische und Naivität würde er genau das finden, was seine übersättigten Sinne brauchten. Und ihre Unschuld weckte den Wunsch, sie zu beschützen. So etwas hatte er nie zuvor empfunden. Alles in allem würde sie eine perfekte Mätresse abgeben.
5. KAPITEL
A uf dem Rückweg zum Haus nahm Juliet die Leute nicht wahr, die an ihr vorbeischlenderten. Viel zu schmerzhaft wurden ihr die Konsequenzen des schamlosen Geschäkers mit ihrem Arbeitgeber bewusst. Was geschehen war, verwirrte sie zutiefst. Nie zuvor hatte sie sich so verunsichert gefühlt. Dominic Lansdowne hatte ihre Anschauungen und Grundsätze auf verschiedenen Ebenen herausgefordert. Nun musste sie überlegen, wie sie die wachsenden Komplikationen ihrer Situation bewältigen sollte.
Seinen Ruf kannte sie. Er war ein Frauenheld, von zahlreichen jungen Damen heiß begehrt. Und vielleicht hielt er mehrere Geliebte auf luxuriöse Weise aus. Also wollte er einen verarmten Niemand, der seine Bücher katalogisierte, wohl kaum auf diese Liste setzen.
Als sie die Terrasse betrat, holte er sie ein und hielt ihren Arm fest. Sekundenlang war er ihr nahe genug, sodass sie sein Flüstern mühelos verstand.
„Sie sind sehr schön, Juliet.“ Zum ersten Mal sprach er sie mit ihrem Vornamen an. „Und ich werde Sie besitzen. Zweifeln Sie nicht an meinen Worten.“
Nur flüchtig streifte ihr Blick seine Hand auf ihrem Unterarm. Dann schaute sie in sein Gesicht. Von der Wirkung erfasst, die er auf ihre Sinne, ihre Gefühle und ihr Selbstvertrauen ausübte, zitterte sie erneut. Sobald sie seine Augen sah, wusste sie, wie ernst er meinte, was er angekündigt hatte.
„Ihre Worte? Und was genau sind Ihre Worte wert, Lord Lansdowne? Erklären Sie mir das, wenn Sie es können.“
„Nun, es sind die Worte eines Mannes, dem Sie gehören werden.“
„Ganz sicher nicht. Es wäre unschicklich, sogar skandalös. Und ich werde es nicht zulassen. Soll ich weiterhin für Sie arbeiten, Euer Gnaden?“, fragte Juliet in ruhigem Ton.
„Ja, natürlich.“
„Pflegen Arbeitgeber die Abhängigkeit ihrer Angestellten auf solche Weise auszunutzen?“
Ihre Ermahnung traf ihn effektiver, als es ein Tritt gegen sein Schienbein vermocht hätte. Abrupt ließ er sie los, wich zurück und betrachtete sie. Miss Lockwood war eine Jungfrau. Und mit Jungfrauen hatte er keine Erfahrungen gesammelt. Bei seinem ersten erotischen Erlebnis war er sechzehn Jahre alt und seine Liebhaberin zum Glück geübt gewesen.
Danach hatte er sich mit mehreren Gespielinnen vergnügt, auch mit Londoner Halbweltdamen, und erst neulich in Frankreich hatte er seine Bedürfnisse auf angenehmste Weise befriedigt. Keiner einzigen dieser Frauen hatte er die Unschuld geraubt.
Er spürte Miss Lockwoods Angst ebenso wie ihre Sehnsucht. Mit Erfahrungen hing die Sinnenlust nicht zusammen. Aber sie hatte recht, er war ihr Arbeitgeber. Und in diesem Moment erschien sie ihm sehr verletzlich.
Zum ersten Mal seit Jahren empfand er eine gewisse Unsicherheit, und sein
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