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Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Verführer oder Gentleman? (German Edition)

Titel: Verführer oder Gentleman? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Dickson
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Folgen nach sich ziehen.“
    Das Kinn vorgereckt, öffnete Geraldine die Tür und stolzierte davon.
    Wie versteinert stand Juliet inmitten der Bibliothek. Aus ihrem Gesicht war alle Farbe gewichen, wachsende Verzweiflung überschattete ihre Augen.
    Juliet stapelte die Bücher, die sie gesichtet hatte, ordentlich auf dem polierten Tisch und stand auf. Wegen des Zeitverlusts, durch Robbys und Miss Howards Besuch bewirkt, beendete sie ihre Arbeit an diesem Tag später als normalerweise.
    Außerdem war ihr die Konzentration schwergefallen, nachdem sie den eigentlichen Zweck von Geraldines Stippvisite erfahren hatte. Die Drohung war unmissverständlich. Wenn Juliet Lansdowne House nicht freiwillig verließ, würde die junge Dame ihr das Leben zur Hölle machen und den Duke über Robbys Haftstrafe informieren.
    Im Kamin war das Feuer herabgebrannt, die Luft im Raum trotz des Sommerabends erkaltet. Juliet ballte die Hände und stöhnte leise, weil ihre Finger von all der Schreibarbeit schmerzten. So spät war es geworden. Sie musste gähnen. Plötzlich fand sie ihr Bett sehr verlockend.
    Als sie die Halle betrat, ließ Pearce gerade jemanden eintreten, und sie blieb stehen. Der Duke kehrte von seinem Jagdausflug zurück, übergab dem Butler seinen Hut und die Handschuhe, dann beauftragte er ihn, der Köchin mitzuteilen, sie möge ein frisches Dinner vorbereiten. Schließlich ordnete er ein heißes Bad an, ehe er mit seinen üblichen langen Schritten auf sie zu ging. Diese arrogante Anmut würde sie stets in Verbindung mit ihm bringen. Juliet straffte den Rücken und hob den Kopf, ohne zu ahnen, dass sie sich versteifte. Die Schultern leicht vorgeneigt, erweckte sie den Eindruck, sie müsste etwas Verletzliches in ihrem Innern schützen.
    „Heute haben Sie ungewöhnlich lange gearbeitet, Miss Lockwood.“
    „Ja, ich hatte viel zu tun. Bitte entschuldigen Sie mich, Lord Lansdowne, ich möchte mein Bett aufsuchen.“
    „Dafür ist es noch zu früh“, entschied er. „Haben Sie zu Abend gegessen?“
    „Nein, ich … ich bin nicht hungrig“, erwiderte sie stockend und wahrheitsgemäß. Seit der Auseinandersetzung mit Geraldine Howard hatte sie zuallerletzt an eine Mahlzeit gedacht.
    „Dann werden Sie nach einem Glas Wein sicher Appetit verspüren. Dinieren Sie mit mir, Miss Lockwood. Die letzten beiden Tage waren ziemlich anstrengend. Deshalb würde ich mich über angenehme, erholsame Gesellschaft freuen.“
    Zögernd überlegte sie, ob sie den Verstand verlor und sich albernen Illusionen hingab. Denn sie glaubte, dass Dominic Lansdowne tatsächlich wünschte, den restlichen Abend mit ihr zu verbringen. Ein vertrautes Dinner mit einem Duke stand eindeutig nicht auf der Liste akzeptabler Beschäftigungen einer Frau in ihrer Position. Trotzdem widerstrebte es ihr, die Einladung abzulehnen, aber sie tat es, weil sie den Gedanken nicht ertrug, er könnte sie mit voller Absicht umgarnen und in Versuchung führen. Wenn sie allein mit ihm wäre … Während sie sich die Intimität einer solchen Situation vorstellte, drang brennende Röte in ihr Gesicht.
    „Das … das würde sich gewiss nicht schicken …“, stammelte sie.
    In seinem Lächeln lag sanfter Spott. „Schon wieder lassen Sie sich von Ihrem Stolz bezwingen, Miss Lockwood.“ Herausfordernd hob er die Brauen. „Was bedrückt Sie? Fürchten Sie, in meinen Bann zu geraten?“
    „Natürlich nicht“, log Juliet sittsam.
    „Dann ist ein Dinner mit mir völlig harmlos, nicht wahr?“
    Da gab sie sich geschlagen. „Ja, Sie haben recht. Vielen Dank, Lord Lansdowne, ich werde Ihnen sehr gern Gesellschaft leisten. Vorher möchte ich in mein Zimmer gehen und mich frisch machen. Auch für mich war es ein langer Tag. Beinahe fühle ich mich wie eines der staubigen alten Bücher, mit denen ich mich heute befasst habe.“
    „Gut, inzwischen nehme ich mein Bad. In einer Stunde treffen wir uns im Speisezimmer.“
    Dominic schaute ihr nach. Seit den kurzen Liebkosungen in Cordelias Garten wusste er, wie verführerisch er seiner Angestellten erschien. Wie es ihrem Charakter entsprach, würde sie solche Gefühle nicht auf die leichte Schulter nehmen. Nach jener Soiree hatte er sich von ihr ferngehalten, in der Hoffnung, seine Abwesenheit würde ihr Verlangen schüren.
    Und jetzt, während er sie die Treppe hinaufsteigen sah, fand er sein Ziel, eine neue Geliebte zu wählen, nicht nur ideal, sondern zudem erreichbar. Sein Entschluss stand endgültig fest. Um seinen Plan zu

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